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Finanzlexikon Mythen und Realität: Gold

Gold als Krisenversicherung im Zeitverlauf.

Kaum eine Anlageform ist so stark mit Emotionen und Symbolik aufgeladen wie Gold. Für die einen ist es „das einzig wahre Geld“, für andere eine irrationale Spekulation. Besonders in Krisenzeiten rückt Gold ins Zentrum der Aufmerksamkeit: als Schutz vor Inflation, Währungsreformen oder geopolitischen Schocks. Doch was sagt der Rückblick auf die Fakten? Wie hat sich Gold tatsächlich entwickelt – und wie viel Krisenschutz bietet es wirklich?

Gold im langen historischen Bogen

Gold ist seit Jahrtausenden ein Wertspeicher. Bis in die 1970er-Jahre war sein Preis über den Goldstandard fest mit Währungen verknüpft. Erst nach dessen Aufhebung 1971 konnte der Marktpreis frei schwanken – und damit begann eine neue Ära.

  • Der Goldpreis lag 1971 bei rund 35 US-Dollar je Unze.
  • In der Inflationsphase der 1970er-Jahre stieg er bis 1980 auf über 800 US-Dollar – ein Zuwachs von mehr als 2.000 %.
  • Danach folgte eine lange Durststrecke: In den 1980er- und 1990er-Jahren pendelte Gold meist zwischen 300 und 400 Dollar. In realer Kaufkraft war das ein deutlicher Rückschritt.

Erst in den 2000er-Jahren erlebte Gold eine Renaissance, getrieben von Finanzkrise, Unsicherheit und der expansiven Geldpolitik der Notenbanken.

Gold in Krisenzeiten

Die Stärke von Gold zeigt sich besonders in Phasen, in denen Vertrauen in Geld und Märkte schwindet.

  • 1970er-Jahre: Ölkrisen und Inflation machten Gold zum Zufluchtsort. Während Aktien und Anleihen real verloren, vervielfachte sich der Goldpreis.
  • 2008/09: In der globalen Finanzkrise stieg Gold von rund 800 auf über 1.200 Dollar – ein Plus von 50 % in kurzer Zeit, während Aktienmärkte kollabierten.
  • 2020: In der Corona-Pandemie erreichte Gold im August ein Rekordhoch von rund 2.070 Dollar je Unze. Anleger suchten Sicherheit, während die Weltwirtschaft stillstand.
  • 2022/23: Angesichts Inflation und geopolitischer Unsicherheit stieg Gold erneut und bewegte sich dauerhaft über 1.800 Dollar. Ende 2023 markierte es mit über 2.100 Dollar neue Höchststände.

Gold reagiert also besonders stark, wenn Vertrauen in Papiergeld sinkt.

Rendite im Vergleich

Doch wie schlägt sich Gold langfristig gegenüber Aktien oder Anleihen?

  • Laut Berechnungen des UBS Global Investment Returns Yearbook liegt die reale Goldrendite seit 1900 bei nur rund 1 % pro Jahr.
  • Im Vergleich dazu erzielten Aktien real 5–6 %, Anleihen rund 2 %.
  • Das bedeutet: Gold schützt in Krisen, ist aber langfristig keine Ertragsmaschine.

Auch jüngere Zeiträume bestätigen das: Zwischen 2010 und 2020 stieg der Goldpreis zwar um etwa 30 %, doch Aktienmärkte wie der S&P 500 legten im selben Zeitraum um über 200 % zu.

Psychologische und kulturelle Dimension

Gold ist kein Wundermittel, aber auch kein Irrglaube. Es erfüllt eine klar definierte Rolle: Stabilität in Extremsituationen. Wer jedoch hofft, mit Gold langfristig Vermögen aufzubauen, wird enttäuscht. Die Geschichte zeigt: Gold glänzt vor allem dann, wenn alles andere strauchelt. Doch sobald die Normalität zurückkehrt, übernehmen Aktien wieder die Führung."

Warum bleibt Gold trotzdem so beliebt? Weil es mehr ist als eine Anlageklasse. Gold ist Symbol für Sicherheit und Beständigkeit – es ist nicht beliebig vermehrbar und seit Jahrtausenden akzeptiert. Diese kulturelle Verankerung macht es zu einer Art „emotionalem Gegengewicht“ zu abstrakten Finanzmärkten.

Gerade in Deutschland, geprägt von Inflationserfahrungen, ist die Affinität zu Gold besonders hoch. Privatanleger halten Schätzungen zufolge über 9.000 Tonnen Gold in Form von Münzen und Barren – mehr als die Bundesbank in ihren Reserven.

Lehren für Anleger

Der Rückblick auf die Goldgeschichte liefert klare Botschaften:

  • Ja, Gold schützt in Krisen. In Phasen hoher Inflation oder Finanzpanik hat es bewiesen, dass es Stabilität ins Portfolio bringen kann.
  • Nein, Gold ist kein Renditebringer. Über lange Zeiträume bleiben Aktien deutlich überlegen.
  • Gold ist eine Beimischung. Wer es als 5–10 % des Vermögens hält, gewinnt psychologische Sicherheit und Krisenschutz, ohne langfristig auf Rendite zu verzichten.

Fazit

Gold ist kein Wundermittel, aber auch kein Irrglaube. Es erfüllt eine klar definierte Rolle: Stabilität in Extremsituationen. Wer jedoch hofft, mit Gold langfristig Vermögen aufzubauen, wird enttäuscht. Die Geschichte zeigt: Gold glänzt vor allem dann, wenn alles andere strauchelt. Doch sobald die Normalität zurückkehrt, übernehmen Aktien wieder die Führung.

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