Die EU-Regeln zum Anlegerschutz erweisen sich als Ärgernis und gehen an den wirklichen Problemen vorbei

Paragraphen verwirren Anlegerschutz misslungen

Die Anleger sollten geschützt werden, fühlen sich jedoch nur genervt: Die EU-Regeln zum Anlegerschutz erweisen sich als Ärgernis und gehen an den wirklichen Problemen vorbei.

Es herrscht Einigkeit in der deutschen Bankenlandschaft - und das ist nur selten der Fall: Die seit Januar 2018 geltenden EU-Regeln zum Anlegerschutz werden einhellig als Alptraum für die Geldinstitute und Berater kritisiert, aber eben auch als Ärgernis für die Bankkunden. Sie erwiesen weder dem Anlegerschutz noch der Wertpapierkultur einen sinnvollen Dienst, so eine Umfrage, an der 3.000 Kunden von 153 Geldinstituten teilgenommen hatten.

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Studienergebnis: Desaster oder Berechnung?

Es mutet schon seltsam an, wenn sich die Bankenbranche beschwert, obwohl sie mit ihren windigen Geschäften und unzähligen Beratungsskandalen selbst die Verschärfung im Anlegerschutz provoziert hat. MiFID, PRIIP und MiFIR - diese Richtlinien enthalten den Anlegerschutz zumindest teilweise und der ist angesichts der drastischen Erfahrungen von Bankkunden auch dringend notwendig. Dass Banken diese Vorgehensweise kritisieren, ist deswegen durchaus nachvollziehbar. Von Überforderung und Bevormundung der Kunden ist die Rede, allerdings dürfen diese Kritikpunkte wohl eher als Kinderkrankheiten angesehen werden: Die Studie begann zum Jahresende 2018, die neuen Regeln waren also gerade einmal drei Quartale in Kraft.

Was sich jedoch ebenfalls feststellen lässt ist eine Abkehr vieler verunsicherter Kunden von Derivaten, Anleihen sowie von Aktien und Fonds. Vielmehr würden nun einfache Spareinlagen, die jedoch keine Renditen einspielen, präferiert. Ein weiteres Ärgernis wäre die Aufzeichnung von Telefonaten mit dem Bankberater, auf das knapp 74 Prozent der Studienteilnehmer gerne verzichten würden. Die Folge: Telefonisch werden rund 50 Prozent weniger Wertpapiere geordert. 

Es werden zu wenig Unterschiede zwischen Profis, Erfahrenen und Laien gemacht und sowohl solide Anlage wie echte Spekulationen gleichermaßen einbezogen."

Allerdings ist Telefonbanking, das bislang insbesondere ältere und erfahrenere Kunden bevorzugen, auf dem Rückzug. Sehr zum Ärger dieser Bankkunden werden immer mehr Transaktionen im Internet abgewickelt. Die damit verbundene Transparenz, denn alle im Zuge eines Wertpapierkaufs anfallenden Kosten müssen schriftlich vor einer Bestellung angezeigt werden, geht jedoch zu Lasten der Geschwindigkeit - und das kann bei volatilen Märkten unter dem Strich Geld kosten.

Das eigentliche Problem

Damit zeigt sich das gravierende Problem der neuen Regularien: Es werden zu wenig Unterschiede zwischen Profis, Erfahrenen und Laien gemacht und sowohl solide Anlage wie echte Spekulationen gleichermaßen einbezogen. Die Folgen: Banken verweigern sich lukrativen Unternehmensanleihen oder attraktiven ausländischen Indexfonds, weil deren Emittenten nicht alle Informationen geliefert haben. Im Gegensatz dazu kann eine spekulative Option vertrieben werden, weil die Formalien stimmen.

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