Indizes wurden ursprünglich nicht für ETF-Investments konstruiert, sondern um Marktentwicklungen abzubilden

Indizes über ETF einkaufen Das große Missverständnis

ETFs gelten als gutes Investment, weil sie kostengünstig sind und es auch Kleinanlegern ermöglichen, breit gestreut in ganze Märkte zu investieren. Das funktioniert dank Indexnachbildung als ETF-Prinzip. Doch sollte man sich auch näher mit dem jeweiligen Index befassen, sonst unterliegt man leicht Missverständnissen.

Indizes wurden ursprünglich nicht für ETF-Investments konstruiert, sondern um Marktentwicklungen abzubilden. Dementsprechend finden Aktien in den gängigen Indizes entsprechend ihrer Marktkapitalisierung Berücksichtigung. Die Konsequenz: Aktien mit einem hohen Umlauf sind überproportional vertreten. Das kann unter Investment-Gesichtspunkten suboptimal sein.

Autorenbox (bitte nicht verändern)

Beispiel für Index-Unwuchten - MSCI World

Ein gutes Beispiel dafür liefert der Index MSCI World, der sehr oft als "Anker" für ein weltweit gestreutes Investment empfohlen wird. Der Index umfasst rund 1.600 Aktien aus 23 Industrieländern und scheint damit tatsächlich sehr breit aufgestellt. Allerdings besitzen US-Aktien mehr als zwei Drittel Anteil am MSCI World. Das liegt schlicht daran, dass der US-Aktienmarkt nach wie vor der größte der Welt mit der höchsten Marktkapitalisierung ist. Alleine die US-Tech-Giganten Apple, Microsoft, Amazon, Tesla, Alphabet (Google) und Meta (Facebook) machen ein gutes Sechstel des Indexes aus. Fazit: wer einen ETF mit MSCI World-Bezug kauft, investiert de facto technologielastig in US-Aktien mit einer Beimischung aus anderen Aktienmärkten.

Auch bei anderen bekannten Indizes gibt es "Unwuchten". Viele ETFs nutzen daher inzwischen modifizierte Indizes. Aktien werden dann zum Beispiel gleich und nicht mehr nach der Marktkapitalisierung gewichtet, Länder fließen nach ihrer Wirtschaftskraft und nicht nach dem Handelsvolumen ihrer Aktienmärkte ein. Noch weitergehend ist der Versuch, "saubere" Indizes zu konstruieren, indem nach ESG-Kriterien kritische Werte außen vor bleiben. Es mag gute Gründe für solche Modifikationen geben, allerdings sollte man sich auch bewusst sein: ein solcher modifizierter Index entwickelt sich nicht zwangsläufig genauso wie der "Original"-Index.

Wer einen ETF mit MSCI World-Bezug kauft, investiert de facto technologielastig in US-Aktien."

Nicht blindes, sondern informiertes Index-Investment

Der MSCI World performte zum Beispiel in der letzten Dekade deshalb besonders gut (12,15 Prozent Plus p.a.), weil der US-Aktienmarkt boomte und die Tech-Werte immer neue Rekorde erzielten. Jede Index-Veränderung bedeutet eine Verschiebung weg vom Markt hin zum aktiven Investieren. Ob das wirklich eine Verbesserung darstellt, muss die Entwicklung erst zeigen.

Als ETF-Investor sollte man jedenfalls nicht blind "Indizes kaufen", sondern stets genauer hinschauen.

 

 

Autor: Reiner Braun, Braun Finanzberatung GmbH & Co. KG Bamberg, www.braun-finanzberatung.de

Kontakt zu mir

Hallo!
Schön, dass Sie mich kennenlernen möchten.