Jahrzehntelang betrieben Bausparkassen erfolgreich ihr Geschäft mit dem Versprechen niedriger Zinsen

Das Traditionsmodell macht keinen Sinn mehr Bausparkassen - Risse im System

Jahrzehntelang betrieben Bausparkassen erfolgreich ihr Geschäft mit dem Versprechen niedriger Zinsen bei Baudarlehen. Doch in Zeiten, in denen Kredite fast zum Nulltarif zu haben sind, zieht diese Zusage nicht mehr. Und die EZB-Niedrigzinspolitik macht den Instituten auch noch in anderer Weise zu schaffen.

Normalerweise steht eher die Lebensversicherungsbranche im Fokus, wenn es um Probleme mit der aktuellen Zinssituation geht. Die Bausparkassen hielten sich bislang diskret im Hintergrund. Doch das heißt nicht, dass sie weniger stark betroffen sind. Im Gegenteil, die Branche kämpft erstmals um ihre Existenz - und das in einer Phase eines ausgeprägten Immobilien-Booms.

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Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr 

Traditionell funktionierte das Bausparkassen-Geschäftsmodell wie folgt: Bausparer besparen bis zur Zuteilungsreife regelmäßig einen Bausparvertrag und erwerben gleichzeitig einen Darlehensanspruch. Die Konditionen des Darlehens stehen bei Vertragsabschluss schon fest. Früher wurde das Sparkapital dabei unterdurchschnittlich verzinst, dafür lagen die Konditionen des Darlehens unter dem Marktschnitt. Es war vor allem diese Aussicht auf eine günstige Finanzierung, die die Kunden lockte. 

In der Niedrigzinswelt von Mario Draghi geht dieses Kalkül aber nicht mehr auf. Viele Bausparer verzichten mittlerweile auf ihr Bauspardarlehen, weil sie am Markt bessere Angebote finden. Dafür sind etliche früher abgeschlossene Sparverträge aus Kundensicht ein echter Glücksfall, bieten sie doch dank relativ hoher Zinszusagen in der Vergangenheit Renditen, die mittlerweile bei verzinslichen Anlagen kaum noch erzielbar sind. 

In die Zange genommen

Für die Bausparkassen bedeutet das, von zwei Seiten in die Zange genommen zu werden. Sie müssen die aus ihrer Sicht teuren Altverträge bedienen, erzielen aber immer weniger Erträge. Ihre Darlehen sind nicht gefragt und bei der Anlage der Mittel am Kapitalmarkt ist auch nicht mehr viel zu verdienen. Dies hat zu einem nachhaltigen Verfall der Unternehmensgewinne geführt. Zweistellige prozentuale Rückgänge auf Jahressicht sind keine Seltenheit und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen. 

Die Branche kämpft erstmals um ihre Existenz."

Viele Bausparkassen versuchen es inzwischen in ihrer Not mit nicht sehr kundenfreundlichen Methoden. Sie wollen ihre teuren Altverträge loswerden. Rechtlich unumstritten ist das nicht, trotzdem wurden schon 200.000 Verträge aufgelöst, weitere dürften folgen. Die Beseitigung von "Altlasten" löst aber nicht das Grundsatzproblem der Institute. Hier macht sich negativ bemerkbar, dass das Geschäft letztlich nur auf einem einzigen Produkt - nämlich dem Bausparvertrag - beruht. Der wird zwar in diversen Tarifen und Varianten angeboten, aber das Grundprinzip ist immer gleich. 

Ein Ausweg aus dieser einseitigen Ausrichtung  ist nicht erkennbar, es ist ein Problem "im System". Einstweilen suchen die Bausparkassen ihr Heil in Kostensenkungsprogrammen. Die haben aber ihre Grenzen.

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