Unechte ETFs und traditionelle Indexfonds

John "Jack" Bogle im Interview ETF-Erfinder gegen ETF-Aktualität

John "Jack" Bogle gilt als einer der Erfinder des passiven Investierens. Mit seiner Diplomarbeit legte der Vanguard-Gründer schon vor Jahrzehnten die theoretischen Grundlagen, auf der heutige Indexfonds basieren. Und seine Vanguard-Group ist einer der größten ETF-Anbieter der Welt. Da überrascht es, wenn sich Bogle jetzt sehr kritisch zu einigen ETF-Trends äußert.

Um es gleich vorwegzunehmen, seinen Grundüberzeugungen bleibt der inzwischen 89jährige treu. Das passive Investieren ist für ihn nach wie vor die überlegene Strategie. Was Bogle stört, ist die Kreation immer neuer Indizes und darauf bezogener ETFs. Das habe in vielen Fällen nichts mehr mit der eigentlichen Grundidee zu tun. Im Gegenteil - de facto gehe es um aktive Strategien unter dem "Deckmantel" eines ETFs. 

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Unechte ETFs und traditionelle Indexfonds 

Die Index-Inflation lässt sich mit Zahlen belegen. Alleine in den USA gibt es bereits rund 5.000 Indizes, denen nur 3.485 Einzeltitel an der Börse gegenüberstehen. Bei sehr vielen Indizes steht nicht mehr die möglichst exakte Abbildung eines Marktes im Vordergrund, sondern besonders aussichtsreiche Marktsegmente sollen ins Visier genommen werden oder ein bereits existierender Index wird "verbessert", indem man unattraktive "Ränder" abschneidet oder Gewichtungen verändert. Mit solchen Indizes arbeiten bevorzugt Smart-Beta-ETFs. Im Prinzip handelt es dabei bereits um aktive Strategien. Der Unterschied zum aktiven Fondsmanagement besteht nur darin, dass nach einem vorgegebenen Mechanismus - dem kreierten Index entsprechend - investiert wird. 

Für Bogle ist das eine Perversion der ursprünglichen Idee des passiven Investierens. Das ist auch der Grund, warum er inzwischen zwischen (unechten) ETFs und TIFs (Traditional Index Funds) unterscheidet. Nur Fonds, die sich wirklich passiv verhalten, verdienen das TIF-Prädikat. Seine Kritik kann der US-Amerikaner auch mit Zahlen belegen. Bezogen auf den Zeitraum 2005 bis 2017 erwirtschafteten TIFs danach eine durchschnittliche Jahres-Rendite von 8,4 Prozent, aktive Fonds kamen auf 7,2 Prozent, "intelligente" ETFs dagegen nur auf 5,5 Prozent. 

Alleine in den USA gibt es bereits rund 5.000 Indizes, denen nur 3.485 Einzeltitel an der Börse gegenüberstehen." 

Passiv investieren heißt nicht Lethargie 

Passiv Investieren heißt für Bogle übrigens nicht völlige Inaktivität. So kritisiert er bei Index-Fondsmanagern deren passives Verhalten auf Hauptversammlungen. 

Angesichts der inzwischen erreichten Marktmacht der Indexfonds führe das fehlende Engagement dazu, dass Missmanagement in Unternehmen weniger sanktioniert werde. Das sei kontraproduktiv und mehr Einsatz dringend nötig.

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