Aktuelle Studie Deutliche Defizite im Umgang mit Geld
Die finanzielle Situation vieler junger Menschen in Deutschland gibt Anlass zur Sorge.
Eine aktuelle Studie, der Financial Freedom Report der Lebensversicherung von 1871 (LV 1871) in Zusammenarbeit mit Civey, zeigt deutliche Defizite im Umgang mit Geld und in der Wahrnehmung finanzieller Sicherheit. Dies wirft nicht nur Fragen über die finanzielle Bildung und das Konsumverhalten auf, sondern auch über die Auswirkungen gesamtwirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklungen.
1. Negative Wahrnehmung der eigenen Finanzen
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Laut der Umfrage empfinden mehr als die Hälfte der Deutschen (50,3 Prozent) negative Gefühle, wenn sie an ihre privaten Finanzen denken. Diese Zahlen zeigen, dass finanzielle Belastungen ein emotionaler Stressfaktor sind, der weit über monetäre Sorgen hinausgeht.
- Hauptgründe: Steigende Lebenshaltungskosten, Unsicherheiten auf dem Arbeitsmarkt und unzureichende finanzielle Bildung sind mögliche Ursachen.
- Jüngere Generationen besonders betroffen: Viele junge Menschen fühlen sich durch Studienkredite, unsichere Arbeitsverhältnisse und steigende Mieten in ihrer finanziellen Entwicklung eingeschränkt.
Gleichzeitig gibt nur knapp ein Drittel der Befragten (29,5 Prozent) an, positiv auf ihre Finanzen zu blicken. Dieses Missverhältnis verdeutlicht die Kluft zwischen finanziellen Wünschen und der Realität.
2. Wunsch nach finanzieller Unabhängigkeit
Finanzielle Unabhängigkeit bleibt ein bedeutendes Ziel für viele Menschen, rangiert jedoch hinter anderen Freiheitswerten wie der freien Meinungsäußerung (83 Prozent) oder dem selbstbestimmten Handeln (79,5 Prozent).
- Rückgang des Wunsches nach finanzieller Freiheit: Während 2023 noch 62,8 Prozent den Wunsch nach finanzieller Unabhängigkeit äußerten, ist dieser Wert auf knapp 60 Prozent gesunken. Dies könnte darauf hindeuten, dass finanzielle Freiheit zunehmend als schwerer erreichbar wahrgenommen wird.
- Bedeutung von finanzieller Freiheit: Sie steht für die Möglichkeit, Entscheidungen unabhängig von finanziellen Zwängen zu treffen, etwa bei der Berufswahl, beim Wohnort oder bei der Lebensgestaltung.
3. Ursachen für finanzielle Unsicherheit bei Jüngeren
Die Unsicherheit vieler junger Menschen in Bezug auf ihre Finanzen hat tiefergehende Ursachen:
- Bildungslücken: Die Vermittlung von Finanzwissen bleibt ein Schwachpunkt im deutschen Bildungssystem. Wichtige Themen wie Budgetplanung, Sparen, Investieren oder der Umgang mit Schulden werden in Schulen oft nicht ausreichend behandelt.
- Konsumverhalten: Die heutige Konsumkultur, verstärkt durch soziale Medien, fördert ein Leben über die eigenen finanziellen Möglichkeiten hinaus. Viele junge Menschen geraten durch übermäßige Nutzung von Krediten oder Ratenzahlungen in finanzielle Schwierigkeiten.
- Makroökonomische Faktoren: Hohe Inflation, steigende Immobilienpreise und unzureichende Rentensysteme belasten insbesondere junge Generationen.
4. Auswirkungen auf die Gesellschaft
Eine Kombination aus Bildung, gesellschaftlicher Unterstützung und individuellen Maßnahmen kann helfen, finanzielle Freiheit wieder als erreichbares Ziel zu etablieren."
Die finanziellen Probleme jüngerer Generationen könnten langfristige Auswirkungen auf die Gesellschaft haben:
- Rückgang der Sparquote: Finanzielle Unsicherheiten und eine geringe finanzielle Bildung führen dazu, dass weniger junge Menschen langfristig sparen oder investieren. Dies könnte Auswirkungen auf die private Altersvorsorge und den Konsum im Alter haben.
- Schwächere wirtschaftliche Teilhabe: Junge Menschen, die ihre finanziellen Ressourcen nicht effektiv verwalten, haben weniger Möglichkeiten, sich am wirtschaftlichen Wachstum zu beteiligen, etwa durch Investitionen oder Unternehmertum.
- Psychologische Belastungen: Finanzielle Unsicherheit ist ein häufiger Auslöser für Stress, Angst und Depressionen, was die allgemeine Lebensqualität und Gesundheit beeinträchtigen kann.
5. Lösungsansätze
Die Rückkehr zu finanzieller Normalität erfordert umfassende Maßnahmen auf individueller, gesellschaftlicher und politischer Ebene:
- Verbesserung der finanziellen Bildung: Schulen und Universitäten sollten Finanzthemen stärker in den Lehrplan integrieren. Seminare und Workshops könnten grundlegende Finanzkompetenzen vermitteln.
- Förderung von Spar- und Investitionsprogrammen: Staatliche Anreize, wie steuerliche Vorteile für junge Sparer oder spezielle Programme zur Förderung der Altersvorsorge, könnten helfen, junge Menschen zum Sparen zu motivieren.
- Kampagnen für verantwortungsvollen Konsum: Öffentlichkeitskampagnen könnten das Bewusstsein für nachhaltigen und verantwortungsvollen Umgang mit Geld stärken.
- Unterstützung durch Technologie: Finanz-Apps und digitale Tools könnten jungen Menschen helfen, ihre Finanzen besser zu organisieren, Budgetpläne zu erstellen und Investitionen zu tätigen.
Fazit
Die finanzielle Normalität jüngerer Generationen ist durch eine Vielzahl von Faktoren gefährdet. Steigende Kosten, unzureichende finanzielle Bildung und strukturelle Herausforderungen erschweren die finanzielle Planung und führen zu Unsicherheiten. Es ist dringend erforderlich, die Grundlagen für finanzielle Kompetenz und Sicherheit zu stärken, um die zukünftige Generation nicht in eine Spirale aus finanziellen Zwängen und Unsicherheiten zu führen. Eine Kombination aus Bildung, gesellschaftlicher Unterstützung und individuellen Maßnahmen kann helfen, finanzielle Freiheit wieder als erreichbares Ziel zu etablieren.
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