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Finanzlexikon Die Identitätsprüfung ist wichtig

In einer zunehmend vernetzten und digitalisierten Welt kommt der Identitätsprüfung eine zentrale Rolle zu.

Ob beim Abschluss eines Bankkontos, dem Kauf von Kryptowährungen, dem Beantragen eines Mietvertrags oder der Nutzung staatlicher Online-Dienste – die Verifizierung der eigenen Identität ist längst Alltag geworden. Und sie ist mehr als eine bürokratische Formalität: Identitätsprüfungen dienen dem Schutz vor Betrug, Geldwäsche, Identitätsdiebstahl und Terrorismusfinanzierung. Gleichzeitig stellen sie sicher, dass nur autorisierte Personen Zugang zu sensiblen Informationen oder Diensten erhalten.

Doch während die Notwendigkeit solcher Prüfungen allgemein anerkannt ist, sind die Verfahren selbst vielschichtig, technologisch anspruchsvoll und datenschutzrechtlich sensibel. Sie stehen im Spannungsfeld zwischen Sicherheit, Nutzerfreundlichkeit und regulatorischen Anforderungen – und entwickeln sich rasant weiter.


Was ist eine Identitätsprüfung – und warum ist sie notwendig?

Identitätsprüfung bedeutet im Kern, dass eine Person eindeutig identifiziert und ihre Identität bestätigt wird – entweder persönlich vor Ort oder über digitale Verfahren.

Ziel ist es, sicherzustellen, dass die Person, die eine Dienstleistung in Anspruch nehmen oder ein Rechtsgeschäft tätigen möchte, auch tatsächlich diejenige ist, die sie vorgibt zu sein.

Die Notwendigkeit ergibt sich aus mehreren Gründen:

  • Vermeidung von Betrug und Missbrauch.
  • Einhaltung gesetzlicher Pflichten, z. B. aus dem Geldwäschegesetz (GwG).
  • Zugriffskontrolle auf sensible Daten oder Dienste.
  • Schutz vor Identitätsdiebstahl.
  • Verhinderung krimineller Aktivitäten im digitalen Raum.

Besonders im Finanzbereich ist die Identitätsprüfung gesetzlich vorgeschrieben – etwa bei der Eröffnung eines Kontos, dem Kauf von Finanzprodukten oder beim Zugang zu Kryptowährungs-Plattformen. Auch im E-Commerce, in der Telekommunikation und bei Behördenanwendungen ist sie längst Standard.


Klassische Verfahren der Identitätsprüfung

Über viele Jahrzehnte hinweg war die Identitätsprüfung ein rein physischer Prozess. Ein Kunde erschien persönlich, legte seinen Ausweis oder Reisepass vor, und ein Mitarbeiter prüfte die Echtheit des Dokuments sowie die Übereinstimmung mit der anwesenden Person. Dieses Verfahren ist nach wie vor verbreitet – vor allem bei Notaren, Banken oder staatlichen Stellen.

Klassische Methoden:

  • Vor-Ort-Prüfung durch autorisiertes Personal.
  • Video-Ident-Verfahren, bei dem ein geschulter Mitarbeiter per Videochat das Ausweisdokument prüft.
  • Post-Ident, bei dem die Prüfung über eine Filiale der Deutschen Post erfolgt.

Diese Verfahren gelten als sicher, aber sind oft zeitaufwändig, wenig skalierbar und für Kunden mit Aufwand verbunden – insbesondere in einer Welt, in der viele Prozesse digital und mobil erfolgen sollen.


Digitale Identitätsprüfung: Technologien der Zukunft

In den letzten Jahren hat die digitale Identitätsprüfung stark an Bedeutung gewonnen. Moderne Verfahren setzen auf automatisierte Abläufe, bei denen Ausweisdokumente digital ausgelesen und biometrische Merkmale (z. B. Gesichtserkennung) zur Verifikation herangezogen werden.

Innovative Methoden umfassen:

  • eID-Verfahren: Nutzung der Online-Funktion des Personalausweises mit PIN-Eingabe und Lesegerät oder Smartphone.
  • AI-gestützte Dokumentenprüfung: Analyse von Lichtreflexen, Wasserzeichen, Sicherheitsmerkmalen per Software.
  • Selfie-Ident oder Video-Selfie: Nutzer filmen sich selbst und ihr Ausweisdokument – die Software prüft Bildabgleich und Dokumente in Echtzeit.
  • Bankident: Identitätsabgleich durch Login in ein bestehendes Bankkonto, das bereits legitimiert wurde.

Diese Methoden sind schnell, bequem und skalierbar, aber sie erfordern hohe Datensicherheit, Verschlüsselungstechnologie und rechtliche Absicherung. Zudem hängt ihre Akzeptanz stark von der Benutzerfreundlichkeit ab.


Rechtliche Rahmenbedingungen und Datenschutz

Je stärker die Welt digitalisiert wird, desto unverzichtbarer wird die digitale Identitätsverifikation. Wer den Prozess sicher, datenschutzkonform und nutzerfreundlich gestaltet, verschafft sich nicht nur einen technologischen Vorsprung, sondern auch einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil in einer zunehmend vernetzten Gesellschaft."

In Deutschland und Europa unterliegt die Identitätsprüfung strengen regulatorischen Vorgaben. Zentral sind dabei:

  • Geldwäschegesetz (GwG): Verpflichtet Banken, Finanzdienstleister und viele andere Branchen zur Identifizierung ihrer Kunden.
  • eIDAS-Verordnung der EU: Regelt die grenzüberschreitende elektronische Identifizierung und Vertrauensdienste.
  • Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO): Stellt sicher, dass personenbezogene Daten bei der Identitätsprüfung geschützt und nur zweckgebunden verwendet werden.

Gerade in digitalen Verfahren ist der Umgang mit sensiblen Daten – etwa Ausweiskopien, biometrischen Merkmalen oder Transaktionshistorien – besonders sensibel. Unternehmen, die Identitätsprüfungen durchführen oder Dienste dafür anbieten, müssen daher höchste Anforderungen an Sicherheit, Transparenz und Kontrolle erfüllen.


Anwendungsfelder: Von der Kontoeröffnung bis zur digitalen Verwaltung

Identitätsprüfungen begegnen uns heute in zahlreichen Lebensbereichen. Besonders relevant sind sie in:

  • Bankwesen und Finanzen: Kontoeröffnung, Kreditvergabe, Wertpapierhandel.
  • Kryptowährungen und FinTechs: Zugang zu Wallets, KYC-Prozesse (Know Your Customer).
  • Mobilfunk und Telekommunikation: Aktivierung von SIM-Karten.
  • E-Government und Verwaltung: Online-Bürgerdienste, Steuererklärungen, Rentenportale.
  • E-Commerce und Zahlungsdienste: Altersverifikation, Hochrisiko-Transaktionen.
  • Versicherungswesen und Gesundheitsbereich: Vertragsabschlüsse, digitale Patientenakten.

Mit zunehmender Digitalisierung wird die Identitätsprüfung zur Schlüsseltechnologie, um Vertrauen in digitale Prozesse zu ermöglichen.


Herausforderungen: Zwischen Nutzerfreundlichkeit und Sicherheitsanforderung

Trotz technischer Fortschritte bleibt die Identitätsprüfung ein Balanceakt zwischen Komfort und Sicherheit. Nutzer erwarten schnelle, unkomplizierte Prozesse – gleichzeitig muss der Schutz vor Betrug und Missbrauch gewährleistet sein.

Herausforderungen bestehen u. a. in:

  • Medienbrüchen zwischen analogen und digitalen Prozessen.
  • Zugänglichkeit für ältere oder technisch weniger versierte Menschen.
  • Fehlender Standardisierung bei digitalen Identitäten.
  • Technischen Manipulationsversuchen und Identitätsdiebstahl.

Zudem ist der Markt stark fragmentiert: Zahlreiche Anbieter mit unterschiedlichen Technologien konkurrieren um Vertrauen und Marktanteile. Eine europaweite Lösung, wie etwa eine einheitliche digitale Identität, steht noch am Anfang.


Fazit: Identitätsprüfung als digitale Basis-Infrastruktur

Die Identitätsprüfung ist weit mehr als ein bürokratischer Akt – sie ist eine Grundvoraussetzung für Vertrauen in der digitalen Welt. In Zeiten von Online-Banking, E-Government, digitaler Mobilität und automatisiertem Handel ermöglicht sie, dass Menschen, Institutionen und Maschinen sicher miteinander agieren können.

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