Trotz der voranschreitenden Automatisierung Gute Facharbeiter sind Mangelware
In Deutschland wird der Fachkräftemangel mittel- bis langfristig zu einer großen Herausforderung. Auch die fortschreitende Automatisierung in der Industrie kann das Problem nur teilweise lösen. Facharbeiter sind oft schon heute Mangelware, die Situation wird sich aber noch deutlich verschärfen.
Das ist das Ergebnis einer Studie, die die Wirtschaftsprüfung PWC und das Darmstädter Wirtschaftsforschungsinstitut Wifor erstellt haben. Danach werden dem Arbeitsmarkt im Jahre 2030 bis zu vier Millionen Arbeitskräfte fehlen. Insgesamt wird das Arbeitskräfteangebot in den nächsten 15 Jahren um rund 3,5 Millionen Menschen sinken. Dies ist in erster Linie dem demografischen Wandel geschuldet. Er führt zu immer weniger Arbeitskräfte-Nachwuchs, während die geburtenstarken Jahrgänge der 1960er nach und nach das Rentenalter erreichen.
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Wo Facharbeiter am meisten fehlen
Die fortschreitende Automatisierung wird die entstehende Lücke nur teilweise abdecken können. Die digitale Revolution kann zwar nochmals einen erheblichen Produktivitätsschub bewirken, der reicht aber höchstens, um zwei Millionen fehlende Arbeitskräfte zu ersetzen. Bleibt immer noch ein nicht gedeckter Bedarf an zwei Millionen Arbeitnehmern. Soweit die Gesamtbetrachtung. Die Studie befasst sich aber auch mit den Auswirkungen auf einzelne Qualifikationen, Berufe und Branchen. Und hier zeigt sich ein sehr differenziertes Bild.
Vor allem Facharbeiter und Fachkräfte werden fehlen. Ihr spezialisiertes Know How lässt sich nicht ohne Weiteres durch Roboter ersetzen. Bei den Fachkräften sieht die Untersuchung künftig einen harten Wettbewerb um Menschen mit akademischer Ausbildung. Spezialisten aus dem Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie sowie Absolventen der sogenannten MINT-Fächer (MINT = Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) werden dabei besonders heiß begehrt sein. Es gibt aber auch Branchen, wo kein Mangel herrschen wird - zum Beispiel im Transport- und Logistik-Sektor.
Optimaler Zugang zu Bildung und die Ausschöpfung aller Aus- und Weiterbildungspotentiale wird immer wichtiger."
Hilfskräfte immer weniger benötigt
Dies hat auch mit den erforderlichen Qualifikationsniveaus zu tun. Denn während der Facharbeiter- und Fachkräfte-Bedarf stark zunimmt, verläuft die Entwicklung bei niedriger qualifizierten Tätigkeiten genau in die umgekehrte Richtung. Hier macht sich der Ausbau der Automatisierung in erster Linie arbeitsplatzsparend bemerkbar. Hilfskräfte werden immer weniger für einfache Arbeiten benötigt. Die derzeit zum Teil noch bestehenden Engpässe bei Hilfsarbeit werden vor diesem Hintergrund schnell verschwinden, so die Studie. Bereits im Jahre 2020 sei mit einem Überschuss zu rechnen - eine Situation, die sich in der folgenden Dekade noch deutlich verstärken wird.
Diese Erkenntnis birgt sozialen Sprengstoff - denn die Entwicklung ist geeignet, die bestehende Spreizung bei Einkommen und Wohlstand noch weiter auszudehnen. Und die Erwartung, Hilfsarbeiter umfänglich in Facharbeiter umqualifizieren zu können, dürfte wohl illusorisch sein. Optimaler Zugang zu Bildung und die Ausschöpfung aller Aus- und Weiterbildungspotentiale wird umso wichtiger.
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