Gezerre hinter den Kulissen Unicredit-Einstieg bei der Commerzbank
Schon seit Längerem gilt die Commerzbank als Übernahmekandidat. Doch bisher scheiterten alle Vorstöße in diese Richtung - bis vor gut zwei Wochen, als die italienische Unicredit-Bank überraschend mitteilte, dass sie neun Prozent der Commerzbank-Anteile erworben habe bzw. Anrechte auf entsprechende Anteile besitze.
Daraus sind mittlerweile 21 Prozent geworden. Über spezielle Derivate hat die Unicredit sich weitere Aktien gesichert. Bei den Derivaten handelt es sich um sogenannte Total Return Swaps - das sind Instrumente, die den verdeckten Anteilserwerb in der Zukunft ermöglichen und gerne bei feindlichen Übernahmen eingesetzt werden.
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Bundesregierung wurde kalt erwischt
Mit den Derivaten hat die Unicredit-Bank noch nicht die Zehn-Prozent-Schwelle überschritten, ab der die Beteiligungen durch die EU genehmigt werden müssen. Die Erlaubnis dafür ist bereits beantragt. Gibt die EU-Kommission ihr Placet, könnten die Anteile durch weitere Zukäufe bis auf 30 Prozent aufgestockt werden. Beim Überschreiten dieser Schwelle müsste die Unicredit dann ein offizielles Übernahmeangebot für Deutschlands Traditionsinstitut abgeben.
Die Bundesregierung wurde von den Unicredit-Aktivitäten "kalt erwischt". Unicredit-Chef Orcel nutzte eine günstige Gelegenheit. Zu Zeiten der Finanzkrise zwecks Stützung des damals angeschlagenen Finanzinstituts erworben wollte der Bund sich jetzt von Commerzbank-Anteilen trennen. Rund 4,5 Prozent der Commerzbank-Aktien wurden in einem Auktionsverfahren am Markt angeboten. Dabei wurde eine Variante gewählt, die es auch einem einzelnen Bieter ermöglichte, das komplette Aktienpaket zu erwerben.
Trotz beruhigender Erklärungen dürfte Unicredit-Vorsitzer Orcel seinen Übernahmekurs weiterverfolgen."
Am Beginn der Auktion sah es zunächst so aus, als ob mehrere Bieter zum Zuge kommen würden. Erst im weiteren Verlauf stellte sich dann heraus, dass die Unicredit-Bank den Zuschlag alleine erhalten würde. Und erst als das in trockenen Tüchern war, wurde bekannt, dass die Unicredit sich einen weiteren Anteil von 4,7 Prozent am Markt gesichert hatte. Die Bank nutzte dabei geschickt die bestehenden Melderegeln für Aktienkäufe, die ein solch verdecktes Vorgehen ermöglichen.
Neuer Bankenriese am deutschen Markt?
Die Bundesregierung ist über das Vorgehen der Unicredit "not amused". Bereits heute ist die Unicredit-Bank ein Schwergewicht am deutschen Bankenmarkt. Sie tritt unter der Marke HypoVereinsbank auf. Die als Unicredit Bank GmbH firmierende Tochter ist die Nr. 5 unter Deutschlands Geschäftsbanken, die Commerzbank die Nr. 4. Die nächsten Wochen werden spannend. Trotz beruhigender Erklärungen dürfte Unicredit-Vorsitzer Orcel seinen Übernahmekurs weiterverfolgen.
Erst der Mensch, dann das Geschäft