Null-Prozent-Finanzierung: Worauf Kunden achten müssen

Kaufen auf Pump – was früher als verpönt und moralisch fragwürdig galt, gehört heute zum Alltag. Radio- oder Fernsehspots machen ständig auf die unzähligen Angebote zur Null-Prozent-Finanzierung aufmerksam und vermitteln Konsumenten damit die Botschaft, dass sie sich ohne Weiteres ihren Herzenswunsch erfüllen können – auch wenn die Taschen leer sind. Dabei gibt es Alternativen zu diesem Kredit.

Laut einer repräsentativen Umfrage nimmt jeder fünfte Deutsche das Angebot einer Null-Prozent-Finanzierung wahr. Das zeigt, dass die Werbung der Händler bei Verbrauchern ankommt und die Hemmschwelle, ein zinsloses Darlehen aufzunehmen, bei vielen sinkt – zu verlockend scheinen die Aussichten auf den gewünschten 65-Zoll-Fernseher, die neueste Spielekonsole oder den größeren Kleiderschrank. Und eine kleine Rate pro Monat sprengt schließlich nicht den eigenen finanziellen Rahmen.  

Verbraucherzentrale warnt vor zinslosen Krediten 

Doch die Verbraucherzentrale warnt vor den Risiken dieser Finanzierungsart: Zum einen verleitet sie Konsumenten dazu, etwas zu kaufen, was sie sich eigentlich nicht leisten könnten, zum anderen werde ihnen nahegelegt, dass eine Null-Prozent-Finanzierung ein Schnäppchen ist – dabei sind die Artikel im Geschäft meistens deutlich teurer als im Internet. Hier sehen Verbraucherschützer das Problem, dass Kunden durch die Marketingstrategie der Banken und Händler geblendet werden, um schnell einen Vertrag über das vermeintliche Sonderangebot abzuschließen. 

Mit einem Schritt in die Schuldenfalle 

Damit bestünde aber die Gefahr, dass Kunden sich zu „unüberlegtem Konsum“ verleiten lassen – eine Einladung zum Schuldenmachen, wenn man so will. Und tatsächlich belassen es viele nicht bei einer zinslosen Ratenzahlung. Sie muten sich mit verschiedenen Käufen immer mehr zu. Spätestens hier schnappt für einige die Schuldenfalle zu, da sie die Übersicht über ihre zu leistenden Zahlungen verlieren. Im schlimmsten Fall merken sie, dass es ihnen nicht möglich ist, die Raten weiterhin planmäßig zu zahlen. Dabei reagieren Kreditgeber bei Verzug empfindlich: Sie haben das Recht, dem Kunden fristlos zu kündigen und ihm Verzugszinsen zu berechnen. 

Kunden sollten ihre finanzielle Situation bedenken

Deshalb wäre es besser, wenn Kreditnehmer in spe sich im Vorfeld fragen, ob sie das zu finanzierende Wunschobjekt wirklich brauchen und ob sie die Schulden dafür begleichen können. 

Immer mehr Menschen lassen sich zum bargeldlosen Bezahlen verleiten. 

Nur wer sich seiner finanziellen Situation in den nächsten Monaten bzw. Jahren absolut sicher ist, sollte den Schritt zum Null-Prozent-Kredit wagen. Kommen Verbraucher zu dem Ergebnis, dass sie lediglich mit Hilfe eines Dispokredits ihre Raten tilgen können, ist es ratsam, die Finger von dieser Art der Finanzierung zu lassen. Schließlich betragen die Zinsen für den Überziehungskredit zehn bis 13 Prozent. 

Vorsicht! Kein gesetzliches Widerrufsrecht 

Neben der eventuellen Schuldenfalle existieren noch weitere Nachteile: Bei einer Null-Prozent-Finanzierung gibt es kein gesetzliches Widerrufsrecht, da es sich nicht um einen Verbraucherkredit handelt (Urteil des Bundesgerichtshofs vom 30. September 2014, Az. XI ZR 168/13). Was das bedeutet? Die Welt erklärt es in ihrem Artikel über Null-Prozent-Finanzierung so: Wenn ein Kunde den gekauften Gegenstand aufgrund eines Mangels zurückgibt und ihm von Seiten des Händlers der Kaufbetrag erstattet wird, hat die Bank trotzdem weiterhin Anspruch auf die Ratenzahlung. 

Vertrag genau durchlesen 

Darüber hinaus sollten Kreditnehmer auf das Kleingedruckte achten. Denn bei einigen Banken können Bearbeitungsgebühren anfallen: Angenommen jemand will einen Fernseher im Wert von 3000 Euro über einen Null-Prozent-Kredit finanzieren. Die Bank verlangt nun von dieser Person eine Gebühr von zwei Prozent, die er laut Vertrag bezahlen muss. Aus dem einst so lukrativen zinslosen Kredit wird ein Minusgeschäft von 60 Euro. Bevor der Kunde den Handel abschließt, sollte er sich vorher alles genau durchlesen und bei unklaren Passagen beim Verkäufer nachfragen.

In vielen Verträgen lauert zudem eine Restschuldenversicherung. Sie soll dem Kunden einen Schutz bieten, falls er sich nicht mehr in der Lage sieht, seine Raten abzubezahlen. Da die Versicherung aber teuer ist, rentiert sie sich laut Badischer Zeitung für Waren bis zu einem Wert von 1000 Euro nicht. 

Alternative Finanzierungsmöglichkeiten 

Natürlich kann es immer mal vorkommen, dass die Waschmaschine oder der Kühlschrank kaputt gehen, der Kreditsuchende während der Bonitätsprüfung des Händlers aber eine Ablehnung erhält. Dann ist eine Null-Prozent-Finanzierung nicht mehr möglich. Spätestens hier stehen viele vor dem Problem, dass eine Alternative her muss. Da der Kredit beim Händler nicht bewilligt wurde, ist anzunehmen, dass die Hausbank diesen ebenfalls abschmettert. Was also tun? Unzählige Anbieter bieten beispielsweise einen Expresskredit an. 

Was es zu beachten gibt 

Wie bei jedem anderen Ratenkredit ist es notwendig, die Konditionen der verschiedenen Anbieter zu vergleichen. Hierbei müssen Kunden wissen, auf welche Faktoren es ankommt: nämlich den Zinssatz, die Laufzeit sowie den effektiven Jahreszins. Ersterer bestimmt, wie viel der Kredit im Jahr kostet, während sich aus der Laufzeit, zusammen mit der gewünschten Summe und dem Zinssatz, die monatliche Rate ergibt. Auch der Effektivzins spielt bei der Entscheidung des richtigen Anbieters eine wichtige Rolle. Je niedriger er ist, desto günstiger ist der Kredit. 

Realistische Angaben machen 

Nachdem sich der Kreditnehmer über die verschiedenen Angebote informiert und den besten Anbieter für sich ausgesucht hat, füllt er zunächst ein Onlineformular aus. In diesem macht er Angaben zu seiner Person, erklärt den Grund – oder auch Zweck – für die Aufnahme des Kredits und gibt zudem die Zahlungsmodalitäten an. Dafür ist eine realistische Einschätzung der Rückzahlung nötig, um später finanziell nicht allzu sehr ins Strudeln zu kommen. Die Zu- oder Absage erfolgt dann binnen weniger Minuten per Email, wobei die Abwicklung des Kreditantrags sowie Bestätigung der Identität über die Post erfolgt. 

Der Vorteil dieser Finanzierungsmöglichkeit ist, dass Verbraucher einen Expresskredit mit oder ohne Schufa-Auskunft beantragen können. Die Schufa ist eine privatwirtschaftliche Auskunftei, die Geldgebern Informationen zu der Kreditwürdigkeit ihrer Kunden erteilt. Wer dieser Überprüfung aus dem Weg gehen möchte, kann einen schufafreien Kredit beantragen. Dabei ist aber zu beachten, dass Raten sowie Zinsen höher ausfallen können.  

Fazit 

Egal, ob Null-Prozent-Finanzierung oder Expresskredit – der Schritt, diese Zahlungsmethoden zu beantragen, will wohl überlegt sein. Vor allem im Hinblick auf Schuldenfallen. Im ersten Moment erscheinen dem Verbraucher derartige Kredite verlockend, da sie ihm vermitteln, dass er sich trotz seines finanziellen Engpasses problemlos Herzenswünsche erfüllen kann. Schnell ist ein Kauf beschlossen, ohne sich möglicher Konsequenzen bewusst zu sein. Dabei sollten Kunden sich die Angebote genau anschauen und sich der Vor- sowie Nachteile bewusst werden (siehe Tabelle).

 

  Vorteile Nachteile
Null-Prozent-Finanzierung - Kunden können selbst bei fehlendem Eigenkapital einen Kredit aufnehmen
- Finanzielle Engpässe können überbrückt werden
- Die Ware ist beim stationären Händler nicht immer günstiger
- Wegen der zinslosen Finanzierung kaufen Kunden unter Umständen mehr als sie sich leisten können
- Bearbeitungsgebühren können im Vertrag versteckt sein, genauso wie eine Restschuldenversicherung - Bei mehreren Ratenzahlungen verliert der Kunde schnell den Überblick
Expresskredit - Der Kunde bekommt eine schnelle Rückmeldung, ob der Kredit bewilligt ist oder nicht
- Eignet sich für kleinere und größere Anschaffungen - Mit dieser Art des Ratenkredits können finanzielle Engpässe auch über längere Zeit hinweg überbrückt werden
- Da es sich hierbei um einen Online-Kredit handelt, ist der Antragsteller auf sich alleine gestellt
- Bei einem Kredit ohne Schufa-Auskunft können die Zinsen und Raten höher sein
- Auch wenn die Zusage schnell über Email erfolgt, wird der Rest über den postalischen Weg geregelt. Somit ist das Geld unter Umständen erst drei Tage später auf dem Konto