Die beliebtesten Aktien der Deutschen: Sind deutsche Aktionäre dumm?
Gemeinhin gelten die Deutschen als Aktienmuffel. Im Schnitt besitzt nur etwa jeder zehnte Bundesbürger Aktien oder Aktienfonds. Bis wir ein Volk der Aktionäre werden, ist also noch ein weiter Weg zurückzulegen. Aber auch wo Aktieninvestment stattfindet, ist man wenig einfallsreich - Zeichen von Dummheit oder sinnvolles Verhalten?
Bei einer Stichprobe aus einer Grundgesamtheit von einer Million Depots zeigten sich jüngst überraschende Ergebnisse. Das meist-gehaltene Papier ist die T-Aktie. Danach folgen die Aktien von Daimler, Commerzbank und Deutscher Bank. Auch BASF, Allianz, Siemens, E.on und VW finden sich überdurchschnittlich häufig im Portfolio. Wer sich intensiver mit der Entwicklung von Aktien befasst, den wird diese Auswahl überraschen - stehen doch einige Werte für ausgesprochen schlechte Performance.
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Engagements trotz enttäuschter Erwartungen
Um die T-Aktie gab es mal einen Riesen-Hype mit fantastischen Kursentwicklungen, die danach wie ein Blase platzten. Immerhin haben sich Telekom-Anteile seither recht passabel entwickelt. Wenig Freude kann und konnte man auch an Bank-Aktien haben. Spätestens seit der Finanzkrise gelten diese Werte als angeschlagen. Am meisten gebeutelt sind derzeit Deutsche Bank-Aktionäre. Dividenden gehören für sie erst einmal ins Reich der Träume. Auch die Beliebtheit von E.on ist schwer erklärlich. Zwar galten Energieversorger früher einmal als sichere Bank, doch seit der Energiewende leiden sie unter den Kernkraft-Altlasten. Und bei VW mag es vielleicht die Hoffnung auf bessere Zeiten sein, die zum Halten motiviert. Nach dem Abgasskandal hat die VW-Aktie dramatisch an Wert verloren. Wer jetzt verkauft, würde herbe Verluste realisieren.
Um die T-Aktie gab es mal einen Riesen-Hype mit fantastischen Kursentwicklungen."
Immer noch besser als verzinsliche Anlagen
Doch ganz so fragwürdig wie es scheint, ist diese Auswahl nicht. Tatsächlich handelt es sich bei den genannten Papieren ausnahmslos um DAX-Werte. Wer eine breite Risikostreuung betreiben und in den Markt als Ganzes investieren möchte, für den macht die Aufnahme solcher Aktien in sein Portfolio durchaus Sinn und wie sich deren Performance auf lange Sicht darstellen wird, steht auf einem anderen Blatt. Wesentlich kritischer zu bewerten ist, wenn ein Aktiendepot nur aus ein oder zwei Papieren besteht. Denn nur auf einzelne Werte zu setzen, das ist das eigentliche Risiko bei Aktienengagements.
In diesem Sinne wäre es wünschenswert, wenn deutsche Aktionäre noch breiter streuen würden. Bisher fokussiert man sich vor allem auf deutsche Werte - nach dem Motto "ich kaufe, was ich kenne". Das bedeutet gleichzeitig, auf den risikomindernden Effekt einer Mischung über nationale Märkte hinweg zu verzichten. Immerhin ein bisschen Aktieninvestment ist immer noch besser, als ausschließlich auf verzinsliche Anlagen zu setzen. Damit ist nämlich realer Kursverlust fast schon garantiert.
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