Mittelstand in Gefahr Der Mangel an Nachfolgern
Der deutsche Mittelstand, oft als Rückgrat der Wirtschaft bezeichnet, steht vor einer großen Herausforderung: dem Generationenwechsel.
Mehr als eine Viertelmillion Unternehmen könnten in den nächsten fünf Jahren schließen, weil es an geeigneten Nachfolgern mangelt. Diese alarmierende Zahl hat der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) veröffentlicht und damit eine Diskussion über die Zukunft des Mittelstands und die Herausforderungen des Generationswechsels angestoßen.
Die Bedeutung des Mittelstands
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Der Mittelstand ist eine zentrale Stütze der deutschen Wirtschaft. Rund 99 Prozent aller Unternehmen in Deutschland gehören dazu, darunter zahlreiche Familienunternehmen. Diese Betriebe:
- Sichern Arbeitsplätze: Der Mittelstand beschäftigt etwa 60 Prozent aller Erwerbstätigen.
- Treibt Innovation voran: Besonders in der Industrie und im Handwerk ist der Mittelstand führend in der Entwicklung neuer Technologien.
- Stärkt die Regionen: Viele mittelständische Unternehmen sind in ländlichen Gebieten angesiedelt und tragen dort maßgeblich zur wirtschaftlichen Stabilität bei.
Doch ohne Nachfolger droht diese Erfolgsgeschichte in Gefahr zu geraten.
Warum fehlen Nachfolger?
Die Gründe für den Nachfolgemangel sind vielfältig und reichen von gesellschaftlichen Entwicklungen bis hin zu wirtschaftlichen Herausforderungen.
- Generationskonflikt: Viele junge Menschen haben wenig Interesse daran, den elterlichen Betrieb zu übernehmen. Die Gründe sind oft persönliche Präferenzen oder die Angst, in die Fußstapfen der Eltern treten zu müssen, ohne eigene Ideen verwirklichen zu können. "Bloß nicht wie Papa" lautet die Devise vieler potenzieller Nachfolger, die sich eher für eine Karriere außerhalb des Familienunternehmens entscheiden.
- Wandel der Arbeitswelt: Die jüngere Generation legt zunehmend Wert auf Work-Life-Balance, flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, sich selbst zu verwirklichen. Die oft kräftezehrende Führung eines mittelständischen Betriebs passt nicht in dieses Lebenskonzept.
- Demografische Entwicklung: Der demografische Wandel führt dazu, dass es schlicht weniger potenzielle Nachfolger gibt. Die geburtenstarken Jahrgänge gehen in Rente, während die nachfolgende Generation zahlenmäßig kleiner ist.
- Komplexität der Übergabe: Die Übergabe eines Unternehmens ist ein langwieriger und komplexer Prozess. Steuerliche Fragen, rechtliche Regelungen und die Sicherung von Arbeitsplätzen stellen hohe Anforderungen an beide Seiten – den Übergeber und den Übernehmer.
- Fehlende finanzielle Mittel: Besonders bei externen Nachfolgern scheitert die Übernahme oft an der Finanzierung. Der Kaufpreis für das Unternehmen ist für viele unerschwinglich, insbesondere in Branchen mit hohem Kapitalbedarf.
Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft
Der Schlüssel liegt in einer frühzeitigen Planung, der Einbindung neuer Perspektiven und einer gemeinsamen Anstrengung von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, um das Rückgrat der deutschen Wirtschaft zu sichern."
Das Fehlen von Nachfolgern hat weitreichende Konsequenzen für die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft:
- Verlust von Arbeitsplätzen: Schließt ein Unternehmen mangels Nachfolger, gehen oft zahlreiche Arbeitsplätze verloren, insbesondere in strukturschwachen Regionen.
- Innovationslücke: Viele Mittelständler sind Vorreiter in spezialisierten Nischen. Ihr Verschwinden könnte zu einem Innovationsdefizit führen.
- Schwächung des ländlichen Raums: Der Mittelstand ist ein wichtiger Motor für ländliche Regionen. Wenn Unternehmen schließen, verlieren diese Gebiete an wirtschaftlicher Stärke und Attraktivität.
- Gefährdung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit: Der Mittelstand trägt wesentlich zum Exporterfolg Deutschlands bei. Ein Rückgang könnte die Position auf dem Weltmarkt schwächen.
Lösungsansätze: Wie der Mittelstand gerettet werden kann
Um den drohenden Verlust von Unternehmen zu verhindern, sind vielfältige Maßnahmen erforderlich:
- Frühzeitige Nachfolgeplanung: Unternehmer sollten sich frühzeitig mit der Nachfolgefrage auseinandersetzen. Eine klare Strategie, die langfristig entwickelt wird, kann viele Probleme entschärfen.
- Externe Nachfolger einbeziehen: Nicht immer muss die Nachfolge innerhalb der Familie erfolgen. Externe Nachfolger, etwa erfahrene Manager oder Mitarbeiter aus dem Unternehmen, können eine Alternative sein.
- Förderung von Start-ups und Kooperationen: Junge Unternehmer könnten motiviert werden, bestehende Unternehmen zu übernehmen, statt ein neues zu gründen. Förderprogramme könnten den Einstieg erleichtern.
- Attraktivität der Führung erhöhen: Unternehmen sollten daran arbeiten, die Rolle des Unternehmers attraktiver zu gestalten, etwa durch flexible Arbeitsmodelle oder Beteiligung der Nachfolger an Entscheidungsprozessen.
- Staatliche Unterstützung: Der Staat kann durch steuerliche Erleichterungen oder Fördermittel den Übergabeprozess erleichtern. Auch Beratungsangebote und Mentorenprogramme könnten helfen.
Fazit: Der Mittelstand braucht eine Zukunft
Der Nachfolgemangel ist eine der größten Herausforderungen für den deutschen Mittelstand. Ohne rechtzeitige Maßnahmen droht nicht nur vielen Unternehmen das Aus, sondern auch der gesamten Volkswirtschaft ein erheblicher Schaden.
"Finanzplanung ist Lebensplanung - Geben Sie beidem nachhaltig Sinn!"