Lange galt die Trennung zwischen aktiver und passiver Geldanlage als unüberwindbar

Studie Aktive ETFs besser als klassische Fonds

Der Wettbewerb zwischen aktiv und passiv wird zunehmend irrelevant – entscheidend ist die Qualität des Managements und die Klarheit der Strategie.

Lange galt die Trennung zwischen aktiver und passiver Geldanlage als unüberwindbar: Hier der Fondsmanager, der durch gezielte Auswahl von Titeln versucht, den Markt zu schlagen – dort der ETF, der lediglich einen Index abbildet und auf günstige Kosten sowie Transparenz setzt. Doch diese klare Grenze beginnt sich aufzulösen. Aktive ETFs, also börsengehandelte Fonds mit einem aktiven Managementansatz, kombinieren die Vorteile beider Welten – und schneiden nach einer neuen Studie der Ratingagentur Morningstar zunehmend besser ab als klassische Publikumsfonds.

Damit steht die Branche an einem Wendepunkt: Eine Anlageform, die noch vor wenigen Jahren als Experiment galt, wird zum ernsthaften Konkurrenten der traditionellen Fondsindustrie.


Zwischen aktiv und passiv – was aktive ETFs eigentlich sind

Ein klassischer ETF folgt strikt einem Index: Er bildet zum Beispiel den DAX, den MSCI World oder den S&P 500 exakt nach. Ziel ist es, die Marktperformance zu spiegeln, nicht zu übertreffen. Aktive ETFs hingegen kombinieren die Struktur eines ETF – also tägliche Handelbarkeit, transparente Preisbildung und niedrige Kosten – mit aktiver Entscheidungsfreiheit.

Das Management kann den Index als Orientierung nutzen, darf aber davon abweichen: bestimmte Werte übergewichten, schwächere Titel meiden oder taktisch auf Marktveränderungen reagieren.

Diese hybride Struktur schafft ein neues Segment: liquide, kosteneffiziente Fonds mit Handlungsspielraum – ein Mittelweg zwischen mechanischem Indextracking und traditioneller Fondssteuerung.


Die Ergebnisse der Morningstar-Studie

Der Wettbewerb zwischen aktiv und passiv wird zunehmend irrelevant – entscheidend ist die Qualität des Managements und die Klarheit der Strategie."

Die aktuelle Morningstar-Analyse zeigt, dass aktive ETFs in mehreren Anlagekategorien im Durchschnitt eine leicht höhere Nettoperformance erzielen als klassische aktiv gemanagte Fonds. Besonders deutlich wird das in den USA, wo der Markt für aktive ETFs bereits weit entwickelt ist.

Im Fünfjahresvergleich schnitten etwa aktive ETFs im US-Aktiensektor um rund 0,5 bis 1 Prozentpunkte besser ab als vergleichbare Publikumsfonds – bei gleichzeitig geringeren Kostenquoten.
In Europa fällt das Bild ähnlich aus, wenngleich die Stichprobe kleiner ist: Der Markt steckt hier noch in der Aufbauphase.

Morningstar führt den Erfolg auf zwei zentrale Faktoren zurück:

  1. Kostenvorteil: Aktive ETFs haben meist niedrigere Verwaltungsgebühren als traditionelle Fonds.
  2. Transparenz und Disziplin: Die tägliche Handelbarkeit zwingt Manager zu einem stringenteren Risikomanagement und reduziert die Versuchung, übermäßige Wetten einzugehen.

Warum das Feld so dynamisch wächst

Der Boom aktiver ETFs ist nicht zufällig, sondern Ausdruck eines strukturellen Wandels in der Investmentbranche. Viele Anleger wollen mehr als reines Indextracking, aber auch weniger als teure Fonds mit oft enttäuschender Überrendite. Aktive ETFs versprechen genau das: Flexibilität mit Kostenbewusstsein.

Die Zahlen sprechen für sich:

  • In den USA überschritt das verwaltete Vermögen aktiver ETFs im Jahr 2024 erstmals die Marke von 800 Milliarden US-Dollar – mit zweistelligen Wachstumsraten.
  • In Europa hat sich das Volumen binnen drei Jahren mehr als verdreifacht.

Große Anbieter wie BlackRock, Fidelity, JPMorgan oder Franklin Templeton treiben die Entwicklung mit eigenen Produktlinien voran. Die Strategien reichen von Dividendenfokus über Nachhaltigkeit bis hin zu thematischen Anlagen wie KI oder Energiewende.


Chancen und Grenzen des Modells

Aktive ETFs eröffnen Anlegern interessante Möglichkeiten:

Vorteile:

  • Kosteneffizienz: Geringere Verwaltungsgebühren als klassische Fonds.
  • Liquidität: Täglicher Handel an der Börse, keine Ausgabeaufschläge.
  • Flexibilität: Manager können auf Marktbewegungen reagieren.
  • Transparenz: Viele Anbieter veröffentlichen täglich ihre Portfoliostruktur.

Doch die Innovation hat auch Grenzen:

  • Kurze Historie: Viele Produkte sind erst wenige Jahre alt, langfristige Vergleiche fehlen.
  • Begrenzte Abweichung: Regulatorisch dürfen aktive ETFs nicht zu stark vom Referenzindex abweichen, was den Spielraum einschränkt.
  • Rendite ist kein Selbstläufer: Auch bei aktivem Management bleibt das Marktrisiko bestehen – und nicht jeder Manager nutzt seinen Spielraum erfolgreich.

Eine stille Revolution der Fondsbranche

Das Aufkommen aktiver ETFs markiert einen tiefgreifenden Wandel: Die Trennung zwischen passiv und aktiv verwischt. Anleger fragen heute weniger nach Etiketten als nach Effizienz und Ergebnissen.

Für die Fondsindustrie bedeutet das:


Fazit

Aktive ETFs sind mehr als ein Trend – sie sind das Bindeglied zwischen Tradition und Innovation in der Geldanlage.

Sie zeigen:

  • Anleger wollen Flexibilität, aber keine hohen Gebühren.
  • Transparenz und Effizienz sind wichtiger als Produktnamen.
  • Technologische Infrastruktur verändert, wie Fonds funktionieren.

Die Lehre lautet: Der Wettbewerb zwischen aktiv und passiv wird zunehmend irrelevant – entscheidend ist die Qualität des Managements und die Klarheit der Strategie.

Aktive ETFs verkörpern eine neue Generation von Investmentlösungen: agil, kosteneffizient und auf Performance fokussiert. Und wenn sich die Ergebnisse der jungen Produkte bestätigen, steht die Fondsbranche tatsächlich vor einer Revolution, die diesmal von der Börse ausgeht – nicht vom Büro des Fondsmanagers.

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