Unter dem Zielkorridor Erneuerbarer Energie stark ausgebaut
Das reicht jedoch nicht, um das Wachstumsziel 2030 zu erreichen.
Die erneuerbaren Energien sind global auf dem Vormarsch. Im Jahr 2024 wurde weltweit so viel neue Kapazität für Wind, Solar und andere regenerative Quellen installiert wie nie zuvor. Dennoch zeigen aktuelle Auswertungen internationaler Energieagenturen: Das aktuelle Wachstumstempo reicht nicht aus, um die selbstgesteckten Ziele für das Jahr 2030 zu erreichen. Das ambitionierte Ziel, die globale Kapazität an erneuerbaren Energien bis zum Ende des Jahrzehnts zu verdreifachen, scheint in Gefahr.
Zwar lag der Nettoausbau deutlich über dem der Vorjahre, aber die globale Energienachfrage steigt gleichzeitig weiter. Hinzu kommen strukturelle Hemmnisse in vielen Ländern – etwa bei der Netzinfrastruktur, bei der Flächenverfügbarkeit oder bei regulatorischen Unsicherheiten. Das Resultat: Trotz rekordverdächtiger Installationszahlen bleibt eine strategische Lücke bestehen.
Regionale Dynamiken und globale Disparitäten
Ein wesentlicher Treiber des Wachstums ist weiterhin China. Allein das Reich der Mitte hat im Jahr 2024 mehr Solar- und Windkraftkapazität installiert als alle anderen Länder zusammen. Auch Indien und die USA verzeichneten zweistellige Zuwachsraten. In Europa hingegen verlangsamte sich das Tempo leicht – unter anderem durch Genehmigungsengpässe, Lieferkettenprobleme und Debatten über Preisdeckel und Einspeisevergütungen.
Besonders herausfordernd bleibt die Lage in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern. Trotz riesiger Potenziale bei Wind und Sonne fehlen hier häufig die finanziellen Mittel, stabile Investitionsbedingungen oder der technische Zugang. Damit zeigt sich ein zentrales Dilemma: Die Energiewende schreitet voran, aber sie verläuft höchst ungleich – sowohl zwischen Weltregionen als auch zwischen Technologien.
Technologiemix mit Schwerpunkt auf Photovoltaik
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Der Löwenanteil des Zubaus entfiel im vergangenen Jahr erneut auf die Photovoltaik.
Sinkende Modulpreise, einfache Skalierbarkeit und vergleichsweise geringe Planungsrisiken machen Solarenergie zur bevorzugten Wahl vieler Projektentwickler.
Auch die Windkraft legte zu, vor allem im Offshore-Segment, allerdings langsamer als erhofft – nicht zuletzt wegen steigender Materialkosten und Problemen bei Ausschreibungen.
Andere Formen erneuerbarer Energie wie Geothermie, Wasserkraft oder Biomasse spielten nur eine marginale Rolle beim globalen Ausbau.
Das liegt auch daran, dass viele dieser Technologien lokal gebunden sind oder hohe Anfangsinvestitionen erfordern.
Für eine echte Diversifikation der Energiequellen müssten daher gezieltere Fördermaßnahmen greifen.
Investitionen steigen – aber mit begrenztem Effekt
Der globale Ausbau der erneuerbaren Energien verzeichnet beachtliche Fortschritte – doch sie reichen nicht aus, um die klima- und energiepolitischen Ziele des nächsten Jahrzehnts zu erfüllen. Die Dynamik ist vorhanden, doch sie trifft auf strukturelle Barrieren."
Die Finanzierungsvolumina für erneuerbare Energieprojekte sind im letzten Jahr erneut gestiegen. Insbesondere institutionelle Investoren, Pensionskassen und Infrastruktur-Fonds weiten ihr Engagement aus. Doch trotz steigender Mittelzuflüsse geraten viele Projekte ins Stocken – nicht wegen mangelnder Finanzierung, sondern wegen Planungs- und Genehmigungsprozessen.
Zudem steigen die Kapitalkosten: Die Zinswende hat die Finanzierungskosten vieler Vorhaben spürbar erhöht, was sich vor allem bei größeren Offshore-Projekten bemerkbar macht. Damit rückt ein bisher wenig beachteter Faktor in den Fokus: Die Energiewende ist nicht nur eine technische und ökologische, sondern zunehmend auch eine makroökonomische Herausforderung.
Der Zielkorridor 2030 – und was dafür fehlt
Um das 2030-Ziel einer Verdreifachung der globalen EE-Kapazitäten zu erreichen, müssten die jährlichen Zubauraten in den kommenden Jahren nochmals deutlich steigen. Experten sprechen von einem nötigen Wachstum von etwa 15 % pro Jahr – eine Marke, die zuletzt nicht erreicht wurde. Auch die Effizienz der Integration in bestehende Stromnetze bleibt ein Engpass: Ohne begleitenden Ausbau von Speichern, Netzen und Flexibilitätslösungen droht der Zubau ins Leere zu laufen.
Darüber hinaus fehlen in vielen Ländern klare politische Leitplanken. Langfristige Investitionssicherheit, stabile Einspeisemodelle und schnellere Genehmigungen sind ebenso erforderlich wie der Abbau von Subventionen für fossile Energien. Der Weg zur Zielerreichung ist also kein rein technischer, sondern vor allem ein regulatorischer und institutioneller Kraftakt.
Fazit: Erfolg mit angezogener Handbremse
Der globale Ausbau der erneuerbaren Energien verzeichnet beachtliche Fortschritte – doch sie reichen nicht aus, um die klima- und energiepolitischen Ziele des nächsten Jahrzehnts zu erfüllen. Die Dynamik ist vorhanden, doch sie trifft auf strukturelle Barrieren. Das Jahr 2024 zeigt: Die Energiewende ist kein Selbstläufer. Ohne koordinierte Anstrengungen auf politischer, technischer und wirtschaftlicher Ebene wird das Ziel einer nachhaltigen, globalen Energieversorgung auf absehbare Zeit außer Reichweite bleiben.

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