In den vergangenen Jahren galten US-Aktien als das Maß aller Dinge an den globalen Finanzmärkten

Europa profitiert ETF-Anleger scheuen USA

In den vergangenen Jahren galten US-Aktien als das Maß aller Dinge an den globalen Finanzmärkten. Die großen Tech-Konzerne wie Apple, Microsoft, Nvidia oder Amazon sorgten für massive Kursgewinne, während die US-Wirtschaft auch in Krisenzeiten eine hohe Widerstandsfähigkeit zeigte. Viele Anleger setzten daher auf börsengehandelte Indexfonds (ETFs), die den S&P 500 oder den Nasdaq 100 abbilden.

Doch nun zeichnet sich eine deutliche Veränderung ab: Investoren ziehen verstärkt Gelder aus den USA ab und setzen stattdessen auf europäische Aktien-ETFs. Im Februar verzeichneten UCITS-ETFs, die in europäische Aktien investieren, Rekordzuflüsse, während US-ETFs Mittelabflüsse hinnehmen mussten. Diese Entwicklung wirft die Frage auf: Woran liegt diese Trendwende, und ist sie von Dauer?

Kapitalströme drehen sich: Rekordzuflüsse in europäische ETFs

Die jüngsten Daten zeigen eine klare Verschiebung der Kapitalströme. Während US-ETFs im Februar Nettomittelabflüsse verzeichneten, flossen in europäische Aktienfonds Rekordsummen.

Mehrere Faktoren treiben diese Entwicklung:

  • Bewertungsunterschiede zwischen Europa und den USA: US-Aktien, insbesondere im Technologiebereich, sind in den letzten Jahren stark gestiegen und weisen hohe Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) auf. Europäische Aktien erscheinen im Vergleich günstiger bewertet und bieten eine attraktive Alternative.
  • Zinspolitik der US-Notenbank (Fed): Die anhaltende Unsicherheit über den künftigen Zinskurs der Federal Reserve macht viele Investoren vorsichtiger. Während in Europa bereits mit Zinssenkungen gerechnet wird, bleibt die US-Notenbank zögerlich, was US-Aktien belastet.
  • Stärkere wirtschaftliche Erholung in Europa: Nach Jahren der Stagnation und Unsicherheit, insbesondere durch den Ukraine-Krieg und die Energiekrise, zeigen sich in Europa positive Wirtschaftssignale. Dies zieht Kapital an.

Warum europäische Aktien plötzlich attraktiver erscheinen

Lange Zeit galt der US-Markt als alternativlos für ETF-Anleger. Doch nun rücken europäische Aktien verstärkt in den Fokus. Besonders attraktiv erscheinen folgende Faktoren:

  1. Günstige Bewertungen: Viele europäische Aktien weisen deutlich niedrigere Bewertungen auf als ihre US-Pendants. Während der S&P 500 mit einem hohen KGV gehandelt wird, erscheinen viele europäische Unternehmen fundamental günstiger. Besonders attraktiv sind Dividendenaktien, die in Europa oft höhere Ausschüttungsrenditen bieten als in den USA.
  2. Zinswende in Europa: Die Europäische Zentralbank (EZB) signalisiert bereits weitere Zinssenkungen für das Jahr 2025, was vor allem konjunktursensitive Aktien stützt. Im Vergleich dazu bleibt die US-Notenbank vorsichtiger, was weiterhin Druck auf den US-Aktienmarkt ausüben könnte.
  3. Stabilere Wirtschaftsaussichten: Während in den USA Sorgen über eine mögliche wirtschaftliche Abkühlung wachsen, zeigen sich in Europa erste Zeichen einer wirtschaftlichen Stabilisierung. Branchen wie Industrie, Energie und Finanzwerte profitieren von strukturellen Veränderungen und staatlichen Investitionen in Infrastruktur und Klimaschutz.
  4. Diversifikation und Sektorverschiebung: Die überproportionale Gewichtung des Tech-Sektors in den USA hat in den vergangenen Jahren zu hohen Gewinnen geführt, birgt aber auch Klumpenrisiken. Europäische Märkte sind breiter diversifiziert und bieten mit Sektoren wie Industrie, Gesundheitswesen und Konsumgüter mehr Stabilität.

Welche ETFs profitieren von der Kapitalverlagerung?

Ob dieser Trend dauerhaft Bestand hat, bleibt abzuwarten. Für Anleger, die auf eine stärkere Erholung der europäischen Wirtschaft setzen, bieten sich jedoch Chancen, da europäische Aktien weiterhin günstiger bewertet sind und von der erwarteten Zinssenkung der EZB profitieren könnten. In jedem Fall zeigt die aktuelle Entwicklung, dass der Markt in Bewegung ist – und dass Europa nach Jahren der US-Dominanz wieder eine größere Rolle im globalen Kapitalmarkt spielt."

Anleger, die von der aktuellen Trendwende profitieren möchten, setzen verstärkt auf europäische UCITS-ETFs, die auf den breiten Markt oder bestimmte Sektoren abzielen. Besonders gefragt sind aktuell:

  • Stoxx Europe 600 ETFs: Diese Fonds bieten eine breite Streuung über die größten europäischen Unternehmen und haben zuletzt starke Zuflüsse verzeichnet.
  • DAX-ETFs: Der deutsche Leitindex profitiert von der Erholung der Industrie und dem Exportgeschäft.
  • Euro Stoxx 50 ETFs: Diese bilden die 50 größten Unternehmen der Eurozone ab und sind eine beliebte Wahl für Investoren, die gezielt in europäische Blue Chips investieren wollen.
  • Sektor-ETFs auf Industrie und Finanzwerte: Besonders Banken und Industrieunternehmen profitieren von den aktuellen makroökonomischen Entwicklungen und den erwarteten Zinssenkungen in Europa.

Langfristige Perspektiven: Trendwende oder kurzfristige Bewegung?

Die Frage, ob sich dieser Kapitalstrom dauerhaft verfestigt oder nur eine temporäre Umschichtung ist, bleibt offen. Dafür sprechen mehrere Argumente:

  • Europa bleibt günstiger bewertet: Selbst nach der jüngsten Aufwertung bleiben viele europäische Aktien fundamental attraktiv.
  • Erholung der europäischen Wirtschaft: Sollten sich die positiven Signale aus der Wirtschaft bestätigen, könnte Europa langfristig an Attraktivität gewinnen.

Auf der anderen Seite gibt es auch Argumente, die für eine Rückkehr der Kapitalströme in die USA sprechen:

  • Technologie bleibt ein Wachstumstreiber: Der US-Markt wird weiterhin von den führenden Tech-Konzernen dominiert, die langfristig starke Wachstumschancen bieten.
  • Höhere Produktivität und Innovationskraft in den USA: Viele Unternehmen in den USA sind agiler und profitieren von einem flexibleren Arbeitsmarkt sowie hoher Innovationskraft.
  • Zinswende könnte USA ebenfalls entlasten: Sobald die Fed ihre Zinsen senkt, könnten US-Aktien wieder verstärkt gefragt sein.

Fazit: Europa rückt in den Fokus der ETF-Anleger

Die jüngsten Kapitalbewegungen zeigen eine klare Präferenz für europäische Aktien-ETFs, während US-ETFs Mittelabflüsse verzeichnen. Dies ist auf eine Kombination aus hohen Bewertungen in den USA, geopolitischen Unsicherheiten und besseren wirtschaftlichen Aussichten in Europa zurückzuführen.

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