Letztlich werden beim Crowdfunding Privatanleger und Start-ups zusammengeführt

Erschreckend teures Vergnügen Crowdfunding / Crowdinvesting

Crowdfunding und Crowdinvesting haben in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung erfahren. Der Erfolg der Finanzierungsplattformen beruht auf einem einfachen Konzept: Bringe diejenigen, die Geld haben, mit denjenigen, die Geld brauchen, zusammen.

Der Erfolg der Finanzierungsplattformen beruht auf einem einfachen Konzept: Bringe diejenigen, die Geld haben, mit denjenigen, die Geld brauchen, zusammen. Beim Crowdfunding werden letztlich Privatanleger und Start-ups zusammengeführt. Während Anleger für ihr Erspartes dabei auf aussichtsreiche, renditestarke Investments abzielen, buhlen Start-ups um eine schnelle und unkomplizierte Finanzierung, um die eigene Unternehmensidee voranzutreiben. 

Unkomplizierte Finanzierung

In der Theorie klingt das recht überzeugend – insbesondere in Zeiten, in denen Anleger aufgrund der niedrigen Zinsen händeringend nach Alterativen suchen und in denen es für junge Unternehmer schwierig ist, bei Banken Kredite zu bekommen.

Die steigenden Umsätze in den letzten Jahren zeigen jedenfalls, dass Crowdfunding den Nerv der Zeit trifft.

Hält Crowdfunding für die Beteiligten aber auch in der Praxis, was es verspricht?

Beschäftigt man sich mit den Details, ist Skepsis mehr als angebracht. Betrachten wir hierzu beispielhaft ein Crowdfunding, welches kürzlich bei einer der marktführenden Crowdfunding-Plattformen in Deutschland platziert wurde. Rund 300 Anleger beteiligten sich hierbei mit insgesamt 400.000 Euro an einem jungen Start-up, welches seine Online-Umsätze weiter ausbauen will. Für die Bereitstellung des Geldes hat das Start-up an die Anleger einen Zins von 8% pro Jahr über eine Laufzeit von rund 4 Jahren zu zahlen. In Anbetracht der niedrigen Zinsen klingt das für Anleger durchaus verlockend. Vergessen darf man dabei allerdings nicht, dass Zins- und Kapitalrückzahlung nur dann gewährleistet sind, wenn das Start-up mit seinem Geschäftskonzept nicht scheitert. Letztlich gehen Anleger bei Start-ups also ein nicht unerhebliches Risiko ein, welches bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen kann. Der mit 8% pro Jahr auf den ersten Blick hohe Zinssatz muss daher im Verhältnis zum deutlich erhöhten Risiko betrachtet werden. Wie es dem Anleger am Ende ergeht, hängt somit einzig und allein vom Erfolg des Start-ups ab. 

Wie sieht es auf Seiten des Start-ups aus?

Die nun kommenden Zahlen sollte man im Zweifel zweimal lesen, denn sie sind erschreckend.

Von den 400.000 Euro, die von der Crowdfunding-Plattform für das Start-up bei Anlegern eingesammelt wurden, kamen lediglich rund 305.000 Euro bei dem Start-up an. Der Rest – also rund 95.000 Euro – wurde von der Crowdfunding-Plattform einbehalten und als Platzierungspauschale, Werbekostenpauschale, Verwaltungspauschale und Aufwand für ein Video-Paket zur Unternehmensdarstellung in Rechnung gestellt.

Während das Start-up also gerade einmal rund 305.000 Euro aus dem Crowdfunding erhält, muss es in 4 Jahren 400.000 Euro an die Anleger zurückzahlen. Hinzu kommen 8% an Zinsen pro Jahr – auf 400.000 Euro versteht sich. Dies sind weitere 32.000 Euro pro Jahr. Summa summarum hat das Start-up für einen Darlehensbetrag von rund 305.000 Euro nach 4 Jahren sage und schreibe 223.000 Euro an Kosten und Zinsen zu leisten. Das entspricht einem effektiven Darlehenszins von rund 17% pro Jahr. 

Letztlich gehen Anleger bei Start-ups also ein nicht unerhebliches Risiko ein."

Es kommt im Zweifel sogar noch besser: Will das Start-up das Darlehen vorzeitig zurückzahlen, sind nichtsdestotrotz sämtliche Zinsen für die verbliebene Restlaufzeit an die Anleger zu zahlen. Mit anderen Worten: Tilgt das Start-up den Kredit vorzeitig, z.B. nach einem Jahr, sind dennoch auch die Zinsen für die nicht in Anspruch genommenen 3 Jahre vollständig und unverzüglich an die Investoren zu zahlen. Führt man sich diese Zahlen und Kreditbedingungen vor Augen, verliert die Crowdfunding-Idee jeglichen Glanz.

Wenn man bedenkt, dass die durchschnittliche Investitionssumme bei dem zuvor dargestellten Praxisbeispiel gerade einmal 1.300 Euro pro Anleger beträgt, wird deutlich, dass Crowdfundings nahezu ausschließlich bei Kleinanlegern gut ankommen. Das muss an sich nicht schlecht sein, wirft aber sicherlich die Frage auf, ob sich diese Anleger in der Breite darüber im Klaren sind, unter welchen Voraussetzungen sie sich an einem Start-up beteiligen.

Eines ist klar: Eine Darlehensverzinsung von 17% pro Jahr kann für ein Start-up nicht gut sein. Und ist etwas nicht gut für ein Start-up, so ist es am Ende auch nicht gut für dessen Anleger.

Fazit:

  • Sollten Sie als Anleger in ein Crowdfunding investieren wollen, so schauen Sie sich genau an, zu welchen Bedingungen das Start-up Ihr Geld erhält.
  • Bevor Sie sich als Jung-Unternehmer Kapital über eine Crowdfunding-Plattform besorgen, sollten Sie sich zunächst von einem Experten für Fördermittel beraten lassen, ob Ihnen nicht einer der zahlreichen Fördertöpfe für Unternehmensgründungen und Unternehmensfinanzierungen zu deutlich faireren Konditionen zur Verfügung steht. Die Voraussetzungen hierfür sind derzeit recht gut.

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