Köpfe und Konzepte der Finanzwelt

Wirtschaftsdenker: Milton Friedman (1912 - 2006) Monetarismus und Geldmengensteuerung

Wenn Inflation zur Hauptsorge wird.

Wenn Preise spürbar steigen, rücken bestimmte Akteure sofort in den Mittelpunkt: die Zentralbanken. Leitzinsen, Bilanzsummen, Anleihekaufprogramme – all das bestimmt plötzlich Nachrichten und Diskussionen. Oft fällt dann ein Gedanke, der mit einem Namen verbunden ist: Die Kontrolle der Geldmenge entscheidet über Inflation. Dahinter steht der Monetarismus, eng verbunden mit Milton Friedman.

Das Konzept im Kern: Inflation als Geldproblem

Der Monetarismus setzt an einer klaren Aussage an: Inflation ist auf Dauer vor allem ein monetäres Phänomen. Das bedeutet:

Wenn die Geldmenge schneller wächst als die reale Wirtschaftsleistung, steigen mittelfristig die Preise. Kurzfristige Schwankungen durch Energiepreise, Löhne oder Steuern spielen eine Rolle, aber die grundlegende Tendenz der Inflation wird über das Geld bestimmt.

Monetarismus versteht Inflation langfristig vor allem als Ergebnis von Geldpolitik."

Daraus leitet Friedman mehrere Forderungen ab:

  • Zentralbanken sollen die Geldmenge gleichmäßig und berechenbar wachsen lassen.
  • Sie sollen nicht ständig versuchen, Arbeitslosigkeit kurzfristig zu steuern, sondern sich auf Preisstabilität konzentrieren.

Politik und Notenbanken sollen damit berechenbarer werden. Überraschende Eingriffe, schnelle Richtungswechsel oder dauerhafte Geldspritzen zur Stimulierung der Konjunktur sieht der Monetarismus kritisch. Sie gelten als Auslöser von Instabilität und Vertrauensverlust in die Währung.

Wichtige Annahmen dahinter:

  • Auf längere Sicht kann man die Wirtschaft nicht dauerhaft über ihr Leistungsvermögen hinaus anschieben.
  • Versuche, über zu lockere Geldpolitik mehr Beschäftigung zu erzwingen, enden am Ende in höherer Inflation.
  • Marktwirtschaftliche Strukturen sind grundsätzlich leistungsfähig, wenn das Geld stabil bleibt.

Was stärker ausgeblendet wird: Verteilungsfragen, Spekulationsdynamiken an Vermögensmärkten und die Rolle von Finanzinnovationen.

Der Kopf hinter der Idee: Milton Friedman als Kritiker der Nachfragesteuerung

Milton Friedman wirkte vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er arbeitete als Professor, publizierte in Fachkreisen und mischte sich aktiv in politische Debatten ein.

Seine Ideen wurden in einer Phase sichtbar, in der viele Staaten stark keynesianisch dachten. Man vertraute auf Konjunkturprogramme und eine aktive Rolle des Staates. Gleichzeitig traten Phänomene auf, die mit diesem Bild schwer zu erklären waren, etwa die Stagflation: hohe Inflation und hohe Arbeitslosigkeit gleichzeitig.

Friedman kritisierte, dass man die Wirkung der Geldpolitik unterschätzt hatte. Er stellte die langfristige Bedeutung der Geldmenge heraus und warnte vor der Illusion, man könne mit wechselnden Eingriffen exakt steuern. Seine Arbeiten trugen dazu bei, dass Zentralbanken unabhängiger wurden und sich stärker auf Preisstabilität konzentrierten.

Bedeutung und Grenzen heute

Viele heutige Grundsätze der Geldpolitik tragen eine monetaristische Spur. Unabhängige Zentralbanken, Inflationsziele und die Betonung von Glaubwürdigkeit knüpfen an Friedmans Gedanken an. Auch die Warnung vor dauerhaften Geldspritzen zur Lösung struktureller Probleme spielt in aktuellen Diskussionen eine Rolle.

Gleichzeitig zeigt die Praxis klare Grenzen:

  • Die Verbindung zwischen Geldmengenwachstum und Inflation ist nicht immer stabil, besonders in komplexen Finanzsystemen.
  • Erwartungen, globale Kapitalströme und Vermögenspreise beeinflussen die Wirkung von Geldpolitik stark.
  • Phasen niedriger Inflation trotz großer Zentralbankbilanzen haben gezeigt, dass die Realität vielschichtig ist.

Trotzdem bleibt ein Kern aktuell: Eine dauerhaft unsolide Geldpolitik untergräbt Vertrauen und kann hohe Inflation oder Währungskrisen auslösen. Die Frage ist heute weniger, ob Geldpolitik wichtig ist, sondern wie breit man sie denken muss.

Fazit und Merksätze

Der Monetarismus rückt das Geld in den Mittelpunkt der Inflationsfrage. Milton Friedman sieht die Hauptaufgabe der Zentralbanken darin, für einen verlässlichen Rahmen und stabile Preise zu sorgen. Der Ansatz mahnt zur Vorsicht vor kurzfristigen Eingriffen, die langfristige Stabilität gefährden. Seine Stärke liegt in der klaren Verbindung zwischen Geldpolitik und Preisniveau, seine Schwäche in der Vernachlässigung anderer Einflussfaktoren in einer globalisierten Finanzwelt.

Drei Merksätze:

  1. Monetarismus versteht Inflation langfristig vor allem als Ergebnis von Geldpolitik.
  2. Zentralbanken sollen berechenbar handeln und Stabilität über kurzfristige Effekte stellen.
  3. Der Ansatz war wegweisend für unabhängige Notenbanken, reicht allein aber nicht aus, um heutige Finanzsysteme vollständig zu erklären.

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