Der Markt für deutsche Staatspapiere ist wie leergefegt

Wertvoll wie die blaue Mauritius Bundesanleihen kaum zu bekommen

Die blaue Mauritius gilt als eine der wertvollsten Briefmarken-Raritäten der Welt. Ganze 12 Exemplare soll es davon noch geben. Ganz so weit ist es mit Bundesanleihen noch nicht. Trotzdem ist der Markt für deutsche Staatspapiere wie leergefegt. Schuld daran ist zum großen Teil die EZB, die sich damit selbst in die Bredouille bringt.

Mit ihrem Anleiheaufkaufprogramm zur Ankurbelung der europäischen Wirtschaft erwirbt die Euro-Notenbank jeden Monat Rentenpapiere im Umfang von rund 80 Milliarden Euro. Etwa 70 Prozent davon entfallen auf Staatsanleihen. Der Rest besteht aus gedeckten Schuldverschreibungen, supranationalen Anleihen, Asset Backed Securities und mittlerweile auch bestimmten Unternehmensanleihen. Auf diese Weise hat die EZB bereits Titel in einem Volumen von über einer Billion Euro angesammelt. Das Kaufprogramm soll mindestens bis März 2017 laufen - Verlängerung nicht ausgeschlossen. Bis dahin dürfte der Bestand auf 1,8 Billionen Euro angewachsen sein, eine unvorstellbare Summe.

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Bundesanleihen spielen bei den EZB-Käufen eine wichtige Rolle. Da bei den Anleihekäufen nach selbst gesetzten Regeln die Ländergewichte im Euro berücksichtigt werden müssen, ist die EZB gehalten, rund 26 Prozent ihrer Staatsanleihe-Käufe in deutsche Staatspapiere zu investieren. Die drohen allerdings langsam knapp zu werden. Experten rechnen damit, dass es spätestens ab Anfang 2017 sehr schwierig werden dürfte, noch geeignete Bundesanleihen zu finden. Es sind gleich mehrere Faktoren, die die Verknappung bewirken. 

Warum deutsche Staatspapiere immer weniger werden

Da ist zum einen der Bundesfinanzminister mit seiner Politik der "schwarzen Null". Alleine im vergangen Jahr erzielte der Bund einen Haushaltsüberschuss von über 12 Milliarden Euro. Auch dieses Jahr sieht die Haushaltslage positiv aus. Das heißt, eine Neuverschuldung findet de facto nicht mehr statt. Wenn der Bund derzeit Anleihen begibt, werden damit in erster Linie auslaufende Papiere ersetzt. Das Angebot neuer Papiere ist rückläufig, der Markt trocknet ein Stück weit aus. 

Eine Neuverschuldung findet de facto nicht mehr statt."

Zum anderen schränkt die EZB mit ihrer Politik das für sie verwertbare Material noch zusätzlich ein. Denn zu den Kaufregeln der Euro-Notenbank gehört es auch, nur solche Titel zu erwerben, deren Rendite nicht unter dem EZB-Einlagenzins von derzeit -0,4 Prozent liegt. Das ist aber bei immer mehr Bundesanleihen - vor allem mit kurz- und mittelfristigen Restlaufzeiten - der Fall. Schätzungen zufolge sollen bereits 60 Prozent der Papiere betroffen sein, Tendenz steigend. 

Durch ihre starke Nachfrage treibt die EZB dabei selbst die Kurse und den Renditeverfall. Es ist also zum guten Teil ein durch ihre eigene Politik geschaffenes Dilemma. Es dürfte spannend zu beobachten sein, welcher Ausweg den Währungshütern aus der Zwickmühle einfällt.

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