Die Digitalisierung des Gesundheitswesens kommt in Deutschland nur langsam voran

Fresenius - digitale Transformation Digitalisierung in Kliniken

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens kommt in Deutschland nur langsam voran. Während in anderen Ländern längst digitale Patientenakten, automatisierte Abläufe und moderne KI-Technologien den Klinikalltag bestimmen, kämpfen deutsche Krankenhäuser noch immer mit Papierakten, überlasteten Verwaltungsprozessen und ineffizienten Abläufen.

Doch ein Unternehmen will das ändern: Quirónsalud, eine spanische Klinikgruppe und Tochter des deutschen Gesundheitskonzerns Fresenius, gilt als Vorreiter in der digitalen Transformation des Klinikbetriebs. Besonders bemerkenswert ist die konsequente Nutzung künstlicher Intelligenz und automatisierter Prozesse, um Wartezeiten zu reduzieren, Diagnosen zu verbessern und den Verwaltungsaufwand für Ärzte und Pflegepersonal zu minimieren. Nun will Fresenius diese Erfolge auch nach Deutschland bringen – mit einem System, das Patienten mehr Eigenverantwortung gibt und den Krankenhausalltag effizienter gestalten soll. Doch wie genau funktioniert dieses Konzept, und welche Herausforderungen bringt die Umsetzung in Deutschland mit sich?


Das spanische Erfolgsmodell: Kliniken als digitale Vorreiter

In den Kliniken von Quirónsalud zeigt sich bereits heute, wie eine vollständig digitalisierte Krankenhauswelt aussehen kann. Dort wird die Patientenaufnahme weitgehend automatisiert – ein Konzept, das in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckt.

Statt an einem Empfangsschalter Formulare auszufüllen und lange Wartezeiten in Kauf zu nehmen, checken sich viele Patienten in Quirónsalud-Kliniken selbstständig über digitale Terminals oder eine App ein. Die Daten werden dabei direkt mit der digitalen Patientenakte verknüpft, sodass Ärzte und Pflegekräfte sofortigen Zugriff auf alle relevanten Informationen haben.

Das bringt mehrere Vorteile:

  • Weniger Bürokratie: Patienten müssen keine mehrfachen Formulare ausfüllen, alle Daten werden zentral gespeichert und automatisch verarbeitet.
  • Effizientere Abläufe: Das Klinikpersonal spart wertvolle Zeit, da administrative Aufgaben reduziert werden.
  • Schnellere Behandlungsprozesse: Ärzte erhalten sofort alle notwendigen Informationen, was zu einer zügigeren und gezielteren Behandlung führt.
  • Bessere Planbarkeit: Wartezeiten werden durch die Optimierung der Patientenströme minimiert.

Doch die Digitalisierung in Quirónsalud-Kliniken geht noch weiter. Künstliche Intelligenz analysiert Patientendaten in Echtzeit und gibt Ärzten Hinweise auf mögliche Risikofaktoren oder notwendige Zusatzuntersuchungen. Dies führt nicht nur zu einer verbesserten Diagnostik, sondern auch zu einer deutlichen Entlastung des medizinischen Personals.


Fresenius will das Modell nach Deutschland bringen

Ob Fresenius es schafft, das spanische Erfolgsmodell auf Deutschland zu übertragen, wird maßgeblich davon abhängen, wie gut die Digitalisierung an die spezifischen Herausforderungen des deutschen Gesundheitswesens angepasst wird. Eines steht jedoch fest: Ohne einen umfassenden digitalen Wandel wird es für deutsche Kliniken in Zukunft noch schwieriger, den steigenden Anforderungen an eine moderne Gesundheitsversorgung gerecht zu werden."

Als Mutterkonzern von Quirónsalud will Fresenius nun diese digitalen Erfolge nach Deutschland übertragen. Die Vision: Auch hierzulande sollen Patienten künftig selbstständig einchecken können, während KI-gestützte Systeme die medizinische Versorgung unterstützen.

Der Druck zur Modernisierung ist groß: Deutsche Kliniken stehen unter massiven wirtschaftlichen und personellen Herausforderungen. Die Digitalisierung könnte eine entscheidende Entlastung bringen – wenn sie richtig umgesetzt wird.

Fresenius plant, zunächst Pilotprojekte in einigen deutschen Krankenhäusern zu starten, um das Modell auf die spezifischen Bedingungen des hiesigen Gesundheitssystems anzupassen. Dabei stehen insbesondere folgende Aspekte im Fokus:

  • Digitale Selbstanmeldung für Patienten: Über Terminals oder mobile Apps sollen Patienten in Zukunft ihre Daten eingeben, anstatt sich an einem überfüllten Empfang anzustellen.
  • Digitale Patientenakten: Die vollständige Vernetzung von medizinischen Daten soll den Informationsfluss zwischen Ärzten, Pflegekräften und Verwaltung optimieren.
  • Einsatz von KI zur Unterstützung der Diagnostik: Algorithmen könnten Auffälligkeiten in Laborwerten oder Bildaufnahmen schneller erkennen als der Mensch und so zur Früherkennung von Krankheiten beitragen.
  • Optimierung der Terminplanung: KI-basierte Systeme könnten Patientenströme steuern, sodass Wartezeiten reduziert und Krankenhausressourcen effizienter genutzt werden.

Herausforderungen: Warum ist Deutschland ein schwieriges Pflaster für die Digitalisierung?

Trotz des erfolgreichen Modells in Spanien wird die Umsetzung in Deutschland alles andere als einfach. Das deutsche Gesundheitssystem gilt als bürokratisch, hochreguliert und innovationshemmend. Während in Spanien private Klinikgruppen wie Quirónsalud flexibler agieren können, sind in Deutschland viele Krankenhäuser an gesetzliche Vorgaben, Datenschutzrichtlinien und unterschiedliche IT-Systeme gebunden.

Die größten Herausforderungen für Fresenius in Deutschland

  1. Datenschutz und Regulierungen:Deutschland hat im Vergleich zu Spanien strengere Datenschutzgesetze. Die Einführung einer digitalen Patientenakte und KI-gestützter Diagnosesysteme muss mit der DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung) konform sein. Patienten müssen aktiv zustimmen, dass ihre Daten für KI-Analysen genutzt werden dürfen – ein potenzieller Stolperstein.
  2. IT-Infrastruktur der Kliniken: Viele deutsche Krankenhäuser arbeiten noch immer mit veralteten IT-Systemen, die nicht auf moderne Software ausgelegt sind. Eine vollständige Umstellung auf digitale Patientenakten würde hohe Investitionen erfordern.
  3. Widerstand im Gesundheitssektor: Viele Ärzte und Pflegekräfte stehen der Digitalisierung skeptisch gegenüber, insbesondere wenn es um den Einsatz von KI in der Diagnostik geht. Gewerkschaften und Interessenverbände könnten sich gegen eine allzu schnelle Einführung digitaler Prozesse wehren, insbesondere wenn Arbeitsplätze in der Verwaltung wegfallen.
  4. Kosten und Finanzierung: Die Digitalisierung erfordert erhebliche finanzielle Mittel. Die Frage ist, wer die Kosten trägt – der Staat, die Krankenversicherungen oder die Kliniken selbst?

Dennoch gibt es in Deutschland eine wachsende Bereitschaft zur Modernisierung. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie dringend notwendig digitale Lösungen im Gesundheitswesen sind. Der politische Druck steigt, und auch die Patienten erwarten zunehmend eine zeitgemäße und effiziente medizinische Versorgung.


Fazit: Ein ambitioniertes Projekt mit großem Potenzial

Die Digitalisierung des Klinikalltags ist längst überfällig – und Fresenius hat mit Quirónsalud ein funktionierendes Modell, das als Blaupause für Deutschland dienen könnte. Die Selbstanmeldung von Patienten, die Nutzung von KI zur Diagnostik und die bessere Vernetzung von Gesundheitsdaten könnten den Klinikbetrieb revolutionieren und sowohl Personal als auch Patienten entlasten.

Doch der Weg dahin ist steinig. Bürokratie, Datenschutz und veraltete Strukturen könnten den Fortschritt verlangsamen. Gleichzeitig wächst der Druck auf das deutsche Gesundheitssystem, innovative Lösungen umzusetzen.

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