Synthetische ETF bringen Gefahren Indexfonds verstärken Krisen
Gemeinhin gelten ETFs als vergleichsweise risikoarme Form des Finanzmarkt-Investments. Da börsengehandelte Indexfonds sich auf die reine Nachbildung eines Marktindexes beschränken und nicht spekulativ agieren, können sie nicht besser abschneiden als der Markt, aber auch nicht schlechter.
Wegen des bewussten Verzichtes auf Spekulation werden die Fonds als relativ sicher eingestuft. Dennoch gibt es Risiken. Es ist nicht das Prinzip an sich, aus dem sie erwachsen - sondern die schiere Marktmacht und die Konstruktion sogenannter synthetisch replizierter Indexfonds. Grundsätzlich wird zwischen ETF unterschieden, die voll repliziert sind, und ETF, die synthetisch nachgebildet werden. Die synthetische Konstruktion erfolgt dabei über Swap-Vereinbarungen (Tausch-Vereinbarungen). Voll repliziert bedeutet, dass im ETF Wertpapiere in der gleichen Zusammensetzung und Gewichtung enthalten sind, in der sie auch in den Zielindex einfließen (Quelle Finanzberatung Frommholz, Artikel: "ETF voll repliziert" vom 30.01.14). Anleger sollten sich dieser Problemzonen bewusst sein.
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Paradox: Risikobegrenzung bewirkt Risikoerhöhung
Seit ihrem Aufkommen um die Jahrtausendwende herum haben ETFs eine beispiellose Erfolgsgeschichte erlebt. Lag das verwaltete Vermögen der Fonds in den ersten Jahren weltweit noch bei einigen hundert Milliarden Dollar, ist es inzwischen auf die gigantische Summe von drei Billionen Dollar gewachsen. Dieses Jahr wird nochmals mit einer Steigerung auf 3,5 Billionen Dollar gerechnet. Indexfonds sind damit zu einer Größe an den Finanzmärkten geworden, die das Marktgeschehen spürbar beeinflussen.
Das widerspricht eigentlich ihrem Ansatz. Denn ihre Strategie besteht gerade darin, dem Markt zu folgen, nicht in einer aktiven Marktbeeinflussung. Genau das kann aber passieren. Wenn ETFs erfolgreich sind, dann fließt viel zusätzliches Kapital in diese Fonds, das entsprechend an der Börse investiert wird. Damit wird eine laufende Aufwärtsentwicklung eventuell noch verstärkt. Entsprechend umgekehrt kann es sich in Abwärtsphasen verhalten. Dann sorgt ein verstärkter Mittelabzug ggf. noch für einen beschleunigten Kursverfall. Da bei den Fonds das spekulative Element fehlt, gibt es keine Gegenbewegungen, die Kursausschläge "ausbremsen". Das Ergebnis erscheint paradox: die auf Risikobegrenzung angelegten Indexfonds tragen durch ihre Strategie und ihren Markteinfluss dazu bei, dass das Marktrisiko unter Umständen größer wird.
Gemeinhin gelten ETFs als vergleichsweise risikoarme Form des Finanzmarkt-Investments."
Ausfallrisiko bei synthetischen Fonds
Ein spezifisches weiteres Risiko bringen synthetisch replizierte Indexfonds mit sich. ETF "klassisch" bedeutet, der Fonds erwirbt Wertpapiere in genau der Zusammensetzung, in der sie auch im Referenzindex enthalten sind. Synthetische ETFs gehen dagegen einen anderen Weg. Ihr Wertpapierportfolio muss nicht unbedingt einen Indexbezug haben. Dieser wird durch einen Swap, eine Tauschvereinbarung mit einem Partner hergestellt, der für die Indexnachbildung sorgt. Das Ergebnis bleibt de facto gleich. Die synthetische Replikation kann unter Kosten- und Ertragsgesichtspunkten sinnvoll sein und funktioniert im Normalfall gut. Kritisch wird es, wenn der Tauschpartner - üblicherweise eine Investmentbank - ausfällt. Das ist in schwierigen Börsenzeiten nicht ausgeschlossen.
Das Investment in Indexfonds wird dadurch nicht grundsätzlich in Frage gestellt. Die Risikofaktoren sind auch nicht überzubewerten. Dennoch sollten Sie sich bewusst sein, dass bei ETFs auch noch andere Risiken relevant sein können als nur das allgemeine Marktrisiko.