Finanzlexikon Free Float – Streubesitz
Von der Marktkapitalisierung zum Free Float.
Die Marktkapitalisierung gilt als eine der zentralen Kennzahlen an den Börsen. Sie zeigt den Gesamtwert eines Unternehmens, indem sie den Aktienkurs mit der Gesamtzahl der ausgegebenen Aktien multipliziert. Doch was für Anleger auf den ersten Blick eine einfache Berechnung darstellt, ist in der Praxis differenzierter. Denn nicht alle Aktien eines Unternehmens sind tatsächlich am Markt frei handelbar. Hier kommt der Begriff Free Float ins Spiel.
Der Free Float bezeichnet den Anteil der Aktien, die sich im Streubesitz befinden und jederzeit an der Börse gehandelt werden können. Er ist also ein Maß für die tatsächlich verfügbare Liquidität einer Aktie. Große Pakete, die von Gründern, Großaktionären, Familien oder staatlichen Institutionen gehalten werden, werden in der Regel nicht zum Free Float gezählt, da sie nicht kurzfristig in den Handel gelangen.
Warum der Free Float wichtig ist
Der Free Float ist nicht nur eine technische Kennzahl, sondern hat direkte Auswirkungen auf die Funktionsweise der Kapitalmärkte:
- Liquidität: Je höher der Streubesitz, desto leichter können Investoren Aktien kaufen und verkaufen, ohne größere Kursschwankungen auszulösen.
- Indexaufnahme: Viele Börsenindizes, etwa der DAX oder der Euro Stoxx, berücksichtigen bei der Gewichtung nicht die gesamte Marktkapitalisierung, sondern die Free-Float-Marktkapitalisierung.
- Einfluss von Großaktionären: Ein niedriger Free Float bedeutet, dass wenige Anteilseigner eine große Macht über das Unternehmen ausüben. Für institutionelle Investoren kann das ein Risiko darstellen.
Wie der Free Float berechnet wird
box
Bei der Berechnung werden Aktienpakete bestimmter Eigentümergruppen herausgerechnet.
Typischerweise gelten als nicht zum Free Float gehörend:
- Aktien in den Händen von Großaktionären (z. B. über 5 % des Kapitals).
- Anteile von Gründerfamilien.
- Staatsbeteiligungen oder Aktien in öffentlicher Hand.
- Aktien, die von strategischen Partnern gehalten werden und nicht zum kurzfristigen Verkauf bestimmt sind.
Der Rest, der tatsächlich im Umlauf ist, bildet den Free Float.
Je nach Unternehmen kann dieser zwischen nahezu 100 % und weniger als 10 % schwanken.
Praktische Folgen für Investoren
Für Anleger hat der Free Float mehrere konkrete Konsequenzen.
- Handelbarkeit: Aktien mit hohem Streubesitz sind meist stabiler und weisen geringere Spreads zwischen Kauf- und Verkaufskursen auf.
- Kurseffekte: Bei niedrigem Free Float kann schon ein kleineres Handelsvolumen zu starken Kursausschlägen führen – ein Risiko, aber auch eine Chance für spekulative Investoren.
- Indexgewichtung: Wer in Indexfonds (ETFs) investiert, sollte beachten, dass Unternehmen nicht nach absoluter, sondern nach Free-Float-Marktkapitalisierung gewichtet werden. Ein Konzern mit hoher Gesamtmarktkapitalisierung, aber geringem Streubesitz, kann also eine vergleichsweise kleine Rolle im Index spielen.
Free Float als Indikator für die Unternehmensstruktur
Der Free Float ist ein zentrales Instrument, um die Marktgängigkeit einer Aktie einzuschätzen. Er macht deutlich, dass die Marktkapitalisierung allein nicht ausreicht, um die Bedeutung und das Gewicht eines Unternehmens im Börsenhandel zu bestimmen. Für Anleger ist der Free Float daher eine Kennzahl, die bei der Analyse von Aktien nicht fehlen sollte – sei es bei der Einschätzung von Liquidität, Risiko oder Indexgewichtung."
Neben der Marktbedeutung liefert der Free Float auch Informationen über die Eigentümerstruktur eines Unternehmens. Ein hoher Streubesitz deutet auf eine breite Investorenbasis hin, während ein niedriger Free Float signalisiert, dass ein oder wenige Eigentümer dominieren. Für Anleger ist das eine wichtige Information, weil sie Rückschlüsse auf Unternehmensentscheidungen zulässt.
So kann ein dominanter Ankeraktionär Stabilität und langfristige Orientierung sichern – aber er kann auch den Einfluss von Minderheitsaktionären beschneiden. Umgekehrt bedeutet ein hoher Streubesitz mehr Einflussmöglichkeiten für institutionelle Investoren und eine größere Markttransparenz.
Grenzen und Kritik
Auch der Free Float ist keine perfekte Kennzahl. Die Definition, welche Aktien als „gebunden“ gelten, unterscheidet sich je nach Börse und Indexbetreiber. Zudem ist nicht immer klar, wie dauerhaft große Beteiligungen tatsächlich sind. Strategische Investoren können Anteile verkaufen, wenn sich Rahmenbedingungen ändern – plötzlich steigt dann der Free Float.
Darüber hinaus ist die Kennzahl eine Momentaufnahme. Da sich Eigentümerstrukturen laufend ändern, ist auch der Free Float dynamisch.
Fazit – ein entscheidender, aber oft unterschätzter Faktor
Der Free Float ist ein zentrales Instrument, um die Marktgängigkeit einer Aktie einzuschätzen. Er macht deutlich, dass die Marktkapitalisierung allein nicht ausreicht, um die Bedeutung und das Gewicht eines Unternehmens im Börsenhandel zu bestimmen. Für Anleger ist der Free Float daher eine Kennzahl, die bei der Analyse von Aktien nicht fehlen sollte – sei es bei der Einschätzung von Liquidität, Risiko oder Indexgewichtung.
In einer Zeit, in der immer mehr Anleger über ETFs und Indizes investieren, wird er noch wichtiger: Denn am Ende entscheidet nicht nur, wie groß ein Unternehmen ist, sondern wie viel davon tatsächlich frei am Markt handelbar bleibt.
Freiräume schaffen für ein gutes Leben.