Ethische Geldanlage auf dem Prüfstand Wie wird Nachhaltigkeit definiert
Nachhaltigkeit liegt im Trend - das gilt auch bei Geldanlagen. Immer mehr Anleger achten bei Investments darauf, dass ihr Geld ethischen, sozialen und ökologischen Standards entsprechend eingesetzt wird. Daher überrascht es nicht, dass nachhaltige Fonds gefragt sind. Doch was heißt Nachhaltigkeit genau? Die Antwort ist nicht so eindeutig.
Derzeit gibt es in Deutschland mehr als 500 Investmentfonds, die sich als nachhaltig bezeichnen. Allein im letzten Jahr sind über 100 Fonds dazugekommen; das bedeutet rein zahlenmäßig einen Zuwachs um ein Viertel. Die Nachhaltigkeits-Fonds verwalten mittlerweile ein Vermögen von rund 148 Milliarden Euro. Das ist zwar immer noch ein Bruchteil des Gesamtmarktes, aber ihr Marktanteil wächst stetig und dynamisch.
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Ausschluss-Prinzip oder Best-In-Class-Ansatz
Allerdings ist Nachhaltigkeit nicht gleich Nachhaltigkeit. Letztlich definiert jeder Fonds den Begriff für sich selbst. Angesichts von 500 Fonds überrascht es nicht, dass eine erhebliche Bandbreite beim Verständnis existiert. Viele Fondsanbieter agieren nach dem Ausschluss-Prinzip: ein Fonds ist nachhaltig, wenn er bewusst Investments in ethisch, sozial und ökologisch bedenklichen Bereichen vermeidet. In diesem Sinne wird nicht in Rüstungsfirmen, Atomkraftwerksbetreiber, umweltkritische Produzenten, Billiglohn-Hersteller usw. investiert. Diese "Negativ-Selektion" garantiert allerdings nicht, dass die verbleibenden Werte per se "gut" sind.
Ein anderer Ansatz besteht darin, nur die nachhaltigsten Unternehmen einer Branche in den Fonds aufzunehmen. Man nennt das auch "Best-in-Class"-Prinzip. Ob eine Aktie "Best in Class" ist, wird anhand der Erfüllung der sogenannten ESG-Kriterien beurteilt. ESG steht für Environmental, Social und Governance - Umwelt- und Sozialorientierung sowie unternehmerisches Handeln. Dieser Ansatz berücksichtigt - alleine schon aus Gründen der Risikostreuung - alle Branchen. Daher kann es vorkommen, dass sich auch die besten, weil nachhaltigsten Unternehmen in einer insgesamt umweltkritischen Branche in einem Portfolio wiederfinden.
Ein Ansatz ("Best-in-Class"-Prinzip) besteht darin, nur die nachhaltigsten Unternehmen einer Branche in den Fonds aufzunehmen."
Auch passive Fonds im Angebot
Nachhaltigkeits-Fonds sind überwiegend aktiv gemanagte Fonds, aber nicht nur. Knapp jeder zehnte Fonds wird passiv verwaltet. Passive Nachhaltigkeits-Fonds investieren in entsprechende "Spezial"-Indizes wie den MSCI World Sustainability Index oder den Dow Jones Sustainability World Index (DJSWI).
Der DJSWI folgt dabei dem Best-in-Class-Ansatz und zeigt dessen typische Probleme. Denn im Index sind auch "kritische" Unternehmen wie Lockheed, American Tobacco oder Nestlé vertreten. Nachhaltiges Investment bedeutet übrigens nicht Rendite-Verzicht. Im Schnitt performen nachhaltige Fonds ebenso gut wie herkömmliche Fondsprodukte.
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