Schon in die Schulbildung integrieren Finanzielle Grundausbildung ist so wichtig
Mit den finanzmathematischen Kenntnissen der Bundesbürger steht es nicht zum Besten. Einigermaßen zutreffende Einschätzungen zu Inflation oder Zinseszinseffekt können nur etwa 60 Prozent geben. Wenn es zusätzlich auch um die Wirkung von Risikostreuung geht, sinkt der Anteil der "Aufgeklärten" gerade mal auf die Hälfte.
Dabei geht es nicht einmal um konkrete Berechnungen. Würden die verlangt, wären die Ergebnisse vermutlich noch wesentlich schlechter. Wie angesichts der bescheidenen Kenntnisse eine zielführende Geldanlage, gar eine private Altersvorsorge in Eigenverantwortung gelingen soll, daran sind durchaus Zweifel angebracht.
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Die Hoffnung auf "Learning by Doing" trügt
Tatsächlich führt Finanzwissen bisher an deutschen Schulen eher ein Schattendasein. Wirtschafts- und Finanzthemen werden zwar in Fächern wie Gesellschaftslehre oder Gemeinschaftskunde behandelt. Das geschieht aber mehr allgemein, sehr abstrakt und in der Perspektive "von oben". Praktische Anwendungen und Fragestellungen, die sich im persönlichen Alltag stellen, bleiben dabei auf der Strecke. So kommt es, dass viele Schüler am Ende ihrer Schullaufbahn kaum wissen, wie ein Girokonto funktioniert, von komplexeren Finanzprodukten ganz zu schweigen.
Die Meinung, fehlendes Wissen werde später schon durch "Learning by Doing" erworben, entspricht leider nicht der Realität. Untersuchungen zeigen, dass bei geringer finanzieller Grundbildung ein höheres Verschuldungsrisiko besteht, das Konto häufiger überzogen wird und öfter überteuerte Finanzierungen gewählt werden. Gleichzeitig wird weniger fürs Alter vorgesorgt und bei Liquiditätsengpässen werden an sich sinnvolle Versicherungen schneller gekündigt. Dass die finanzielle Situation solcher "Unwissenden" - vorsichtig ausgedrückt - nicht optimal ist, kann nicht überraschen.
Die Meinung, fehlendes Wissen werde später schon durch "Learning by doing" erworben, entspricht leider nicht der Realität."
Non scholae, sed vitae discimus
Es scheint daher höchste Zeit, dem allgemeinen Wissensmangel bei Finanzen abzuhelfen und damit so früh wie möglich zu beginnen. Bei Themen wie Altersvorsorge und finanzieller Sicherung des Lebensstandards werden künftig noch mehr Eigenverantwortung und Eigeninitiative gefragt sein als ohnehin schon. Denn die Leistungsfähigkeit sozialer Sicherungssysteme ist begrenzt und sinkt tendenziell weiter.
Die Schule ist der richtige Ort, um Kenntnisse über Finanzen und finanzielle Zusammenhänge zu vermitteln. Sie sollte nicht weiterhin einer bereits in der Antike geübten Kritik nach dem Motto entsprechen: "non vitae, sed scholae discimus" - "wir lernen nicht für das Leben, sondern für die Schule". Es muss umgekehrt "non scholae, sed vitae discimus" heißen - "wir lernen für das Leben, nicht für die Schule".
Wertvoll gestalten. Nachhaltig handeln.