Finanzlexikon Die große Depression
Die Große Depression, die weltweit als schwerste Wirtschaftskrise des 20. Jahrhunderts gilt, begann in den späten 1920er-Jahren und erreichte ihren Höhepunkt in den frühen 1930er-Jahren. Sie hatte tiefgreifende Auswirkungen auf das wirtschaftliche, soziale und politische Gefüge der betroffenen Länder.
Ursprünglich in den USA ausgelöst, breitete sich die Krise in nahezu alle Industrienationen aus und führte zu massiven Arbeitsplatzverlusten, Armut und wirtschaftlichem Niedergang. Das Verständnis dieser Krise ist nicht nur historisch wichtig, sondern auch von entscheidender Bedeutung, um die Schwachstellen moderner Wirtschafts- und Finanzsysteme besser zu erkennen.
Ursachen der Großen Depression
Die Ursachen der Großen Depression waren vielfältig und komplex. Mehrere Faktoren kamen zusammen, die den perfekten Sturm für eine wirtschaftliche Katastrophe bildeten:
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- Börsencrash von 1929: Der 24. Oktober 1929, als „Schwarzer Donnerstag“ bekannt, markierte den Anfang der Finanzkrise. Nach einem langen Börsenboom, der durch spekulative Investitionen und Kreditfinanzierungen angeheizt wurde, kam es zu einem plötzlichen, massiven Einbruch der Aktienkurse an der Wall Street. Dies führte zu einem großen Vertrauensverlust und Panikverkäufen, die den Markt in den folgenden Wochen und Monaten weiter nach unten drückten.
- Überproduktion und sinkende Nachfrage: In den 1920er-Jahren produzierten viele Unternehmen, insbesondere in der Industrie und Landwirtschaft, im Überfluss, ohne dass die Nachfrage mithielt. Dies führte zu einem Preisverfall, Schulden und einem starken Rückgang der Gewinne. Unternehmen gerieten zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten, was zu Entlassungen und Werksschließungen führte.
- Bankenkrise: Banken hatten sich in den Boomjahren stark verschuldet, indem sie Kredite für spekulative Investitionen in den Aktienmarkt vergaben. Nach dem Börsencrash konnten viele Kreditnehmer ihre Schulden nicht mehr bedienen, was die Banken an den Rand der Insolvenz brachte. Die Finanzinstitute sahen sich gezwungen, Kredite zurückzufordern, was die Wirtschaft weiter belastete und schließlich zu einer großen Bankenkrise führte.
- Deflation und Rückgang des Konsums: Die fallenden Preise und das sinkende Vertrauen führten zu einem Nachfragerückgang. Menschen kauften weniger, Unternehmen erzielten geringere Einnahmen, und die Preise sanken weiter. Die Deflation verstärkte die Wirtschaftskrise, da Unternehmen und Haushalte ihre Schulden nicht mehr bezahlen konnten und gezwungen waren, ihre Ausgaben noch weiter zu reduzieren.
- Politische Fehlentscheidungen: Die politische Reaktion auf die Krise trug ebenfalls zur Verschärfung bei. Die Einführung von Zolltarifen, wie dem Smoot-Hawley Act in den USA, verteuerte den Handel und schwächte die Weltwirtschaft weiter. Der internationale Handel brach ein, und die wirtschaftlichen Spannungen zwischen den Ländern nahmen zu.
Verlauf der Krise
Nach dem Börsencrash und der Bankenkrise breitete sich die Depression rasch aus. In den USA erreichte die Arbeitslosenquote 1933 einen Höchststand von etwa 25 Prozent, und Millionen Menschen waren ohne Arbeit und Einkommen. Banken gingen in Scharen bankrott, und viele Menschen verloren ihre Ersparnisse. Auch in Europa und anderen Industrieländern nahm die Arbeitslosigkeit massiv zu, und die Wirtschaft kam fast vollständig zum Erliegen.
Die Große Depression beeinflusste fast alle Lebensbereiche: Die Kaufkraft sank, und die Menschen konnten sich kaum noch die Grundbedürfnisse leisten. Obdachlosigkeit und Armut breiteten sich aus, und viele Familien waren auf Suppenküchen und Wohltätigkeit angewiesen. In den ländlichen Gebieten verschlimmerte sich die Situation durch Dürreperioden und Ernteausfälle, was zu einer zusätzlichen Verarmung der Landbevölkerung führte.
Maßnahmen zur Bekämpfung der Großen Depression
Um der Krise entgegenzuwirken, wurden in den betroffenen Ländern umfangreiche wirtschaftspolitische Maßnahmen ergriffen. In den USA führte Präsident Franklin D. Roosevelt 1933 den „New Deal“ ein, ein Reformprogramm zur Förderung der Wirtschaft und zur sozialen Unterstützung der Bevölkerung.
Der New Deal beinhaltete eine Reihe von Maßnahmen, die die Arbeitslosigkeit senken und die Wirtschaft stabilisieren sollten:
- Arbeitsprogramme: Millionen Arbeitslose fanden durch öffentliche Bauprojekte, z. B. in Straßenbau und Infrastrukturprojekten, neue Beschäftigungsmöglichkeiten.
- Regulierung der Finanzmärkte: Neue Gesetze, wie der Glass-Steagall Act, wurden eingeführt, um das Bankwesen zu reformieren und den Missbrauch von Bankkrediten zu verhindern.
- Sozialversicherungen: Roosevelt initiierte die Einführung sozialer Sicherungssysteme, wie die Arbeitslosenversicherung und die Rentenversicherung, die das soziale Netz für die Bevölkerung ausbauten.
- Industrie- und Landwirtschaftsförderung: Die Regierung unterstützte die Wirtschaft durch verschiedene Maßnahmen, um die Produktion und den Konsum anzukurbeln.
In Europa und anderen Ländern versuchten die Regierungen, mit vergleichbaren Programmen gegen die wirtschaftliche Depression vorzugehen. Trotz der Anstrengungen dauerte es jedoch bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs, bevor sich die Weltwirtschaft endgültig erholte, da der Krieg die industrielle Produktion stark antrieb und neue Arbeitsplätze schuf.
Auswirkungen und langfristige Folgen
Das Wissen um die Ursachen und Folgen der Großen Depression bleibt zentral für das Verständnis der Weltwirtschaft und dient als Mahnung für die Bedeutung von Stabilität und Regulierung im Finanzsystem."
Die Große Depression hatte weitreichende Folgen für die globale Wirtschaft und das politische Klima. Gesellschaftlich führte die Depression zu einem starken Misstrauen gegenüber den bestehenden wirtschaftlichen und politischen Systemen und trug in vielen Ländern zur Radikalisierung bei. In Deutschland und Italien etwa stiegen die politischen Spannungen, und der Weg für autoritäre Regime wurde geebnet.
Wirtschaftlich brachte die Depression einen Paradigmenwechsel mit sich. Die Idee eines freien Marktes ohne staatliches Eingreifen wurde zunehmend hinterfragt. In vielen Ländern setzte sich das Konzept des Keynesianismus durch, das auf der staatlichen Steuerung der Nachfrage basiert. Die Krise zeigte, dass ein vollkommen freier Markt instabil sein kann und staatliche Eingriffe in schweren Zeiten notwendig sein können, um die Wirtschaft zu stabilisieren und das Wohl der Bevölkerung zu schützen.
Politisch und sozial führte die Große Depression zu einem stärkeren Engagement der Regierungen in wirtschaftliche und soziale Fragen. Es entstanden umfangreiche Sozialversicherungssysteme und andere staatliche Programme, die bis heute bestehen. Die Krise beschleunigte zudem die Gründung internationaler Institutionen wie des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank, die gegründet wurden, um zukünftigen Krisen präventiv zu begegnen und die Weltwirtschaft stabil zu halten.
Fazit
Die Große Depression war eine historische Zäsur, die tiefgreifende Auswirkungen auf das wirtschaftliche, soziale und politische Gefüge der betroffenen Länder hatte. Die Krise offenbarte die Schwachstellen eines unregulierten Finanzmarktes und führte zu einem Umdenken in der Wirtschaftspolitik. Die staatlichen Maßnahmen zur Überwindung der Krise haben bis heute Bestand und prägen viele Aspekte der modernen Wirtschaft.
Ich glaube, dass Menschen, die sich ihrer Ziele und Werte bewusst werden, sorgenfreier leben.