Finanzlexikon Defensive Anlagestrategie
Sicherheit geht vor.
Nicht jeder Anleger sucht die maximale Rendite. Für viele Menschen ist der Erhalt des vorhandenen Vermögens wichtiger als das Erzielen überdurchschnittlicher Gewinne. Gerade wer kurz vor dem Ruhestand steht oder das Ersparte für konkrete Anschaffungen zurücklegen möchte, legt Wert auf Stabilität und Planbarkeit. Hier setzt die defensive Anlagestrategie an: Sie zielt weniger auf Wachstum als auf Kapitalbewahrung.
Grundprinzip der defensiven Strategie
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Das Herzstück einer defensiven Ausrichtung ist die Konzentration auf sichere Anlageformen:
- Staatsanleihen mit hoher Bonität,
- Unternehmensanleihen erstklassiger Schuldner,
- Tages- und Festgeld,
- defensive Immobilieninvestments.
Aktien spielen nur eine kleine Rolle – meist zwischen 10 und 30 Prozent –, um ein Mindestmaß an Renditepotenzial zu wahren.
Vorrang hat jedoch die Stabilität des Portfolios.
Verluste sollen begrenzt, Kursschwankungen abgefedert werden.
Für wen eignet sich diese Strategie?
Eine defensive Strategie ist besonders sinnvoll für Anleger, die:
- einen kurzen bis mittleren Anlagehorizont haben, etwa wenige Jahre bis zum Ruhestand,
- auf Planungssicherheit angewiesen sind, weil sie ihr Kapital bald benötigen,
- Verluste kaum akzeptieren können oder wollen,
- Wert darauf legen, ihr Vermögen zu sichern und realistisch nur moderate Erträge erwarten.
Chancen und Vorteile
Defensiv heißt nicht risikolos, sondern risikoärmer. Wer diese Strategie wählt, entscheidet sich bewusst für Sicherheit – muss aber akzeptieren, dass Wachstum und Kaufkrafterhalt dadurch eingeschränkt sind."
Die defensive Strategie bietet den großen Vorteil der psychologischen Sicherheit. Schwankungen fallen deutlich geringer aus als bei offensiven Portfolios. Anleger können relativ beruhigt sein, dass ihr Vermögen auch in Krisenzeiten nicht massiv an Wert verliert.
Hinzu kommt die Verfügbarkeit des Kapitals: Defensive Anlagen wie Tagesgeld oder kurzlaufende Anleihen lassen sich vergleichsweise schnell liquidieren. Wer kurzfristig Zugriff auf sein Geld benötigt, ist damit deutlich flexibler.
Risiken und Schattenseiten
Das Hauptrisiko einer defensiven Strategie liegt nicht in starken Verlusten, sondern im Kaufkraftverlust durch Inflation. In Zeiten niedriger Zinsen und hoher Teuerung verliert das Kapital real an Wert – auch wenn es nominal stabil bleibt. Anleger, die ausschließlich defensiv investieren, riskieren also, dass ihr Geld auf lange Sicht an Substanz verliert.
Ein weiteres Problem: In Phasen starker Aktienhausse partizipieren defensive Portfolios kaum. Wer über Jahre hinweg ausschließlich konservativ investiert, verpasst die Renditechancen, die Aktienmärkte langfristig bieten.
Historische Erfahrungen
Ein Blick zurück zeigt, dass defensive Portfolios in Krisenphasen – etwa während der Finanzkrise 2008 oder dem Corona-Crash 2020 – deutlich geringere Verluste erlitten haben als Aktienportfolios. Gleichzeitig blieb die Rendite über lange Zeiträume jedoch spürbar hinter offensiven und ausgewogenen Strategien zurück.
Das bestätigt: Defensive Strategien sind kein Ersatz für Vermögensaufbau, sondern in erster Linie ein Instrument für Kapitalbewahrung und Planbarkeit.
Umsetzung in der Praxis
In der Praxis wird eine defensive Strategie oft über eine Kombination aus Anleihefonds, Tagesgeld und einem kleinen Aktienanteil umgesetzt. Viele Banken bieten standardisierte Mischfonds oder Vermögensverwaltungen an, die genau auf diesen Bedarf zugeschnitten sind.
Wichtig bleibt das regelmäßige Rebalancing: Selbst wenn Aktien nur einen kleinen Teil des Portfolios ausmachen, sollten die Quoten immer wieder angepasst werden, um das Sicherheitsprofil stabil zu halten.
Fazit
Die defensive Anlagestrategie ist die richtige Wahl für Anleger, die Sicherheit höher gewichten als Rendite.
- Ja, sie bietet Stabilität und Schutz in turbulenten Marktphasen.
- Ja, sie ermöglicht Planbarkeit für Anleger mit kurzem Zeithorizont.
- Aber nein, sie schützt nicht vor Inflation und liefert langfristig nur begrenzte Erträge.
Die Lehre lautet: Defensiv heißt nicht risikolos, sondern risikoärmer. Wer diese Strategie wählt, entscheidet sich bewusst für Sicherheit – muss aber akzeptieren, dass Wachstum und Kaufkrafterhalt dadurch eingeschränkt sind.
Erst der Mensch, dann das Geschäft