Finanzlexikon Der Überziehungskredit (Dispositionskredit)
Der Überziehungskredit, auch bekannt als Dispositionskredit oder kurz Dispo, ist eine der flexibelsten und schnellsten Formen der Kreditaufnahme, die Banken ihren Kunden anbieten.
Er ermöglicht es Bankkunden, ihr Girokonto bis zu einem festgelegten Betrag zu überziehen, ohne dass dafür eine formale Kreditanfrage gestellt werden muss. Diese Kreditform wird oft genutzt, um kurzfristige finanzielle Engpässe zu überbrücken. Doch trotz seiner Bequemlichkeit birgt der Dispositionskredit auch Risiken, vor allem aufgrund der vergleichsweise hohen Zinssätze.
Was ist ein Dispositionskredit?
Ein Dispositionskredit ist ein Kreditrahmen, den die Bank einem Kunden auf dem Girokonto zur Verfügung stellt. Sobald das Konto das verfügbare Guthaben aufgebraucht hat, kann der Kunde den vereinbarten Dispokredit nutzen, um das Konto weiter zu belasten. Dieser Kredit wird in der Regel automatisch gewährt, sobald der Kontoinhaber das Konto überzieht, bis zu einer vorab festgelegten Grenze. Diese Grenze wird meist basierend auf dem Einkommen oder der Bonität des Kunden festgelegt.
Ein typisches Beispiel: Angenommen, ein Bankkunde hat ein monatliches Einkommen von 2.000 Euro. Die Bank könnte ihm einen Dispositionskredit von bis zu 3.000 Euro einräumen. In diesem Fall könnte der Kunde sein Girokonto bis zu einem negativen Saldo von 3.000 Euro überziehen. Sobald der Kunde das Konto überzieht, zahlt er auf den überzogenen Betrag Zinsen, die in der Regel täglich berechnet und monatlich oder vierteljährlich abgerechnet werden.
Merkmale eines Dispositionskredits
- Flexibilität: Der Dispokredit kann jederzeit in Anspruch genommen werden, ohne dass vorher eine separate Vereinbarung getroffen werden muss. Es ist keine zusätzliche Anfrage oder Prüfung durch die Bank notwendig, wenn die Kreditlinie einmal eingerichtet ist.
- Automatische Rückzahlung: Der Dispositionskredit wird automatisch zurückgezahlt, sobald das Konto wieder ein positives Guthaben aufweist, beispielsweise durch den Eingang des Gehalts.
- Hohe Zinsen: Im Vergleich zu anderen Kreditformen sind die Zinsen für den Dispokredit relativ hoch. Der durchschnittliche Zinssatz liegt oft zwischen 7 % und 13 %, kann aber bei einigen Banken auch deutlich höher sein.
- Keine feste Laufzeit: Anders als bei klassischen Ratenkrediten gibt es beim Dispokredit keine feste Laufzeit oder Rückzahlungsfristen. Solange der Kunde innerhalb des Kreditrahmens bleibt, kann er den Dispo so lange nutzen, wie er möchte.
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Vor- und Nachteile des Dispositionskredits
Vorteile:
- Schneller Zugriff auf Geld: Der größte Vorteil des Dispokredits ist seine hohe Flexibilität. Kunden können jederzeit und ohne Vorwarnung auf den Kredit zugreifen, was ihn ideal für kurzfristige finanzielle Engpässe macht, wie z.B. unerwartete Rechnungen oder Reparaturen.
- Keine zusätzliche Bürokratie: Einmal eingerichtet, erfordert der Dispokredit keine erneuten Prüfungen oder Anträge. Es gibt keine Notwendigkeit, jedes Mal einen Kreditvertrag abzuschließen, was Zeit und Mühe spart.
- Kein fester Rückzahlungszeitraum: Kunden können den Dispokredit flexibel zurückzahlen, sobald ihr Konto wieder aufgefüllt ist. Es gibt keine festen Rückzahlungsraten, was insbesondere dann praktisch ist, wenn nur kurzfristig Geld fehlt.
- Überbrückung von Engpässen: Der Dispositionskredit kann dazu beitragen, finanzielle Engpässe zu überbrücken, z.B. wenn eine größere Ausgabe ansteht und der Gehaltseingang noch aussteht.
Nachteile:
- Hohe Zinskosten: Der größte Nachteil eines Dispositionskredits sind die hohen Zinsen. Im Vergleich zu anderen Kreditarten wie Ratenkrediten oder Hypotheken ist der Zinssatz für den Dispokredit erheblich höher. Kunden, die ihr Konto länger im Minus belassen, zahlen entsprechend hohe Zinsen, was den Kredit schnell teuer machen kann.
- Gefahr der dauerhaften Verschuldung: Da der Dispokredit keine festen Rückzahlungsfristen hat, können Kunden in Versuchung geraten, den Kredit dauerhaft zu nutzen. Das führt zu einer Verschuldungsspirale, bei der ständig hohe Zinsen anfallen, die die finanzielle Lage verschlechtern können.
- Keine Planungssicherheit: Im Gegensatz zu einem Ratenkredit, bei dem die Rückzahlung in festen monatlichen Beträgen erfolgt, bietet der Dispokredit keine Planungssicherheit. Der Zinssatz wird täglich auf die in Anspruch genommene Kreditsumme berechnet, was es schwierig macht, die tatsächlichen Kosten im Blick zu behalten.
- Limitierte Kreditlinie: Der Kreditrahmen des Dispokredits ist in der Regel auf einen bestimmten Prozentsatz des monatlichen Einkommens beschränkt. Für größere Ausgaben kann der Dispokredit daher ungeeignet sein.
Kosten eines Dispositionskredits
Der Dispositionskredit ist eine äußerst flexible, aber teure Kreditform, die vor allem für kurzfristige finanzielle Engpässe genutzt werden sollte."
Die Kosten eines Dispokredits setzen sich in erster Linie aus den Zinsen zusammen. Diese Zinsen werden auf den Betrag berechnet, den der Kunde überzieht. Die Zinsbelastung erfolgt tagesgenau, was bedeutet, dass je länger der Kredit in Anspruch genommen wird, desto mehr Zinsen anfallen.
Beispiel: Wenn ein Kunde sein Konto um 1.000 Euro überzieht und der Zinssatz 10 % beträgt, zahlt er pro Jahr 100 Euro an Zinsen. Wenn er den Dispo nur für einen Monat nutzt, fallen entsprechend etwa 8,33 Euro an Zinsen an. Die Zinsen werden entweder monatlich oder vierteljährlich vom Konto abgebucht.
Ein weiteres Kostenrisiko ist der sogenannte geduldete Überziehungsrahmen. Das bedeutet, dass ein Kunde sein Konto über den vereinbarten Disporahmen hinaus überzieht. In diesem Fall berechnen viele Banken noch höhere Zinsen als für den eigentlichen Dispo, was die Schuldenlast weiter erhöht.
Alternativen zum Dispositionskredit
Wer den Dispokredit regelmäßig nutzt oder eine größere Ausgabe plant, sollte alternative Finanzierungsmöglichkeiten in Betracht ziehen:
- Ratenkredit: Ein Ratenkredit hat den Vorteil, dass die Zinsen deutlich niedriger sind als beim Dispokredit. Zudem sind die Rückzahlungsraten festgelegt, was für mehr Planungssicherheit sorgt. Für größere Anschaffungen ist ein Ratenkredit oft die bessere Wahl.Rahmenkredit: Ein Rahmenkredit funktioniert ähnlich wie ein Dispokredit, bietet aber oft niedrigere Zinssätze und eine festgelegte Kreditlinie. Der Rahmenkredit kann flexibel in Anspruch genommen und in Raten zurückgezahlt werden.
- Kreditkartenkredit: Auch Kreditkarten bieten die Möglichkeit, kurzfristig Kredite aufzunehmen. Allerdings sind die Zinsen für Kreditkartenschulden häufig genauso hoch wie beim Dispokredit. Wer die Kreditkarte nutzt, sollte darauf achten, die Schulden möglichst schnell zurückzuzahlen, um hohe Zinskosten zu vermeiden.
Fazit
Der Dispositionskredit ist eine äußerst flexible, aber teure Kreditform, die vor allem für kurzfristige finanzielle Engpässe genutzt werden sollte. Seine hohe Flexibilität und die einfache Handhabung machen ihn für viele Menschen attraktiv, doch die hohen Zinsen und die Gefahr, in eine Schuldenfalle zu geraten, sollten nicht unterschätzt werden. Für längerfristige Finanzierungen oder größere Anschaffungen sind alternative Kreditformen wie Ratenkredite in der Regel sinnvoller und kostengünstiger. Wer den Dispokredit häufig nutzt, sollte seine Finanzen genau im Auge behalten und überlegen, wie er den Kredit schnellstmöglich zurückzahlen kann, um hohe Zinskosten zu vermeiden.
Ich glaube, dass Menschen, die sich ihrer Ziele und Werte bewusst werden, sorgenfreier leben.