Kunden zahlen - Banken jammern Gebührenrepublik Deutschland
Die fortgesetzte EZB-Niedrigzinspolitik ist für manche Klagen gut. Banken, Investmentgesellschaften und Versicherungen stöhnen gleichermaßen über sinkende Erträge und verfallende Margen. Nicht selten werden dabei auch altruistische Beweggründe vorgeschoben - zum Beispiel die Sorge um die Vermögensbildung oder die Alterssicherung in Deutschland.
Dass die künstlich niedrigen Zinsen einer schleichenden Sparer-Enteignung gleichkommen, gilt als Tatsache. Die Kritik an der EZB wächst, zumal die wirtschaftlichen Erfolge des billigen Geldes auf sich warten lassen. Tatsächlich lässt sich manches an Mario Draghis Strategie beanstanden, doch wäre es zu kurz gegriffen, der Geldpolitik alleine die Schuld am herrschenden Anlagenotstand zuzuweisen. Es gibt auch noch andere Faktoren, die seit Langem ein Ärgernis darstellen.
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Bei Gebühren phantasiereich
Was in besseren Zinszeiten lange verdeckt blieb, tritt in der akuten Niedrigzinssituation offen zutage: es sind auch die hohen Kosten bei Finanzprodukten, die immer mehr zur Belastung für Anlageerfolg werden. Sie werden als Gebühren an die Kunden weitergegeben und fressen die Renditen vieler Anlagen auf. Dem Sparer begegnen sie bei zahlreichen Finanzprodukten - ob als Ausgabeaufschlag, Verwaltungsvergütung oder Performancegebühr bei Fonds, als Vermittlungsprovision bei Lebensversicherungen oder Konto- und Kartengebühren bei Banken. Der Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt. In nur wenigen Bereichen sind Finanzdienstleister so erfinderisch wie in diesem.
Als die Zinsen noch höher waren, wurden solche Gebühren meist anstandslos bezahlt - zumal sich Anbieter und Vermittler meist sehr geschickt darin zeigten, sie im "Kleingedruckten" zu verstecken. Intransparenz gehört nach wie vor häufiger zur Geschäftspolitik. Viele Anlagen rentierten sich trotzdem. In Zeiten annähernder Nullzinsen ist das vorbei. Trotz niedriger Inflation, manches Investment droht mittlerweile aufgrund der Nebenkosten zum Zuschussgeschäft zu werden. Dies könnte sogar noch schlimmer werden. Denn viele Anbieter drehen angesichts sinkender Margen an der Gebührenschraube, um Erträge zu generieren. Das kostenlose Girokonto dürfte beispielsweise demnächst selten werden.
Banken, Investmentgesellschaften und Versicherungen stöhnen gleichermaßen über sinkende Erträge und verfallende Margen."
Damit sich Geldanlage wieder rentiert
Neue oder höhere Gebühren einzuführen ist im Zweifel einfacher, als bei den Ursachen hoher Kosten anzusetzen. Es sind vor allem die immensen Aufwendungen für Vertrieb, aufgeblähte Verwaltungsapparate und ineffiziente Prozesse, die als Kostentreiber wirken. Hier wird sich in Zukunft entscheiden, wer sich am Markt halten kann und wer verschwindet. Denn auf Dauer werden Kunden nicht bereit sein, überhöhte Gebühren zu zahlen.
Unabhängige und transparente Finanzberatung kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten, solche Kosten- und Gebührenfallen zu vermeiden, so dass sich private Geldanlage trotz Niedrigzinsen rentiert. Sie steht für Bedarfsorientierung und ist nicht von Produkt- oder Verkaufsinteressen geleitet - angesichts der immer größer werdenden Bedeutung der privaten Altersvorsorge ein kaum zu unterschätzender Vorzug.