Die Dominanz der US-Technologiewerte prägte viele Jahre die globale Aktienlandschaft

Warum die Rekorde nicht das Ende bedeuten müssen Europas Aktienrally

Carmignac-Experte Kevin Thozet über Bewertungen, Marktpotenzial und die unterschätzte Stärke europäischer Unternehmen.

An den europäischen Aktienmärkten wurden zuletzt Rekorde gebrochen: Der DAX, der Euro Stoxx 50, auch viele nationale Indizes notierten auf Allzeithochs oder zumindest in der Nähe. Für manche Anleger ein Warnsignal. Für andere ein Zeichen wirtschaftlicher Stärke.

Kevin Thozet, Portfolioexperte beim französischen Vermögensverwalter Carmignac, sieht in den aktuellen Niveaus keinen Wendepunkt, sondern eine Bestätigung der bisherigen Entwicklung – und eine Basis für weiteres Potenzial.

Sein Blick auf die Märkte: differenziert, aber optimistisch – vor allem für Europa.


Nicht nur die USA – Zeit für einen Perspektivwechsel

Die Dominanz der US-Technologiewerte prägte viele Jahre die globale Aktienlandschaft.

Doch Thozet betont, dass außerhalb der USA attraktive Gelegenheiten entstehen – nicht als Alternative, sondern als Ergänzung.

Insbesondere Europa habe sich in den vergangenen Quartalen robuster gezeigt als oft angenommen:

  • Solide Unternehmensgewinne in Industrie und Konsumsektor.
  • Verbesserte Gewinnmargen, trotz geopolitischer Spannungen.
  • Niedrigere Bewertungen im Vergleich zu US-Aktien.
  • Ein diversifiziertes Branchenspektrum – von Maschinenbau bis Luxusgüter.

Diese Faktoren könnten dazu führen, dass europäische Aktien auf mittlere Sicht stärker performen als es ihr Image vermuten lässt.


Bewertungen sprechen für Europa

Ein zentrales Argument Thozets ist die Bewertungslage. Während viele US-Aktien – insbesondere im Technologieumfeld – ambitioniert gepreist seien, biete Europa vergleichsweise günstige Einstiegsmöglichkeiten.

Selbst in zyklischen Branchen seien die Kurs-Gewinn-Verhältnisse historisch moderat, was den Raum für Aufwärtsbewegungen vergrößere – gerade bei wachsender Zuversicht in Bezug auf Inflation und Zinsen.


Makrodaten und Zentralbankpolitik: Rücken- oder Gegenwind?

Rekordstände sind oft ein Auslöser für Skepsis. Doch wie Kevin Thozet betont, sind sie nicht gleichbedeutend mit Überhitzung. Vielmehr könne der europäische Aktienmarkt trotz – oder gerade wegen – seiner Unterschätzung durch globale Investoren weiter an Bedeutung gewinnen."

Natürlich, so Thozet, seien die geldpolitischen Bedingungen ein Unsicherheitsfaktor. Doch im Vergleich zur restriktiven Phase der letzten zwei Jahre zeichnet sich allmählich ein Übergang zu einer normaleren Zinspolitik ab – in Europa sogar eher als in den USA.

Dazu kommen stabilere Konjunkturdaten und allmählich nachlassender Inflationsdruck – ein Umfeld, das Substanzwerte und Qualitätsaktien in Europa besonders begünstigen könnte.


Worauf es jetzt ankommt

Für Anleger empfiehlt Thozet keine pauschale Euphorie, sondern selektives Vorgehen. Europa biete vor allem dann Chancen, wenn man sich auf Unternehmen konzentriere mit:

  • robustem Geschäftsmodell
  • Preissetzungsmacht
  • internationaler Aufstellung
  • gesunder Bilanzstruktur

Diese Merkmale seien überproportional in Europa zu finden – und würden vom Markt oft noch nicht ausreichend honoriert.


Fazit: Europas Aktienrally – noch kein Grund für den Rückzug

Rekordstände sind oft ein Auslöser für Skepsis. Doch wie Kevin Thozet betont, sind sie nicht gleichbedeutend mit Überhitzung. Vielmehr könne der europäische Aktienmarkt trotz – oder gerade wegen – seiner Unterschätzung durch globale Investoren weiter an Bedeutung gewinnen.

Die Bewertung spricht dafür. Die Fundamentaldaten ebenfalls. Und wer global denkt, findet in Europa nicht nur Altbewährtes, sondern auch moderne Unternehmen mit internationaler Relevanz.

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