Finanzlexikon Best Ager – unterschätzte Kraft
Die demografische Entwicklung in Deutschland und vielen anderen Industrienationen verleiht einer Bevölkerungsgruppe zunehmende Aufmerksamkeit: den sogenannten Best Agern.
Gemeint sind damit in der Regel Menschen ab einem Alter von etwa 50 Jahren bis zum Renteneintritt, wobei sich die Altersgrenze nach oben zunehmend verschiebt. Sie gelten als kaufkräftig, lebenserfahren, gesundheitsbewusst und aktiv – und werden dennoch in gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und werblicher Wahrnehmung häufig unterschätzt.
Zwischen Lebensmitte und Neuanfang: Wer sind die Best Ager?
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Der Begriff „Best Ager“ ist bewusst positiv konnotiert. Er grenzt sich ab von Begriffen wie „Senioren“ oder „ältere Menschen“, die oft mit Defiziten oder Rückzug assoziiert werden.
Vielmehr steht die Bezeichnung für Selbstbestimmung, Reife und Lebensfreude in einem Lebensabschnitt, in dem viele Menschen über Ressourcen verfügen, die in jüngeren Jahren oft noch fehlen: Zeit, Geld, Erfahrung und ein gefestigtes Selbstbild.
Charakteristisch für Best Ager sind:
- Eine aktive Lebensgestaltung jenseits klassischer Altersbilder.
- Interesse an Reisen, Kultur, Weiterbildung und digitaler Teilhabe.
- Bereitschaft zu Konsum – aber mit Qualitätsbewusstsein.
- Zunehmende Bedeutung von Gesundheit, Prävention und Wohlbefinden.
Diese Generation hat gelernt, sich zu behaupten – beruflich, privat und gesellschaftlich.
Viele Best Ager verstehen das Alter nicht als Endpunkt, sondern als Phase der Neuorientierung und Selbstverwirklichung.
Wirtschaftliche Bedeutung: Die stille Macht der Kaufkraft
Während Marketing und Produktentwicklung sich häufig auf jüngere Zielgruppen fokussieren, liegt in der Generation 50+ ein beträchtliches ökonomisches Potenzial. Best Ager verfügen im Durchschnitt über ein höheres frei verfügbares Einkommen, sind Eigentümer von Immobilien, Erben oder haben Vermögen aufgebaut.
Besonders profitiert von dieser Zielgruppe haben Branchen wie:
- Tourismus: Kreuzfahrten, Rundreisen und Wellnessurlaube für „aktive Ältere“.
- Gesundheit und Fitness: Von Yoga bis Biolebensmitteln.
- Finanz- und Versicherungsdienstleistungen: Vorsorgeprodukte, Immobilienverrentung.
- Bildung und Digitalisierung: Apps, Online-Kurse, Technikangebote für „Silver Surfer“.
Dennoch klafft zwischen der Relevanz der Zielgruppe und ihrer medialen oder werblichen Sichtbarkeit eine Lücke. Best Ager fühlen sich häufig nicht oder falsch angesprochen – entweder durch stereotype Darstellungen oder durch eine generelle Ausklammerung aus modernen Lebenswelten.
Gesellschaftlicher Wandel: Alter als neue Norm
Wer die Best Ager ignoriert, verzichtet nicht nur auf eine wichtige Zielgruppe – sondern auch auf die Chance, gesellschaftlichen Fortschritt generationenübergreifend zu denken."
Mit dem Älterwerden der Babyboomer-Generation wandelt sich die Altersstruktur Deutschlands fundamental. Immer mehr Menschen werden künftig das 60. Lebensjahr überschreiten – mit Folgen für den Arbeitsmarkt, das Rentensystem, das Wohnen, die Mobilität und das Gesundheitswesen.
Dieser Wandel birgt Herausforderungen, aber auch Chancen. Best Ager sind zunehmend:
- Aktiv im Ehrenamt oder in sozialen Projekten.
- Beruflich tätig über das Renteneintrittsalter hinaus – oft freiwillig.
- Innovativ und offen für neue Technologien.
- Politisch interessiert und gestaltungsbereit.
Der Begriff des „Ruhestands“ verliert an Bedeutung – viele Menschen wollen weiter Teilhabe, Sinn und Wirksamkeit erleben. Damit entstehen auch neue Anforderungen an Stadtplanung, Bildungssysteme, Arbeitsmodelle und politische Repräsentation.
Die Zukunft gehört auch den Best Agern
In einer Zeit, in der Gesellschaften älter und zugleich vielfältiger werden, ist es entscheidend, das Potenzial älterer Menschen nicht als Belastung, sondern als Gestaltungsressource zu begreifen. Die Best Ager sind keine homogene Gruppe, aber sie eint ein wachsender Einfluss – ökonomisch, politisch und kulturell.
Was es braucht, ist ein Perspektivwechsel: Weg vom defizitorientierten Altersbild, hin zu einem aktiven, positiven Verständnis von Alter als Lebensphase mit Qualität. Unternehmen, Politik und Medien sind gut beraten, diesen Wandel nicht nur zu beobachten, sondern aktiv mitzugestalten.
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