Der Kongress in Buenos Aires, Argentinien

Serie Geschichte: Grexit und ein südamerikanisches Land Argentiniens Pleiteerfahrungen

Nach der vorläufigen Einigung der europäischen Staats- und Regierungschefs im Griechenland-Drama scheint die Diskussion um den Grexit erst einmal vom Tisch. Solange der gefundene Kompromiss aber noch nicht in trockenen Tüchern ist, bleibt ein möglicher griechischer Ausstieg aus dem Euro ein Thema.

Dabei lohnt ein Blick auf Argentinien. Denn das südamerikanische Land bietet interessantes Anschauungsmaterial dafür, was bei einem Ausscheiden aus dem Euro passieren könnte. Auch Argentinien stand 2001 vor dem Staatsbankrott und befand sich damals in einer de facto-Währungsunion mit dem US-Dollar. Denn der argentinische Peso war per Gesetz an die US-Währung gekoppelt. Vieles an der damaligen Situation erinnert an Griechenland heute. Schon vorher war das Land mit IWF-Hilfskrediten über Wasser gehalten worden; die Gegenleistung war ein hartes Sparprogramm, das die Arbeitslosigkeit auf fast zwanzig Prozent hochtrieb.

Viele Parallelen zu Griechenland

Argentiniens Lohnniveau galt als überhöht. Die Dollar-Bindung verhinderte aber Abwertungen, um wieder international wettbewerbsfähig zu werden. Als sich abzeichnete, dass der IWF seine Kredite nicht verlängern würde, kam es zum gefürchteten Banken-Run. Die Regierung musste die Bankkonten einfrieren. Nach chaotischen Monaten zog das Land schließlich die Notbremse. Die Dollar-Bindung wurde aufgegeben. Gleichzeitig erklärte Argentinien seine Zahlungsunfähigkeit.

Dies entspricht ziemlich genau dem Szenario eines Grexit. Für die Bevölkerung bedeuteten diese Maßnahmen zunächst einen Schock. Der Peso wertete dramatisch ab, Importe verteuerten sich dadurch drastisch und die Argentinier erlebten einen massiven Kaufkraftverlust sowie die teilweise Vernichtung ihrer Ersparnisse. Die Inflation schoss kurzzeitig auf 40 Prozent nach oben und viele Menschen gerieten in Armut. 

Folgen des argentinischen "Grexit" 

Danach begann sich die Wirtschaft aber recht schnell zu erholen. Gab es nach dem Einschnitt zunächst ein Minus-Wachstum von elf Prozent, nahm die Wirtschaftsleistung in den folgenden fünf Jahren um acht bis neun Prozent zu. Die Inflationsrate sank wieder auf ein erträgliches Maß und nach der Freigabe der Bankguthaben begannen auch die Exporte zu steigen.

Argentinien ist wieder an einem Scheideweg angelangt. Wirtschaftskrise und Kapitalflucht sind zurückgekehrt."

Die Abwertung wirkte dabei wie ein Konjunktur-Programm. Da viele Argentinier sich die teuren Importe nicht mehr leisten konnten, griffen sie vermehrt auf heimische Produkte zurück. Der billigere Peso machte gleichzeitig die argentinische Wirtschaft auch international wettbewerbsfähiger. 

Insofern könnte das argentinische Beispiel fast als vorbildliches Modell für einen Grexit dienen. Allerdings zeigt Argentinien auch, was passiert, wenn die Nachhaltigkeit beim Reform-Kurs fehlt. Unter der jetzigen Präsidentin Kirchner mehrten sich dirigistische Eingriffe in die Wirtschaft, die Staatsverschuldung stieg erneut, massive Lohnerhöhungen vernichteten die wiedergewonnene Wettbewerbsfähigkeit. Heute ist das Land wieder an einem Scheideweg angelangt. Wirtschaftskrise und Kapitalflucht sind zurückgekehrt. 

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