Trotz Krisen Edelmetallfondsentwicklung eher unbefriedigend
Edelmetalle gelten als gutes Investment in unsicheren Zeiten. Doch nicht immer geht das Kalkül mit Gold und Silber auf. Besitzer von Edelmetallfonds mussten zuletzt eher enttäuschende Kursentwicklungen verkraften.
Dem österreichischen Fonds- und Finanzdatenanbieter Mountain View Data zufolge büßten Edelmetallfonds im Juni fast fünf Prozent an Wert ein. Damit setzte sich der Negativtrend des Monats Mai fort. Hier betrug der Wertverlust sogar über neun Prozent.
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Aktuell eine der schwächsten Fondskategorien
Edelmetallfonds zählen damit im Augenblick zu den schwächsten Fondskategorien. Dies überrascht - denn eigentlich sind die Voraussetzungen für hohe Edelmetallpreise gut. Ein Ende des Ukraine-Kriegs ist nicht in Sicht und auch sonst halten geopolitische Konflikte die Welt in Atem. Erinnert sei an die Spannungen zwischen den USA und China, den Taiwan-Konflikt oder die atomare Bedrohung durch Nordkorea. Die Inflation hält sich in den meisten westlichen Ländern hartnäckig auf hohem Niveau und die wirtschaftlichen Aussichten sind eher verhalten. Normalerweise sind in einer solchen Konstellation Edelmetalle gesucht.
Doch das ist augenscheinlich derzeit nicht der Fall. Gold erreichte zuletzt Mitte 2020 einen historischen Dollar-Höchststand - zu einer Zeit, als die Folgen der Corona-Pandemie so richtig spürbar wurden und noch kein Mittel gegen das Virus gefunden war. Mit der zunehmenden Beherrschung des Ausbruchsgeschehens normalisierte der Preis sich wieder. Ein zweiter Peak wurde im ersten Quartal 2022 erreicht, als nach dem Ende der Pandemie die Inflation sprunghaft anstieg und der Ukraine-Krieg ausbrach. Danach beruhigten sich die Preise erneut. Ab März dieses Jahres folgte dann ein weiterer Preissprung nach oben mit einer Spitze Anfang Mai, ohne allerdings den alten Höchststand von 2020 zu erreichen.
Edelmetallfonds zählen damit im Augenblick zu den schwächsten Fondskategorien."
Mit Edelmetallen diversifizieren statt spekulieren
Diese Entwicklung zeigt einmal mehr, dass Edelmetallpreise schwer zu prognostizieren sind. Krisen und Inflationsängste sind nur zwei Faktoren, die preisbeeinflussend wirken. Andere Einflussgrößen wie die Förderpolitik, die Zinsentwicklung oder die Nachfrage nach Edelmetallen als Schmuck oder Industrierohstoff sind ebenfalls relevant. Hinzu kommt, dass in Edelmetallfonds nicht unbedingt die Edelmetalle selbst, sondern die Edelmetallindustrie (Minen, Verarbeiter, Händler usw.) abgebildet sind. Hier können eigene Gesetzmäßigkeiten gelten.
Die Konsequenz für Anleger: weniger auf Edelmetallpreise spekulieren, sondern Edelmetalle gezielt zur Risikodiversifikation einsetzen. Mit diesem Antritt machen Edelmetallfonds als eigene Anlageklasse in einem Anlageportfolio Sinn.
Autor: Reiner Braun, Braun Finanzberatung GmbH & Co. KG Bamberg, www.braun-finanzberatung.de