Was laut Goldman Sachs und Morgan Stanley dagegen spricht Bedrohliche KI-Blase?
Warum die Rally der Tech-Giganten mehr Substanz hat, als viele vermuten.
Seit Monaten kennt der KI-Boom an den Aktienmärkten scheinbar kein Halten. Die großen Technologiewerte – von Nvidia über Microsoft bis Broadcom – treiben die Kurse auf neue Rekordhöhen. Doch mit dem steilen Aufstieg wachsen auch die Zweifel: Erinnerungen an die Dotcom-Blase der späten 1990er-Jahre werden wach. Nun aber melden sich zwei der größten Investmenthäuser der Welt mit einer klaren Gegenposition zu Wort. In aktuellen Analysen argumentieren Strategen von Goldman Sachs und Morgan Stanley, dass die Entwicklung fundamental begründet sei – und keine spekulative Übertreibung darstelle.
Ihr Urteil: Die KI-Revolution ist real, die Bewertung hoch, aber rational.
Die KI-Euphorie und ihre Kritiker
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Der Technologiesektor dominiert erneut die globale Marktkapitalisierung.
Nvidia allein hat zeitweise mehr Börsenwert als die gesamte deutsche DAX-Familie.
Zugleich fließen Milliarden in Fonds und ETFs, die auf KI und Automatisierung setzen.
Kritiker warnen daher vor Überhitzung:
- Die Kursanstiege seien zu steil, die Gewinnerwartungen zu optimistisch.
- Vieles erinnere an die Jahrtausendwende, als „neue Technologien“ ohne stabile Geschäftsmodelle bewertet wurden.
- Ein Rückschlag könne, so die Befürchtung, die gesamte Marktstimmung kippen.
Doch anders als damals, so betonen die Analysten der beiden US-Banken, steht die heutige Rally auf einem völlig anderen Fundament.
Goldman Sachs: „Diesmal sind die Gewinne real“
Laut Goldman Sachs hat die gegenwärtige KI-Welle zwar Parallelen zur Dotcom-Zeit, aber entscheidende Unterschiede. Während die Internetunternehmen um das Jahr 2000 kaum Umsätze oder Gewinne erzielten, verzeichnen die heutigen KI-Treiber massive Cashflows.
Die Analysten verweisen insbesondere auf Nvidia, Microsoft, Alphabet und Amazon: Diese Firmen verdienen bereits heute zweistellige Milliardenbeträge mit Rechenzentren, Cloud-Services und KI-Anwendungen. „Wir sehen hier keine spekulative Fantasie, sondern ein technologisches Paradigma mit realwirtschaftlicher Basis“, schreibt Goldman in seinem Bericht.
Darüber hinaus sei das Gewinnwachstum im KI-Sektor außergewöhnlich hoch: Während der S&P 500 insgesamt ein Ertragswachstum von rund 7 Prozent verzeichne, liege der entsprechende Wert für KI-bezogene Titel bei über 25 Prozent.
Morgan Stanley: „Das ist kein Hype, sondern eine Investitionswelle“
Auch Morgan Stanley sieht in der aktuellen Entwicklung weniger eine Blase als vielmehr den Beginn einer kapitalintensiven Infrastrukturphase. Der Vergleich, so die Strategen, müsse nicht mit der Dotcom-Zeit, sondern mit der Elektrifizierung oder dem Internetaufbau gezogen werden.
KI verlange enorme Investitionen in Chips, Rechenleistung und Netze. Die Bewertungen spiegelten daher nicht kurzfristige Spekulation wider, sondern die Erwartung auf eine dauerhafte industrielle Revolution.
„Wir erleben eine Neuordnung der Wertschöpfungsketten“, so das Fazit. Anders als in früheren Hypes sind die heutigen Profiteure keine Start-ups, sondern etablierte, finanziell starke Unternehmen mit globaler Skalierung.
Fundamentaldaten statt Fantasie
Künstliche Intelligenz ist nicht nur ein Markttrend – sie ist zur wirtschaftlichen Infrastruktur des 21. Jahrhunderts geworden. Wer sich ihr heute entzieht, läuft Gefahr, den nächsten Superzyklus zu verpassen."
Ein zentrales Argument beider Investmenthäuser lautet: Die Märkte preisen derzeit Produktivitätsgewinne ein, nicht nur Visionen. KI ist nicht bloß ein Trend, sondern beginnt messbar, Effizienz, Margen und Innovationstempo zu verändern – in Industrie, Gesundheitswesen, Energie und Finanzen.
Goldman Sachs schätzt, dass KI bis 2030 das globale BIP um bis zu sieben Prozent steigern könnte.
Das entspräche einem zusätzlichen jährlichen Wirtschaftswachstum von rund einem Prozentpunkt – ein Effekt, der an historische Innovationsschübe erinnert.
Auch die Unternehmensinvestitionen stützen diesen Befund: Der Anteil der globalen CapEx-Ausgaben, der in KI-Infrastruktur fließt, hat sich binnen zwei Jahren mehr als verdoppelt.
Die Bewertung – hoch, aber nicht irrational
Natürlich sind viele KI-Aktien teuer bewertet. Doch laut Morgan Stanley sei der Unterschied zu den 2000er-Jahren frappierend: Während der Nasdaq damals mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von über 60 bewertet war, liegt der heutige Wert trotz Kursrekorden bei etwa 30.
Hinzu kommt, dass Gewinne und Umsätze synchron steigen – ein Merkmal nachhaltiger Zyklen.
Das Kurswachstum beruht also nicht auf Hoffnung, sondern auf operativer Expansion.
Zudem sei die Anlegerbasis heute breiter. Institutionelle Investoren, Pensionsfonds und Staatsfonds seien Haupttreiber – nicht Kleinanleger mit kurzfristiger Spekulationsabsicht.
Risiken bleiben
Trotz aller positiven Argumente warnen beide Institute vor überzogener Sorglosigkeit. Goldman Sachs verweist auf mögliche Regulierungswellen, Lieferengpässe bei Chips und die Gefahr, dass einzelne Marktführer zu stark konzentriert sind. Morgan Stanley betont das Zinsrisiko: Sollte die Geldpolitik länger restriktiv bleiben, könnten Bewertungen empfindlich reagieren.
Doch strukturell halten beide Häuser die KI-Bewegung für robust und langfristig tragfähig. Der Markt werde sich differenzieren – nicht alle Firmen, die „AI“ in ihrem Namen tragen, werden überleben –, doch das Grundthema bleibe bestehen.
Fazit
Die Debatte um eine mögliche KI-Blase zeigt, wie tief die Erinnerung an frühere Exzesse sitzt. Doch anders als in den späten 1990ern sind die heutigen großen Protagonisten nicht nur Hoffnungsträger, sondern zudem bereits Gewinnmaschinen.
Goldman Sachs und Morgan Stanley kommen daher zum gleichen Schluss: Was derzeit geschieht, ist keine spekulative Blase, sondern ein realer Strukturwandel.
Künstliche Intelligenz ist nicht nur ein Markttrend – sie ist zur wirtschaftlichen Infrastruktur des 21. Jahrhunderts geworden. Und wer sich ihr heute entzieht, läuft laut der beiden US-Investmenthäuser Gefahr, den nächsten Superzyklus zu verpassen.

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