Ein Gespenst geht an den Finanzmärkten um, das Gespenst der Inflation

Konflikt Trotz Inflation Zinsen niedrig halten

Ein Gespenst geht an den Finanzmärkten um, das Gespenst der Inflation. Die langfristigen Anleiherenditen in den USA und Europa sind zuletzt deutlich gestiegen - ein fast vergessenes Phänomen. Und steigende Renditen sind stets ein Signal für höhere Inflationserwartungen. Damit rechnet auch die Bundesbank. Sie unterstellt im Jahresverlauf bis zu drei Prozent Inflation.

An den Börsen führte diese Entwicklung schon zu steigender Nervosität. Vor allem Wachstumswerte hatten unter dem plötzlichen Renditeanstieg zu leiden. Die Notenbanken versuchen die Lage zu beruhigen - einstweilen mit Worten. Ob das ausreichen wird, bleibt abzuwarten. Es könnte gut sein, dass die Märkte Taten sehen wollen. Dabei befinden sich Fed, EZB & Co in einer schwierigen Zwickmühle - nicht zuletzt dank ihrer eigenen Geldpolitik.

Ausweitung der Anleihekäufe - "wie Öl ins Feuer gießen"!

Höhere Zinsen wären Gift für die noch gar nicht richtig begonnene Erholung im Umfeld der Corona-Krise. Sie würde außerdem viele Staaten in Schwierigkeiten bringen, die zur Bewältigung der Pandemie-Folgen riesige schuldenfinanzierte Konjunkturprogramme aufgelegt haben - oft mit schon bestehenden großen Schuldenbergen im Rücken. Die finanziellen Handlungsspielräume wären bei einem Zinsanstieg deutlich eingeengt und die Zinskosten könnten schnell zur erdrückenden Last werden.

Um dem entgegenzuwirken, wäre eigentlich eine Ausweitung der Anleihekäufe der Notenbanken angezeigt. Sie würden die Nachfrage nach verzinslichen Wertpapieren weiter nach oben treiben. Ein Kursanstieg gleichbedeutend mit (wieder) sinkenden Renditen wäre dann die logische Konsequenz. Das gilt aber - wissenschaftlich ausgedrückt - nur ceteris paribus: wenn sich sonst nichts ändert. Das ist aber zweifelhaft. Mehr Anleihekäufe bedeuten eine zusätzliche Ausweitung der Geldmenge - es wird noch mehr Geld in die Märkte gepumpt. Gerade das könnte aber die Inflationserwartungen zusätzlich befeuern - es wäre so ähnlich wie "Öl ins Feuer zu gießen" und am Ende könnte das Gegenteil des Gewollten erreicht sein. Die Notenbanken werden daher vorsichtig sein, dieses Instrument noch intensiver einzusetzen.

Steigende Anleiherenditen sind stets ein Signal für höhere Inflationserwartungen."

Die Hoffnung, dass gute Worte wirken

Nochmalige Senkungen der Leitzinsen sind auch kein taugliches Mittel. Die befinden sich im Euro-Raum ohnehin schon auf Nullniveau oder sogar darunter. Außerdem kommen Leitzinsänderungen erfahrungsgemäß "am langen Ende" nur bedingt an. Ein Renditeeffekt wäre vermutlich überschaubar.

Und so bleibt den Zentralbankern vorerst nichts weiter übrig, als abzuwarten und zu hoffen, dass ihre beruhigenden Worte wirken.

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