Fälschungen erwerben ist Unrecht, aber billig Bewusst Plagiate kaufen
Wenn zuletzt von Plagiaten die Rede war, ging es meistens um Doktorarbeiten von Prominenten, bei denen von anderen Geistesgrößen "abgekupfert" wurde. Weniger nachrichtenstark, aber wirtschaftlich wesentlich gravierender sind Plagiate, die Qualitätsprodukte kopieren.
Einer Studie der Unternehmensberatung EY zufolge, entstehen deutschen Unternehmen jährlich Schäden in Höhe von 56 Milliarden Euro durch Produktpiraterie. Weltweit sollen Plagiate schon 2013 einen Umsatz von 338 Milliarden Euro erreicht haben. Und schätzungsweise fünf Prozent der Importe in die EU sind gefälschte Produkte, vermutet das Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO). Es handelt sich dabei keineswegs nur um die typische "Rolex", die plagiiert wird. Sicher stehen bei Raubkopien begehrte Markenprodukte für Endverbraucher oft im Fokus. Plagiate kommen aber sehr häufig auch woanders vor.
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Plagiate - nicht nur aus China
So sind nach einer Umfrage des zuständigen Branchenverbandes VDMA 70 Prozent der deutschen Maschinen- und Anlagenbauer schon einmal Opfer von illegalen Nachahmungen geworden. Alleine in diesem Bereich sind jährliche Umsatzverluste in Höhe von 7,3 Milliarden Euro entstanden. Davon hätten 34.000 Arbeitskräfte beschäftigt werden können. Trotz dieser großen Schäden wird die Bedrohung durch Plagiate offenbar vielfach unterschätzt. Bei den 550 im Rahmen der EY-Studie befragten Unternehmen gaben 13 Prozent an, bisher noch nichts zum Schutz ihres geistigen Eigentums unternommen zu haben. Eine teure "Unterlassungssünde".
China steht bei den Plagiaten als Herkunftsland ganz weit oben. Das Kopieren von Erzeugnissen aus anderen Ländern ist dort ein lukrativer Wirtschaftszweig. Und der Eindruck dürfte nicht ganz täuschen, dass die Regierung der Volksrepublik dabei mehr als nur ein Auge zudrückt. China steht denn auch bei den VDMA-Mitgliedern mit 72 Prozent der Nennungen bei den Top 10-Herkunftsländern von Plagiaten ganz weit vorne. Auch dass die Türkei, Indien oder Taiwan häufiger genannt werden, überrascht nicht unbedingt. Dagegen schon, dass Deutschland mit 23 Prozent Platz zwei belegt. Manche Kopie kommt also aus dem Inland.
China steht bei den Plagiaten als Herkunftsland ganz weit oben."
Wenig Bedenken, solange der Preis stimmt
Den Verbrauchern stört die Produktpiraterie relativ wenig, so lange der Preis stimmt. "Ethische" Bedenken hat wohl kaum jemand, eher die Befürchtung "übers Ohr gehauen zu werden". Nach der EY-Studie hat jeder Dritte schon einmal gefälschte Produkte gekauft. Mehr als 50 Prozent der Käufer wussten dabei um die Fälschung, akzeptierten sie aber wegen des günstigen Preises ohne Probleme. Solange Raubkopien nicht in großem Stil eingeführt werden, sind nicht einmal Sanktionen durch den Zoll zu befürchten. Bis zu einem Warenwert von 430 Euro dürfen Billig-Imitate legal importiert werden. Erst jenseits dieser Grenze macht man sich strafbar.