Immer mehr Anlegergelder in Indexfonds Gefährden ETFs den Finanzmarkt?
ETFs haben in den letzten Jahren einen enormen Boom erlebt. Weltweit sollen rund fünf Billionen Dollar in börsengehandelte Indexfonds investiert sein. In dieser "Marktmacht" sehen einige Beobachter Gefahren für die Finanzmärkte. Befürchtungen, die Heike Fürpaß-Peter von der Fondsgesellschaft Lyxor nicht gelten lässt.
In einem Beitrag für das Internet-Magazin "Das Investment" begegnet sie der Kritik am immer größer werdenden ETF-Handel mit wissenschaftlichen Argumenten. Die Befürchtungen würden von interessierter Seite geschürt, so ihre Vermutung. Dahinter ständen Anbieter von aktiven Fonds, die wegen mangelnder Performance um ihre Marktposition fürchteten.
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Nur in der Theorie - mehr Volatilität durch ETFs
Einer der häufigsten Vorwürfe an den ETF-Handel lautet, dass die Märkte dadurch volatiler würden. Dies wird wie folgt begründet: Bei steigenden Kursen fließen den Fonds überproportional viele Mittel zu, die dann am Markt investiert werden müssen. Durch den Nachfrageschub steigen die Kurse weiter und die entsprechenden Indizes werden "nach oben getrieben". Umgekehrt sieht es bei Kursabschwüngen aus. Kursausschläge fallen so heftiger aus als in einer Welt ohne ETFs, lautet die abgeleitete Schlussfolgerung.
Für die Lyxor-Managerin ist das ein theoretisches Konstrukt mit wenig praktischer Bedeutung. Denn es unterstelle ETFs eine Marktmacht, die diese (noch) nicht besäßen. Trotz der enormen Mittelzuflüsse in den letzten Jahren betrage der ETF-Anteil am europäischen Aktienmarkt nur 4,4 Prozent, am US-Aktienmarkt seien es 7,6 Prozent. Noch geringer seien die Anteile im täglichen Handel. Angesichts dieser immer noch bescheidenen Größenordnungen könnten ETFs kaum die beschriebenen Kurseffekte auslösen.
Studien zeigen sogar geringere Volatilität
Auch empirische Untersuchungen von ETF-Portfolios bestätigten nicht die höhere Volatilität. So sei in einer Studie, die sich auf ETFs am Markt für US-Unternehmensanleihen bezogen, festgestellt worden, dass die Volatilität der darin enthaltenen Anleihen sogar geringer gewesen sei als im Schnitt.
Trotz der enormen Mittelzuflüsse in den letzten Jahren betrage der ETF-Anteil am europäischen Aktienmarkt nur 4,4 Prozent."
Dies könne darauf zurückgeführt werden, dass ETFs für mehr Marktliquidität und -transparenz sorgten und damit eine effiziente Preisbildung förderten. Dadurch würden Kursschwankungen tendenziell geringer. Auch bei Aktien-ETFs sei eine höhere Kursvolatilität allenfalls für kürzeste Zeiträume festzustellen gewesen, danach kam es auch hier sofort zur Preiseffizienz.
Für einen großen Vorteil von ETFs gibt es laut Fürpaß-Peter kein Gegenargument: die Ermöglichung des einfachen Zugangs zu transparenten und kostengünstigen Geldanlagen für breite Anlegerschichten.