DWS stellt klar ESG: Keine Waffen
Nach Berichten mehrerer Medien, wonach die Fondsgesellschaft DWS plane, das bisher geltende Verbot von Investitionen in Rüstungskonzerne aufzuheben, sah sich das Unternehmen gezwungen, eine öffentliche Klarstellung vorzunehmen.
Für explizit als ESG-konform ausgewiesene Fonds bleibt das Rüstungskriterium bestehen. Die Änderungen betreffen lediglich jene Produkte, die nicht als nachhaltige Fonds vermarktet werden – also keine ESG- oder Artikel-8-/Artikel-9-Fonds im Sinne der EU-Offenlegungsverordnung sind.
Hintergrund: ESG-Kriterien und Rüstung – ein sensibler Bereich
Investitionen nach ESG-Kriterien – also unter Berücksichtigung von Umwelt (Environment), Sozialem (Social) und guter Unternehmensführung (Governance) – stehen zunehmend im Fokus privater wie institutioneller Anleger. Sie versprechen nicht nur eine werteorientierte Geldanlage, sondern gelten auch als Mittel zur Förderung gesellschaftlich verantwortlicher Unternehmensführung.
Ein besonders sensibles Thema innerhalb der ESG-Debatte ist die Frage nach Investitionen in die Rüstungsindustrie. Während einige Anleger Waffenhersteller grundsätzlich ausschließen, differenzieren andere zwischen konventionellen Verteidigungsgütern und geächteten Waffen wie Landminen oder Streubomben. In der öffentlichen Wahrnehmung jedoch gilt: ESG und Waffen sind kaum vereinbar.
Dementsprechend ist es für Anbieter nachhaltiger Fonds zentral, glaubwürdige Ausschlusskriterien zu definieren – und diese konsequent zu kommunizieren. Die DWS hatte bislang alle Investitionen in Waffenhersteller für ihre ESG-Fonds ausgeschlossen. Medienberichte über eine Lockerung dieses Verbots wirkten daher wie ein Kurswechsel, der das Vertrauen in die nachhaltige Positionierung des Hauses erschüttern könnte.
Was wirklich geändert wird – und was nicht
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Im Kern betrifft die Neuregelung der DWS nicht die ESG-Fonds, sondern eine andere Produktkategorie: Fonds, die nicht unter dem ESG-Label geführt werden.
Diese Fonds sind in der Regel für ein breiteres Anlagespektrum konzipiert und unterliegen nicht den strengen Nachhaltigkeitsvorgaben gemäß der EU-Offenlegungsverordnung (SFDR).
Für diese Produkte sollen künftig investive Möglichkeiten in bestimmte Rüstungsunternehmen wieder eröffnet werden – konkret: in Hersteller konventioneller Waffensysteme, die keine völkerrechtlich geächteten Waffen produzieren.
Die DWS betont dabei, dass dies einer stärkeren Differenzierung und Transparenz diene – nicht einer pauschalen Öffnung der Fonds für die Rüstungsindustrie.
Entscheidend ist die Klarstellung:
- ESG-Fonds bleiben vollständig rüstungsfrei.
- Nicht-ESG-Fonds können in Ausnahmefällen ausgewählte Rüstungstitel enthalten – unter strengen Bedingungen.
Reaktionen und Interpretation: Ein Fall missverstandener Kommunikation?
Die DWS bleibt bei ihrem bisherigen Grundsatz: Wo ESG draufsteht, ist auch ESG drin – und damit keine Waffen. Die Differenzierung betrifft ausschließlich klassische Fonds ohne ESG-Ausweisung, die künftig eine eng gefasste Investitionsmöglichkeit in bestimmte Verteidigungsunternehmen erhalten könnten. Die nachhaltige Produktlinie bleibt von dieser Änderung unberührt."
Die zunächst kursierenden Medienberichte über eine allgemeine Aufhebung des Rüstungsausschlusses hatten hohe Wellen geschlagen – insbesondere in sozialen Medien, bei NGO-Beobachtern und unter nachhaltigen Vermögensverwaltern. Einige Kommentatoren sahen bereits einen Bruch mit den eigenen ESG-Zielen, andere unterstellten ein Einknicken der DWS vor geopolitischen Entwicklungen und politischen Druck.
Tatsächlich handelt es sich eher um ein Beispiel ungenauer oder verkürzter Berichterstattung, das einen differenzierten Sachverhalt pauschalisiert hat. Die DWS, die bereits in der Vergangenheit wegen Greenwashing-Vorwürfen in die Schlagzeilen geraten war, sah sich dadurch veranlasst, proaktiv die Fakten zu benennen und Missverständnissen entgegenzutreten.
Der Vorfall zeigt, wie empfindlich die Wahrnehmung im Bereich nachhaltiger Finanzprodukte ist – und wie entscheidend präzise Kommunikation über Auswahlkriterien, Ausnahmen und Abgrenzungen geworden ist.
ESG-Versprechen unter Druck – ein strukturelles Spannungsfeld
Der Fall offenbart ein grundlegendes Spannungsfeld, das viele Anbieter nachhaltiger Fonds derzeit durchlaufen. Auf der einen Seite wächst der regulatorische Druck, transparente und überprüfbare ESG-Kriterien einzuhalten. Auf der anderen Seite geraten manche ESG-Ausschlüsse in Zielkonflikt mit sicherheitspolitischen Entwicklungen und der Nachfrage nach „ethischer Verteidigung“.
So wird etwa diskutiert, ob Investitionen in Unternehmen, die demokratische Staaten mit Verteidigungsgütern beliefern, tatsächlich mit ESG-Zielen unvereinbar sind – oder ob eine differenzierte Betrachtung angebracht ist, um Sicherheit und Verantwortung zu balancieren. Die DWS scheint diesen Diskurs aufgreifen zu wollen, ohne dabei ihre nachhaltigen Fonds zu verwässern.
Es ist also keine ESG-Wende, sondern der Versuch, der Pluralität von Anlegerinteressen und der geopolitischen Realität Rechnung zu tragen – allerdings unter der Voraussetzung klarer Produktkennzeichnung und eindeutiger Kategorisierung.
Fazit: Kein Bruch, sondern eine Differenzierung
Die DWS bleibt bei ihrem bisherigen Grundsatz: Wo ESG draufsteht, ist auch ESG drin – und damit keine Waffen. Die Differenzierung betrifft ausschließlich klassische Fonds ohne ESG-Ausweisung, die künftig eine eng gefasste Investitionsmöglichkeit in bestimmte Verteidigungsunternehmen erhalten könnten. Die nachhaltige Produktlinie bleibt von dieser Änderung unberührt.
Für Anleger bedeutet das: Wer in einen ESG-Fonds der DWS investiert, kann sich weiterhin darauf verlassen, dass keine Waffenhersteller enthalten sind. Wer breiter gestreute Fonds wählt, muss künftig genau hinsehen – was allerdings ohnehin schon gängige Praxis ist.
Der Fall zeigt einmal mehr: Nachhaltigkeit in der Geldanlage ist ein anspruchsvolles Feld, das präzise Kriterien, klare Kommunikation und differenzierte Berichterstattung verlangt. Nur so lässt sich vermeiden, dass aus einem Detail eine Schlagzeile wird – und aus einer Feinjustierung ein vermeintlicher Kursbruch.

Ich glaube, dass die Zusammenarbeit mit motivierten Menschen auf beiden Seiten zusätzliche Energie freisetzt