Die Knappheit an essenziellen Rohstoffen bedroht nicht nur einzelne Unternehmen, sondern ganze Branchen

Rohstoff-Risiko-Index Deutschlands kritische Abhängigkeit

Der neu veröffentlichte Rohstoff-Risiko-Index zeigt auf alarmierende Weise, wie angespannt die Versorgungslage Deutschlands mit essenziellen Rohstoffen ist.

Insbesondere Spezialmetalle und Mineralien, die für Schlüsselindustrien wie erneuerbare Energien, Automobilbau und Halbleiterproduktion unverzichtbar sind, stehen unter Druck. Die Studie identifiziert bei 28 von 45 analysierten Rohstoffen eine kritische Versorgungslage, was deutliche Konsequenzen für die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft der deutschen Wirtschaft haben könnte.


Die wachsende Bedeutung von Rohstoffen für Zukunftstechnologien

Deutschland befindet sich mitten im Übergang zu einer grünen und digitalisierten Wirtschaft.

Windkraftanlagen, Solarzellen und Elektrofahrzeuge spielen eine zentrale Rolle bei der Erreichung der Klimaziele.

Gleichzeitig hängt die Produktion von Halbleitern, Batterien und anderen High-Tech-Komponenten von einer stabilen Versorgung mit Spezialmetallen wie Lithium, Seltene Erden und Kobalt ab.

Die Nachfrage nach diesen Rohstoffen steigt global, da auch andere Volkswirtschaften ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen reduzieren und auf erneuerbare Energien umsteigen.

Doch die Verfügbarkeit dieser Materialien ist begrenzt, und der Abbau ist oft an wenige Länder gebunden, was geopolitische Spannungen verstärkt.


Versorgungsprobleme und ihre Ursachen

Die kritische Lage bei 28 der 45 untersuchten Rohstoffe wird durch mehrere Faktoren verschärft:

  1. Geopolitische Abhängigkeiten: Länder wie China dominieren den Markt für Seltene Erden und andere essenzielle Rohstoffe. Diese Abhängigkeit wird durch Exportbeschränkungen und politische Spannungen zusätzlich problematisch.
  2. Nachholbedarf beim Recycling: Deutschland und Europa hinken bei der Wiederverwertung wertvoller Rohstoffe hinterher. Der Aufbau effizienter Recyclingstrukturen könnte die Versorgungssituation verbessern, ist jedoch noch nicht ausreichend vorangeschritten.
  3. Langwierige Genehmigungsverfahren: Der Abbau von Rohstoffen innerhalb der EU wird durch strenge Umweltauflagen und bürokratische Hürden erschwert. Dies behindert den Aufbau einer eigenständigen Rohstoffproduktion.
  4. Zunehmender Wettbewerb um Rohstoffe: Die global steigende Nachfrage führt zu einer intensiveren Konkurrenz, insbesondere aus Ländern wie den USA, die mit ihrem Inflation Reduction Act umfangreiche Subventionen für grüne Technologien bereitstellen.

Auswirkungen auf Schlüsselbranchen

Zukunftstechnologien, grüne Energien und die Digitalisierung können nur gelingen, wenn die Versorgung mit den benötigten Rohstoffen gesichert ist. Die Zeit drängt – denn ohne entsprechende Maßnahmen wird die Rohstoffkrise zur Wachstumsbremse."

Die Knappheit an essenziellen Rohstoffen bedroht nicht nur einzelne Unternehmen, sondern ganze Branchen:

  • Erneuerbare Energien: Materialien wie Neodym und Dysprosium, die für Permanentmagnete in Windkraftanlagen benötigt werden, sind knapp. Dies gefährdet den Ausbau der erneuerbaren Energien und die Erreichung der Klimaziele.
  • Automobilindustrie: Der Bau von Elektrofahrzeugen ist auf Batterierohstoffe wie Lithium und Nickel angewiesen. Eine unzureichende Versorgung könnte die Produktion drosseln und die Transformation der Branche verlangsamen.
  • Chip-Industrie: Materialien wie Gallium und Indium, die für die Halbleiterproduktion benötigt werden, sind von strategischer Bedeutung. Engpässe könnten die Digitalisierung und technologische Innovation erheblich beeinträchtigen.

Handlungsoptionen für Deutschland und die EU

Angesichts der prekären Lage ist ein umfassender strategischer Ansatz erforderlich, um die Versorgungssicherheit zu verbessern.

  1. Diversifizierung der Bezugsquellen: Deutschland muss stärker in neue Rohstoffpartnerschaften investieren und sich von dominanten Lieferanten wie China unabhängiger machen. Die Erschließung von Märkten in Afrika oder Lateinamerika könnte eine Option sein.
  2. Förderung von Recyclingtechnologien: Der Aufbau effizienter Recyclingstrukturen kann die Wiedergewinnung wertvoller Rohstoffe aus Altgeräten und Produktionsabfällen ermöglichen. Dies ist nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll.
  3. Investitionen in Forschung und Innovation: Die Entwicklung von Ersatzstoffen und die Verbesserung der Ressourceneffizienz könnten helfen, die Abhängigkeit von knappen Rohstoffen zu verringern.
  4. Aufbau strategischer Rohstoffreserven: Ähnlich wie bei Ölreserven könnte die Anlage von Rohstoffvorräten dabei helfen, kurzfristige Versorgungsengpässe zu überbrücken.
  5. Politische Maßnahmen auf EU-Ebene: Eine einheitliche europäische Rohstoffstrategie könnte die Verhandlungsposition der EU stärken und gemeinsame Investitionen in den Rohstoffabbau und -recycling fördern.

Fazit

Der Rohstoff-Risiko-Index zeigt, wie verletzlich Deutschland angesichts der globalen Konkurrenz um essenzielle Materialien ist. Ohne eine nachhaltige Strategie droht der Verlust von Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft. Die Politik ist gefordert, schnell zu handeln, um die Versorgungssicherheit zu stärken und die Grundlage für eine erfolgreiche Transformation der Wirtschaft zu schaffen.

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