Profimeinung Die Inflation ist noch nicht im Griff
Axel Botte, Chefstratege von Ostrum Asset Management, sieht die Inflation noch lange nicht als besiegt an und warnt davor, die Gefahr einer Rückkehr der Teuerung zu unterschätzen.
Trotz der Abkühlung in den letzten Monaten bleibt die Inflation in vielen Ländern auf einem höheren Niveau als in den Jahrzehnten vor der Pandemie, was Botte für ein anhaltendes Risiko hält. Diese Einschätzung basiert auf strukturellen Faktoren, die in den kommenden Jahren wieder verstärkt Druck auf die Preise ausüben könnten.
Globale Lieferketten
Ein Haupttreiber dieser Einschätzung ist der fortschreitende Wandel in der globalen Lieferkette. Die globale Produktion konzentriert sich zunehmend auf regionale oder nationale Märkte, da viele Länder versuchen, weniger abhängig von internationalen Zulieferern zu sein. Dieser Trend hin zu regionaleren Lieferketten kann zwar die Widerstandsfähigkeit erhöhen, führt jedoch in vielen Fällen auch zu höheren Kosten. Die Verlagerung wichtiger Produktionsprozesse, insbesondere in der Technologie- und Energiebranche, ist teuer und erfordert erhebliche Investitionen. Diese Kosten werden laut Botte langfristig in die Verbraucherpreise einfließen und die Inflation erneut anheizen.
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Arbeitskräftemangel
Hinzu kommt die starke Nachfrage nach Arbeitskräften, insbesondere in Schwellen- und Entwicklungsländern. In vielen Regionen sind die Löhne in den letzten Jahren spürbar angestiegen, da immer weniger qualifizierte Arbeitskräfte zur Verfügung stehen.
Dieser Lohnanstieg führt zu erhöhten Produktionskosten, die Unternehmen häufig durch Preiserhöhungen an die Verbraucher weitergeben.
In den entwickelten Volkswirtschaften sind zudem durch die alternde Bevölkerung und den Arbeitskräftemangel ebenfalls Lohnerhöhungen notwendig, was die Inflation langfristig weiter treiben könnte.
Hohe Energiepreise
Ein weiterer Faktor sind die hohen Energiepreise, die nach wie vor ein großes Thema auf den internationalen Märkten sind. Auch wenn die Preise zwischenzeitlich gesunken sind, wird die globale Nachfrage nach Energie stetig steigen, vor allem durch den fortschreitenden Übergang zu erneuerbaren Energien. Die Kosten für den Ausbau und die Anpassung der Infrastruktur auf grünen Strom erfordern gewaltige Investitionen, die in Zukunft die Kosten für Energie weiter erhöhen könnten. Dies stellt ein potenzielles Risiko für die Teuerung dar, da steigende Energiekosten sich oft auch auf andere Wirtschaftsbereiche auswirken und die Inflation verstärken können.
Belastung für die Aktienmärkte
Ein nachhaltiger Sieg über die Inflation sei erst dann möglich, wenn die strukturellen Probleme, die zur Preissteigerung beitragen, systematisch angegangen werden."
Botte warnt, dass diese Faktoren langfristig auch die Aktienmärkte belasten könnten. Zwar profitieren Unternehmen kurzfristig von der allgemeinen Inflation, weil sie Preiserhöhungen durchsetzen können. Langfristig jedoch, wenn die steigenden Kosten die Margen schmälern, könnten diese Preissteigerungen die Gewinnentwicklung negativ beeinflussen. Ein stabiles und niedriges Inflationsniveau ist oft besser für die Aktienmärkte, da es die Unternehmen in die Lage versetzt, ihre Gewinnmargen zu sichern und ein verlässliches Wachstum zu generieren. Daher sieht Botte in der bestehenden Inflationslage auch ein Risiko für die Stabilität der Märkte und appelliert an Investoren, die Teuerung weiterhin ernst zu nehmen.
Zentralbanken sehr wichtig
Die Zentralbanken spielen in dieser Entwicklung eine entscheidende Rolle. Botte hebt hervor, dass die Fed und die EZB durch ihre Zinspolitik versuchen, die Inflation in den Griff zu bekommen. Doch die Straffung der Geldpolitik ist kein Allheilmittel und könnte, wenn sie langfristig andauert, das Wachstum schwächen. Eine zu strenge Geldpolitik könnte zu einer Verlangsamung der Wirtschaft führen und das Risiko von Rezessionen in den großen Volkswirtschaften erhöhen. Dies könnte die Inflation temporär abmildern, doch ohne die strukturellen Probleme zu lösen, bliebe die Teuerung ein Risiko für die Märkte.
Zusammenfassung
Laut Botte ist es wichtig, nicht in falscher Sicherheit zu wiegen, sondern die Inflation als potenzielles Risiko ernst zu nehmen und bei Investitionen entsprechend vorsichtig vorzugehen.
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