Serie Bildung: Viele Wissenschaftler sind frustriert Raus in die reale Welt
Zunehmend viele Wissenschaftler sind vom derzeitigen Hochschulsystem frustriert, sie möchten aussteigen und in die reale Welt wechseln. Der folgende Beitrag beschäftigt sich mit den Motiven und geht den Ursachen auf die Spur.
Wissenschaftler, die sich für die Forschung entscheiden, benötigen Mut und Optimismus. Die Gründe: enormer Wettbewerb, miese Zukunftsperspektiven und oft prekäre Arbeitsverhältnisse. Sie wechseln alle paar Monate den Vertragspartner und sind nicht selten zu Umzügen gezwungen. Bereits mit 40 droht vielen die Arbeitslosigkeit, wenn sie bis dahin keine Dauerprofessur ergattern konnten. Familienplanung wird damit schwierig, oft sogar unmöglich, auch das fördert die allgemein schlechte Stimmung.
Autorenbox (bitte nicht verändern)
Wissenschaftler spielen zunehmend mit dem Ausstiegsgedanken
Der wissenschaftliche Nachwuchs trifft Jahr für Jahr auf schlechtere Rahmenbedingungen. Während die Anzahl der Studierenden kontinuierlich steigt, verharren die Festanstellungen für wissenschaftliche Jobs auf gleichem Niveau. Das zwingt ausgerechnet die Begabtesten zur Orientierung außerhalb der Wissenschaft. In der Wissenschaftspolitik ist weitgehend unbekannt, wie groß die Anzahl der potenziellen Aussteiger wirklich ist und valide Zahlen sind in Bezug auf Arbeitsbelastung auch kaum vorhanden. Eine aktuelle Medienumfrage an bundesdeutschen Hochschulen will mehr Transparenz schaffen. Lesen Sie im weiteren Verlauf wichtige Details.
Etwa 7.000 Personen wirkten aktiv an der Umfrage mit
Resignation, schlaflose Nächte, Burn-out und Überstunden, das sind die Schlagworte, über die junge Wissenschaftler bei der Studie meistens berichteten. Nicht wenige ergänzten ihre Kommentare mit Bemerkungen wie "Keine Ahnung, wie es weitergehen soll" oder "Ich will nicht mehr". Darüber hinaus kommt die Umfrage zu einem dramatischen Resultat: Achtzig Prozent der Befragten spielen mit Gedanken zum baldigen Ausstieg. Selbst jeder zweite Juniorprofessor denkt an einen Wechsel, obwohl hier eine wesentlich stärkere Verwurzlung mit der Wissenschaft die Regel ist.
Bereits mit 40 droht vielen wissenschaftlichen Nachwuchskräften die Arbeitslosigkeit."
Unterschiedliche Reaktionen
Während Hochschulrektoren die Absichten der jungen Wissenschaftler meist nachvollziehen und akzeptieren, wird aus dem Bildungsministerium eine Sorge laut: Der Beruf Professor leidet an Attraktivitätsverlust. Der Hochschulverband reagiert realitätsbewusster und wundert sich nicht über die Abwanderungsbewegung in die freie Wirtschaft.
Warum Wissenschaftler ihr Glück in der Wirtschaft suchen
Immer mehr Hochschulabsolventen interessieren sich nach dem Studienende für eine Stelle in der Realwirtschaft und gaben dafür folgende Gründe an:
- Für 34 Prozent gibt es dort klarere Zukunftsaussichten.
- Für 23 Prozent ist die bessere Bezahlung Motivation.
- Etwa 20 Prozent sehen dort optimale Möglichkeiten zum Vereinbaren von Arbeit und Familie.
- Die Entscheidung für ein mögliches Verbleiben in der Wissenschaft fällt meist zu spät.
- Andere Beweggründe wurden von acht Prozent angegeben.
Die Entscheidungen der jungen Wissenschaftler sind nachvollziehbar und müssen toleriert werden. Gleichwohl geht der Wissenschaft dadurch wertvolles Potenzial verloren. Bund und Länder arbeiten derzeit an Maßnahmen, die der Entwicklung gegensteuern sollen.
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