Quirin-Chef Bei Banken gibt es nur Produktverkauf
Im Frühjahr könnten auf EU-Ebene wichtige Schritte in Richtung eines Verbots provisionsbasierter Finanzberatung unternommen werden. EU-Finanzmarktkommissarin Mairead McGuinness soll sich zumindest im Rahmen ihrer Retail-Investment-Strategie mit entsprechenden Überlegungen befassen.
Von Quirin-Chef Karl Matthäus Schmidt würde eine solche Maßnahme sehr begrüßt. Ein Provisionsverbot sei überfällig. Die Quirin Privatbank bietet bisher als eines der ganz wenigen deutschen Kreditinstitute Anlageberatung ausschließlich auf Honorarbasis an. Daher verwundert es auch nicht, dass Schmidt mit seiner Meinung in der Branche ziemlich alleine steht.
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Keine neue Diskussion - Provisionsberatung versus Honorarberatung
Viele Banken und Finanzdienstleister laufen bereits Sturm gegen die Brüsseler Pläne. Käme tatsächlich ein Provisionsverbot zustande, würde das eine wichtige Ertragsquelle austrocknen lassen. Für viele Finanzberater wäre sogar das Geschäftsmodell ernsthaft in Frage gestellt. Die Diskussion um ein Verbot provisionsbasierter Finanzberatung ist nicht neu. Seit Jahren wird von Verbraucherpolitikern und Verbraucherschützern die Honoraranlageberatung favorisiert. Mit der Einführung gesetzlich geschützter Berufsbezeichnungen für Honoraranlageberater hat man sogar bereits vorgearbeitet, allerdings zum Verbot der Provisionsberatung kam es hierzulande nie.
Man setzte darauf, dass das bessere Modell sich im Wettbewerb durchsetzt - eine Erwartung, die sich zumindest bislang als Illusion erwiesen hat. Die scheinbar "kostenlose" Provisionsberatung kann nach wie vor im Vergleich zur Finanzberatung gegen Honorar punkten. Dass der Anleger dabei trotzdem zur Kasse gebeten wird und obendrein sehr oft Produkte erhält, die suboptimal und nicht bedarfsorientiert sind, geht meist unter, weil sich die Kosten im "Kleingedruckten" verstecken.
Überteuerte Produkte, wenig rentierliche Anlagen, unpassende Lösungen - das sind oftmals die Ergebnisse einer Beratung auf Provisionsbasis."
Wegfall der provisionsbasierter Bankenberatung wäre ein Gewinn
Schmidt kennt aus seiner Praxis zahlreiche solcher Fälle. Überteuerte Produkte, wenig rentierliche Anlagen, unpassende Lösungen - das sind seiner Erfahrung nach die Ergebnisse einer Beratung auf Provisionsbasis. Besonders kritisch in den Blick nimmt er vor allem seine Banken-Konkurrenz. De facto finde in Banken keine Anlageberatung statt, auch wenn das so genannt werde. Es handele sich vielmehr um reinen Produktverkauf.
Deshalb laufe auch das Argument der Konkurrenz ins Leere, beim Verbot der Provisionsberatung drohe eine Beratungslücke. Wo bisher keine Beratung stattgefunden habe, sondern nur Produktverkauf, sei beim Verbot ein "Weniger an Beratung" logisch nicht möglich. Das Verbot provisionsbasierter Beratung bedeute, viele Banken hätten keinen Zugang mehr zum Produktabverkauf und könnten sich damit manchen finanziellen Schaden sparen - ein wünschenswertes Ziel.
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