Der Hauskauf kann zum Albtraum werden Mit den Minizinsen steigen die Risiken
Die Zinsen für Baukredite befinden sich derzeit auf historisch niedrigem Niveau. Für viele, die von den eigenen vier Wänden träumen, scheint daher jetzt ein guter Zeitpunkt, ihren Wunsch zu verwirklichen. Dank Minizinsen bleiben selbst große Kreditsummen tragfähig - zumindest, wenn die beim Kreditstart geltenden Bedingungen sich nicht ändern. Doch das ist keineswegs sicher.
Tatsächlich bedeutet jede Kreditaufnahme ein Risiko. Das beginnt bereits bei der eigenen Zahlungsfähigkeit. Die Kredittilgung funktioniert üblicherweise nur dann reibungslos, wenn die eigene Lebensplanung sich erfüllt. Unerwartete Ereignisse wie Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Scheidung waren schon immer - unabhängig von der Zinslage - Risikofaktoren bei Baufinanzierungen. So angenehm die Minizinsen derzeit sein mögen, sie können sich als zusätzliches Risiko erweisen.
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Irgendwann läuft die Zinsbindung aus
Denn die heute vereinbarten Zinssätze gelten bei Hypothekenkrediten nur für die Zinsbindungszeit, die üblicherweise deutlich kürzer ist als die Gesamtlaufzeit. Nach dem Ende der Zinsbindung wird der Zinssatz - den Marktverhältnissen entsprechend - neu festgelegt. Üblich sind Zinsbindungsfristen von fünf, zehn oder fünfzehn Jahren, Baufinanzierungen laufen dagegen häufig über mehrere Jahrzehnte. Vorteilhaft ist, wenn die Zinsen zwischenzeitlich sinken. Dann kann die Anschlussfinanzierung günstiger erfolgen. Bei gestiegenen Zinsen sieht es umgekehrt aus, dann wird die ursprüngliche Kalkulation ggf. über den Haufen geworfen und es drohen zusätzliche Belastungen.
Hierzu ein Beispiel: Bei einem noch abzutragenden Kredit von 120.000 Euro mit 0,75 Prozent-Zinssatz und einer monatlichen Kreditrate von 343 Euro würde sich die Rate (Tilgungsrate von zwei Prozent unterstellt) bei einer Zinssteigung auf 2,75 Prozent auf 475 Euro monatlich erhöhen, bei vier Prozent Zinsen wären es bereits 600 Euro. Die Alternative zu höheren Raten ist eine Streckung der Laufzeit, was bedeutet, dass die Hausfinanzierung ggf. bis zum Ruhestand oder sogar darüber hinaus abzutragen wäre. 2,75 oder vier Prozent sind im historischen Vergleich keineswegs unrealistische Zinssätze.
Vieles spricht dafür, dass die "künstlich" niedrigen Zinsen nicht von Dauer sind."
Wie sehen die Zinsen in 10 bis 20 Jahren aus?
Dass die Zinsen weiter sinken, erscheint angesichts des erreichten Niedrigstniveaus wenig wahrscheinlich. Andererseits ist auch keine kurzfristige Zinswende in Sicht. Auf längere Sicht - und die ist bei Zinsbindungszeiträumen von zehn bis fünfzehn Jahren maßgeblich - sieht das anders aus. Denn ob auch in ein bis zwei Jahrzehnten noch eine Politik des billigen Geldes gilt, ist zumindest fraglich. Vieles spricht dafür, dass die "künstlich" niedrigen Zinsen nicht von Dauer sind. Wenn Sie sich heute mit dem Gedanken an einen Immobilienerwerb und eine entsprechende Finanzierung tragen, sollten Sie das berücksichtigen und sich nicht nur von Minizinsen locken lassen - damit Ihr Hauskauf nicht zum Albtraum wird.