Lange galt Tesla als der unumstrittene Pionier und Vorreiter der Elektromobilität

Fuhrparkchefs stellen Tesla auf den Prüfstand Elektroauto in Not

Lange galt Tesla als der unumstrittene Pionier und Vorreiter der Elektromobilität – auch in Deutschland. Die Fahrzeuge aus Kalifornien waren für viele Unternehmen ein Symbol für Fortschritt,

Umweltbewusstsein und technologische Überlegenheit. Insbesondere in Firmenflotten standen Modelle wie das Model 3 oder Model Y nicht nur wegen ihrer Reichweite und Effizienz hoch im Kurs, sondern auch aufgrund der starken Außenwirkung: Wer Tesla fährt, signalisiert Innovationsfreude.

Doch dieses Image bekommt zunehmend Risse. Laut einer aktuellen Erhebung der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) denken mittlerweile 35 Prozent der befragten Fuhrparkleiter darüber nach, Tesla nicht länger in ihre Beschaffungsprozesse einzubeziehen. Der Grund: Der sogenannte „Elon-Effekt“ – also die wachsende Irritation über das öffentliche Auftreten und die Entscheidungen von Tesla-Chef Elon Musk.

Damit gerät Tesla in einen neuen Konflikt: technologische Leistungsfähigkeit auf der einen Seite – reputationsbedingte Bedenken auf der anderen. Und dieser Zwiespalt trifft das Unternehmen ausgerechnet dort, wo es in Europa bislang stark Fuß gefasst hatte: im gewerblichen Fahrzeugsegment.


Rückendeckung für Tesla bröckelt – das Management wird vorsichtiger

Die Befragung der DAT unter deutschen Fuhrparkverantwortlichen zeigt deutlich: Das Vertrauen in Tesla als Marke ist angeschlagen. Zwar genießen die Fahrzeuge selbst nach wie vor Anerkennung für Reichweite, Ladeinfrastruktur und Beschleunigung, doch das Gesamtbild wird zunehmend durch die Person Elon Musk überlagert.

Viele Fuhrparkleiter sorgen sich um das öffentliche Image ihres Unternehmens. Wer in der Außendarstellung auf Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung setzt, könnte durch die Verbindung mit Musk und seinen teils polarisierenden Auftritten Schaden nehmen. Dazu zählen:

  • seine Eskapaden auf Social-Media-Plattformen, insbesondere auf X (ehemals Twitter)
  • Äußerungen mit politischem oder gesellschaftlichem Sprengstoff
  • umstrittene Entscheidungen im Umgang mit Mitarbeitern und Journalisten
  • das Management seiner Unternehmen in einer Weise, die viele als „unkalkulierbar“ empfinden

All das erzeugt ein Umfeld, das viele Manager als unsicher, imagegefährdend und nicht langfristig planbar empfinden – drei Eigenschaften, die mit dem klassischen Anspruch an Firmenflotten kaum vereinbar sind.


Flottenbetreiber setzen auf Kalkulierbarkeit – und Service

Neben der Markenwirkung spielen auch ganz praktische Überlegungen eine Rolle. Wer eine Fuhrparkentscheidung trifft, denkt in Total Cost of Ownership: also nicht nur an Anschaffungspreis und Reichweite, sondern an Faktoren wie Wartung, Servicequalität, Restwertentwicklung und technische Stabilität.

Gerade in diesen Bereichen hat Tesla in Europa immer wieder Kritik geerntet. So berichten Fuhrparkchefs von:

  • schleppender Ersatzteilversorgung
  • mangelhaftem Service-Netzwerk, besonders außerhalb urbaner Zentren
  • Problemen bei der Fahrzeugrücknahme oder Leasingabwicklung
  • Unsicherheiten bei Restwertprognosen, besonders bei plötzlichen Preissenkungen

Zudem irritieren viele Flottenbetreiber die wiederholten direkten Preisinterventionen von Tesla, bei denen Modelle kurzfristig stark verbilligt oder aufgewertet werden – was zwar für Neuwagenkunden attraktiv sein kann, aber die Kalkulierbarkeit bei gewerblichen Fahrzeugen erschwert.


Die Konkurrenz schläft nicht – neue Anbieter drängen in die Lücke

Wenn Tesla den drohenden Rückzug aus gewerblichen Fuhrparks verhindern will, muss es mehr bieten als Reichweite und Beschleunigung. Es braucht verlässliche Strukturen, besseren Service – und vielleicht vor allem eine neue Kommunikationsstrategie, die das Vertrauen zurückgewinnt."

Parallel zu Teslas Imageverlust nutzen andere Hersteller die Gelegenheit, sich strategisch in der Lücke zu positionieren, die Tesla hinterlässt. Besonders europäische Autobauer wie BMW, Mercedes-Benz und Audi, aber auch neue Player wie Polestar oder BYD, investieren gezielt in verlässliche Fuhrparklösungen, professionelle B2B-Betreuung und Servicepakete, die speziell auf Unternehmenskunden zugeschnitten sind.

Dabei zählen nicht nur Qualität und Technologie, sondern auch:

  • verlässliche Lieferzeiten
  • Ansprechpartner vor Ort
  • flexible Leasingmodelle
  • digitale Flottenmanagement-Tools

Der Vertrauensvorschuss, den Tesla lange Zeit hatte, wird zunehmend durch solide Dienstleistung und gute Betreuung anderer Anbieter ersetzt. Auch die Verfügbarkeit von Plug-in-Hybriden oder unterschiedlichen Karosserieformen spielt bei der Umstellung von großen Flotten eine wichtige Rolle – ein Feld, in dem Tesla traditionell ein eingeschränktes Portfolio bietet.


Elon Musk als Risiko – eine neue Art von Marktrisiko

Was den Fall Tesla besonders macht, ist die Erkenntnis, dass ein einzelner Unternehmenslenker zum Reputationsrisiko für eine ganze Marke werden kann. Das öffentliche Bild von Elon Musk – einst gefeierter Visionär, inzwischen oft polarisierender Provokateur – prägt zunehmend auch das Markenbild von Tesla.

Für private Käufer mag das weniger entscheidend sein. Doch im professionellen Fuhrparkmanagement, wo Unternehmen strategisch kalkulieren und auf Sicherheit, Planbarkeit und Außenwirkung achten, wird diese Personalie zunehmend zur Belastung.

Was früher als Innovationskraft gedeutet wurde, wirkt heute oft als Unberechenbarkeit. Und Unberechenbarkeit ist in keinem Bereich so unbeliebt wie in der Logistik und Mobilität von Unternehmen.


Fazit: Teslas Flottenimage gerät ins Wanken

Die DAT-Erhebung zeigt klar: Tesla steht bei gewerblichen Kunden nicht mehr so unangefochten da wie noch vor wenigen Jahren. Die Fahrzeuge mögen technisch nach wie vor überzeugen – aber das Gesamtpaket, das Marke, Service, Preisstabilität und Unternehmensführung umfasst, reicht vielen Fuhrparkverantwortlichen nicht mehr aus.

Denn das Produkt mag elektrisch sein – das Vertrauen in eine Marke aber basiert auf zwischenmenschlicher, kalkulierbarer und konsistenter Erfahrung. Und genau hier liegt Teslas derzeit größte Schwäche.

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