Für eine Aktiengesellschaft schreibt der Gesetzgeber die Einrichtung eines Aufsichtsrates vor.

Beispiel Wirecard Aufsicht ist wichtig

Der Wirecard Skandal wirft viele Fragen auf. Geschädigte Anleger fragen sich unter anderem, wie ein DAX-Unternehmen in eine solche Schieflage geraten konnte, ohne dass der Aufsichtsrat etwas bemerkte und eingriff.

Für eine Aktiengesellschaft schreibt der Gesetzgeber die Einrichtung eines Aufsichtsrates vor. Bei großen Unternehmen setzt sich das Gremium in der Regel aus gewählten Vertretern der Anteilseigner und der Belegschaft zusammen. Einerseits hat der Aufsichtsrat eine beratende Funktion, vor allen Dingen soll er aber die Tätigkeit des Vorstands überwachen. Im Fall Wirecard hat diese Kontrolle offenbar nicht funktioniert. Nach Ansicht von Florian Schilling von der Frankfurter Beratungsgesellschaft Board Consultants International, die sich auf die Unternehmensaufsicht spezialisiert hat, gibt es für dieses offensichtliche Versagen mehrere Ursachen.

Die Qualität der Tätigkeit eines Aufsichtsrates ist von zwei entscheidenden Faktoren abhängig:

  • Die Mitglieder des Aufsichtsrates müssen die grundlegenden Geschäftsabläufe verstehen. Bei sehr komplexen, technologielastigen Abläufen, wie bei Wirecard, reichen gesunder Menschenverstand und langjährige Erfahrung nicht aus, um ein ausreichendes Geschäftsverständnis zu entwickeln.
  • Zusätzlich ist es wichtig, dass Mitglieder des Aufsichtsrates starke Persönlichkeiten sind. Es erfordert ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein, um sich bei Zweifeln mit dem Management auseinanderzusetzen, das im Vergleich zum Aufsichtsrat über einen deutlichen Wissensvorsprung verfügt.

Wie sieht die Realität aus?

Sitzungen des Aufsichtsrates sind in den meisten Fällen perfekt vorbereitet. Die Präsentation des Vorstandes wirkt überzeugend. Einzelne Mitglieder stellen nach dem Vortrag Detailfragen, die auf Außenstehende den Eindruck erwecken, dass der Fragesteller über profunde Sachkenntnis verfügt. Eine ausführliche und offene Diskussion gibt es in vielen dieser Gremien nicht.

Damit ein Aufsichtsrat funktioniert, muss jedes einzelne Mitglied den Mut haben, eventuelle Zweifel an der Geschäftstätigkeit offen zu äußern."

Manches Aufsichtsratmitglied gesteht ehrlich ein, dass die Geschäftstätigkeit so komplex sei, dass es schwerfiele, ein eigenes Urteil zu fällen. Stattdessen verlassen sich viele auf die (vermeintliche) Kompetenz der anderen und geben ihre Zustimmung.

Kritischer Diskurs ist erforderlich

Damit ein Aufsichtsrat kein Gremium von Abnickern ist und seiner Funktion wirklich gerecht werden kann, muss jedes einzelne Mitglied den Mut haben, eventuelle Zweifel an der Geschäftstätigkeit offen zu äußern. Der permanente Zeitdruck darf nicht dazu führen, dass ausführliche Diskussionen von vornherein unerwünscht sind. Solche Auseinandersetzungen sind anstrengend und mitunter ziemlich chaotisch.

Hätten die Mitglieder des Aufsichtsrates von Wirecard so ein aktives Rollenverständnis gehabt, wäre womöglich Schlimmes verhindert worden.

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