Kontroverse Sichtweisen Die Fondsrente
Im Kampf um Kunden und Marktanteile schreckt die Finanzbranche nicht vor harten Auseinandersetzungen zurück. Das gilt auch und gerade für Altersvorsorgeprodukte. Hier ist aktuell eine scharfe Kontroverse zwischen Lebensversicherern und Fondsanbietern entbrannt.
Der Fonds-Branchenverband BVI hat kürzlich eine Studie veröffentlicht, in der Fondsrenten als wesentlich rentierlicher, aber nur unwesentlich riskanter als die klassische Rentenversicherung dargestellt werden. Daran übt der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft GdV heftige Kritik.
Autorenbox (bitte nicht verändern)
Fondsrente versus Rentenversicherung
Die Rentenversicherung funktioniert ähnlich wie eine Kapitallebensversicherung - mit dem Unterschied, dass das angesparte Kapital nicht in einer Summe, sondern als lebenslange Rente (sogenannte Leibrente) ausgezahlt wird. Während die Lebensversicherung das Todesfallrisiko absichert, sichert die Rentenversicherung das Langlebigkeitsrisiko ab. Die Rente wird auch dann weitergezahlt, wenn angespartes Kapital aufgebraucht ist.
Bei der Fondsrente handelt es sich dagegen um einen Auszahlplan, bei dem das angesparte Fondskapital "verrentet" - das heißt in konstanten Beträgen - ausgezahlt wird, bis das Kapital verzehrt ist. Lebensversicherer sind bei ihren Kapitalanlagen an risikoarme Investments gebunden, was sehr oft zu Lasten der Rendite geht. Fonds können je nach Anlagestrategie riskanter und damit renditeträchtiger investieren. Geht die Strategie auf, steht am Ende mehr Kapital für die "Verrentung" zur Verfügung als bei der Rentenversicherung.
Schöngerechnet oder eine echte Alternative?
Der GdV wirft dem BVI nun vor, die Fondsrente "schöngerechnet" zu haben. Dem Verbraucher werde eine "Mogelpackung" serviert, denn die BVI-Rechnung stimme nur, wenn man wie die Studienautoren sehr optimistische Annahmen zur Kapitalmarktentwicklung und eine kurze Lebenserwartung zugrunde lege. Anders als die Rentenversicherung garantiere die Fondsrente eben keine lebenslange Rentenzahlung.
Die staatlich geförderte private Altersvorsorge soll grundlegend reformiert werden."
Es werde aber der falsche Eindruck erweckt, dass das angesparte Kapital in den meisten Fällen "lebenslang" reiche. Diese Kritik lässt der BVI nicht gelten. Die Studienberechnungen beruhten auf amtlichen Daten, bei denen DAX- und REX-Historien bis 1987 berücksichtigt wurden, so der Verband. Damit seien alle möglichen Börsenphasen - auch solche mit starken Kurseinbrüchen - einbezogen worden. Überdies sei mit einer realistischen Lebenserwartung kalkuliert worden.
Der Streit hat einen handfesten Grund. Die staatlich geförderte private Altersvorsorge soll grundlegend reformiert werden. Die meist rentenversicherungsbasierte "Riester-Rente" könnte dabei zum Auslaufmodell werden. Jedenfalls müssen Lebensversicherer mit zusätzlicher Konkurrenz aus der Fondsbranche rechnen. Geplant ist u.a. ein "Altersvorsorgedepot" auch ohne Verrentungspflicht.
Freiräume schaffen für ein gutes Leben.