Gewinnrechnung Wie viel Rendite am Markt ist realistisch?

Und wie viel Rendite ist mindestens nötig? Das Thema Renditen treibt Anleger immer wieder um und sorgt für teilweise hitzige Diskussionen.

Wie hoch sollten Renditen für das investierte Geld sein? Ab welchem Gewinn lohnt sich eine Investition in aktiv gemanagte Fonds? Und welche Rendite-Versprechungen sind unrealistisch? Wir fühlen verschiedenen Investments auf den Zahn, klären welche Zahlen Anleger jeweils erwarten können - und wie hoch Aufwand und Risiken sind.

Die Inflation schlagen

Ein Ziel, das allen Anlageformen gemein sein sollte: Die eigene Investition sollte in jedem Fall die jährliche Inflation schlagen, sodass sich das Vermögen auch wirklich mehrt. Doch wie hoch fällt die Inflation tatsächlich aus? Von staatlicher Seite wird ein Inflationsziel von unter zwei Prozent pro Jahr angegeben. Laut offizieller Tabelle lag die Inflation 2018 etwa bei 1,8 Prozent, 2019 bei 1,4 Prozent und 2020 lediglich bei 0,5 Prozent. In der Praxis sind diese Zahlen jedoch meist wenig realistisch, da der "virtuelle Warenkorb", mit dem die Inflation bestimmt wird, oft durch exotische Käufe schön gerechnet wird. So liegen dann beispielsweise Kanarienvögel im Einkaufswagen, weil deren Verkaufspreise in den vergangenen Monaten sanken, während andere, viel häufiger gekaufte Waren, nicht im Warenkorb zu finden sind. Anleger sollten daher mit einer realen Inflation von rund zwei bis drei Prozent jährlich rechnen. Und diese muss die Anlage schlagen.

Welche Renditen sind realistisch?

Wichtig ist es auch, sich an den Netto-Renditen zu orientieren, also an den Gewinnen nach Abzug aller Kosten. So zum Beispiel bei unserer ersten Anlageklasse, den aktiv gemanagten Fonds, die meist über Ausgabeaufschläge im Bereich von fünf Prozent verfügen. Fondssparpläne sind bei Deutschen beliebt, fast eine halbe Billion Euro haben Anleger hierzulande in diese Assets investiert.

Als Grundregel gilt: Ein guter aktiv gemanagter Fonds sollte den Markt schlagen - denn sonst lohnen sich die gezahlten Ausgabeaufschläge nicht. Netto-Renditen zwischen fünf und zehn Prozent jährlich sollte ein guter Fonds durchaus einbringen; je nach Marktsegment auch mehr. Da auch bei Fonds eine breite Streuung des Portfolios das Ziel sein muss, sollten am besten mehrere Fonds bespart werden. Dann erzielt ein sicherheitsorientierter Fonds beispielsweise fünf Prozent Rendite jährlich, ein zweiter Fonds zehn Prozent und ein weiterer Fonds zwanzig Prozent - wobei die Gesamtrendite dann bei etwas über zehn Prozent liegt. Höhere Renditen sind nur dann möglich, wenn man tief in die Materie eintaucht und wirklich gute Fonds kauft.

Viele Kritiker von aktiv gemanagten Fonds setzen dagegen auf ETFs. Ein ETF bildet den Verlauf eines Indizes an der Börse nach, etwa den MSCI World oder den DAX. Der Vorteil liegt in den geringen Kosten: Bei ETFs liegen die Netto-Renditen weniger als ein Prozent unter dem Brutto-Zuwachs. Das ist für Anleger gut. Gleichzeitig kann ein ETF aber nicht den Markt schlagen, an dem er sich orientiert. Letztlich sollten Anleger mit einer Mischung aus mehreren ETFs auch hier eine Nettorendite von etwa zehn Prozent jährlich anpeilen.

Mehr Rendite mit mehr Zeit-Investition

Wer dauerhaft mehr Rendite erwirtschaften möchte, muss in vielen Fällen auch mehr Zeit beim Vermögensaufbau einsetzen: Denn während man Fonds und ETFs einfach einmal erwerben und dann monatlich besparen kann, ist etwa das Daytrading an der Börse deutlich aufwendiger. Beim Daytrading kaufen und verkaufen Anleger beispielsweise Aktien, wobei diese aber nur eine kurze Haltedauer haben, also im Idealfall bereits nach wenigen Stunden oder Tagen wieder verkauft werden (daher der Name "Daytrading"). Bei dieser Art des Investments sind äußerst hohe Renditen möglich - allerdings nur, wenn Anleger auch viel Zeit in die Analyse von Kursen investieren und sich mit der Materie auskennen.

Eine Anlage muss nach Kosten die Inflation schlagen."

Sehr hohe Renditen können auch mit Forex Trading eingefahren werden. Beim Forex Trading spekulieren Anleger auf Kursveränderungen bei Währungen wie Euro oder Dollar. Die Gewinnmöglichkeiten sind hier sehr hoch, gute Trader können Renditen von deutlich über dreißig Prozent jährlich einfahren, auch dank Einsatz von Hebeln und Short Trading. Entscheidend ist aber die Wahl des richtigen Brokers. Um hohe Netto-Renditen zu ermöglichen, sollte der gewählte Broker nicht nur geringe Spreads bieten und einen angemessenen Hebel bereitstellen. Auch die Unterstützung von aktueller Handelssoftware ist wichtig, da auch hier die Anlagezeiträume kurz sind. Egal ob Forex oder Daytrading: Renditen über fünfundzwanzig Prozent jährlich sind theoretisch möglich, allerdings kommt es hier auf die eigene Trading-Finesse an.

Fazit

Das Thema Netto-Renditen treibt Anleger um. Klar ist, dass eine Anlage nach Kosten die Inflation schlagen muss, damit überhaupt ein realer Vermögenszuwachs stattfindet. Doch wie viel Rendite ist realistisch? Bei klassischen Anlageformen wie ETFs und Fonds sollten Laien-Anleger Renditen von rund zehn Prozent jährlich anpeilen. Höhere Gewinne sind für erfahrene Investoren realistisch - besonders beim Daytrading und am Forex-Markt. Allerdings muss hier nicht nur Geld, sondern auch Zeit investiert werden.