Niedrigzinsen und negative Realrenditen werden zur Bedrohung für den Wohlstand

Draghi versucht zu beschönigen, aber..... Sparer verlieren Wohlstand

Gerade aus Deutschland kommt in den letzten Wochen Kritik am geldpolitischen Kurs von Mario Draghi. Niedrigzinsen und negative Realrenditen werden zur Bedrohung für den Wohlstand deutscher Sparer und die private Altersvorsorge.

Der EZB-Chef selbst wiegelt ab. In einer seiner letzten Pressekonferenzen verwies er auf die extrem niedrige Inflation. Die Leitzinsen und die Zinsentwicklung müssten vor diesem Hintergrund gesehen werden. Selbst Nullzinsen seien in der aktuellen Situation nichts außergewöhnliches. Und real betrachtet habe es in der Vergangenheit durchaus Phasen gegeben, in denen der Leitzins noch niedriger gewesen sei. Dabei ließ Draghi allerdings im Unklaren, worauf er sich konkret bezog.

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Nominalzins, Realzins und Inflation 

Tatsächlich gibt es einen klaren Zusammenhang zwischen Nominalzins, Realzins und Inflationsrate. Die Verzinsung muss mindestens für soviel nominalen Kapitalzuwachs sorgen, dass der ursprüngliche Wert des eingesetzten Geldes erhalten bleibt. Eine reale Kapitalvermehrung ist daher nur möglich, wenn der Zinssatz über der Inflationsrate liegt. Reicht die Verzinsung für den Inflationsausgleich nicht aus, kommt es zu einem realen Kapitalverlust - selbst wenn nominal noch ein positives Ergebnis verzeichnet wird. Für Sparer mag dieser Zusammenhang zwar nachvollziehbar sein, gefühlsmäßig wird der Anlageerfolg vor allem durch die Beträge auf Kontoauszügen dargestellt - und die sind nominal. Und bei einer Rendite nahe oder sogar unter Null ist der gefühlte Anlageerfolg Null oder sogar weniger. 

Negative Realrenditen mindern Wohlstand 

In Deutschland gab es zuletzt in der ersten Hälfte der 1970er Jahre negative reale Leitzinsen. Es war die Zeit der Ölkrise, damals zog die Inflation durch den Ölpreisschock stark an. Die Bundesbank hob erst mit gewisser Zeitverzögerung die Leitzinsen an. Dadurch sank der reale Leitzins vorübergehend unter Null. Die Situation normalisierte sich aber bald wieder. Das steht bei der aktuellen Leitzins-Konstellation erst einmal in den Sternen. Beunruhigend für Sparer ist auch weniger der Leitzins. Es sind vor allem die längerfristigen Zinssätze, die Sorgen bereiten. Bundesanleihen mit bis zu sieben Jahren Restlaufzeit weisen derzeit sogar negative Nominalrenditen aus, die Realrendite liegt bis zu zehn Jahren Restlaufzeit unter Null. Wer hier investiert, verliert Wohlstand. 

Reicht die Verzinsung für den Inflationsausgleich nicht aus, kommt es zu einem realen Kapitalverlust."

Alternativen gefragt 

Tatsächlich sinken die Zinsen nicht erst seit Marios Draghis lockerer Geldpolitik. Seit über 20 Jahren ist ein schleichender Zinsverfall zu beobachten. Experten machen dafür unter anderem langsameres Wirtschaftswachstum und den demografischen Wandel verantwortlich. Daher würde selbst eine EZB-Kehrtwende die Lage vermutlich nur teilweise verbessern. Es spricht daher einiges dafür, bei Geldanlagen nicht (nur) auf verzinsliche Investments zu setzen. Aktien bieten eine Alternative. Positive Realrenditen sind hier wesentlich wahrscheinlicher - selbst bei wieder anziehender Inflation.

 

Autor: Jürgen E. Nentwig, juergen.nentwig@gfmsnentwig.de

 

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