Gutachten der Gutachterausschüsse Boom geht ungebremst weiter
Die amtlichen Gutachterausschüsse für Grundstückswerte verfügen wohl über die umfangreichste Datenbasis zur Entwicklung von Immobilienpreisen. Im jährlich herausgegebenen Immobilienmarktbericht fließen ca. eine Million Kaufverträge ein. Das ist de facto eine Vollerhebung. Kein anderer Immobilien-Report hat eine vergleichbare Marktabdeckung.
Billige Lagen bleiben billig - teure Lagen werden noch teurer. So könnte man die Erkenntnisse des diesjährigen Berichts auf den Punkt bringen. Er zeigt eine weitere Spreizung des Immobilienmarktes. In gefragten Gegenden geht der Immobilienboom unvermindert weiter. In "abgehängten" Regionen verharren die Preise auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Bei Immobilienkauf und -verkauf kommt es mehr denn je darauf an, wo sich das Objekt befindet.
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Der Immobilienmarkt ist zweigeteilt
Im Landkreis München muss man für ein Eigenheim rd. 10.200 Euro pro qm hinlegen - ein Spitzenpreis. Am anderen Ende der Skala liegt der Kyffhäuserkreis in Thüringen mit 410 je qm. Anders ausgedrückt: im Münchner Umfeld kostet eine Immobilie fast 25mal so viel wie in Nord-Thüringen.
Legt man reine Durchschnittswerte zugrunde, haben sich die Preise für ein freistehendes Eigenheim im Zehnjahreszeitraum 2009 bis 2018 um 4,3 Prozent p.a. erhöht. Auch hier zeigt ein Beispiel, was das konkret bedeutet. Ein "durchschnittliches" Haus, das vor zehn Jahren für 300.000 Euro zu haben war, würde heute 457.000 Euro kosten. Jedes Jahr bedeutet 15.700 Euro Mehrkosten. Wie gesagt: Durchschnittswerte.
Auch bei Gebraucht-Immobilien zeigt sich die Zweiteilung. Mit 7.200 Euro bzw. 6.350 Euro je qm weisen München und Sylt die höchsten Wohnungspreise auf. Im Saale-Orla-Kreis in Südost-Thüringen zahlt man nur 400 Euro pro qm. In Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen steht jede zehnte Wohnung leer. Das ist symptomatisch.
Der Drang in die Großstädte und Ballungsräume ist ungebrochen. Die Bevölkerungszunahme in Deutschland durch Zuwanderung kommt überwiegend dort an. Auf der anderen Seite führen Landflucht und Abwanderung zu Leerständen.
Billige Lagen bleiben billig - teure Lagen werden noch teurer."
Auch eine Folge der Geldpolitik
Insgesamt haben sich die Immobilien-Investitionen binnen zehn Jahren mehr als verdoppelt - auf 269 Milliarden Euro, gut zwei Drittel davon für Wohnimmobilien. Die niedrigen Zinsen und "billiges" Geld haben zum Preisauftrieb beigetragen.
Anders als in früheren Zeiten zeigt sich die EZB-Geldschwemme nicht in den Verbraucherpreisen, sondern in den Vermögenspreisen. Und zum Vermögen zählen auch Immobilien.