Fachleute Gibt es eine Immobilienfondskrise?
Die aktuell höheren Zinsen lassen festverzinsliche Wertpapiere sukzessive zur echten - und vor allem sicheren - Konkurrenz für Immobilienfonds werden. Geht diesen dadurch die Luft aus? Eine kurze Einordnung.
Das veränderte Zinsniveau führt zu deutlichen Verschiebungen auf dem Anlagemarkt. Insbesondere offene Immobilienfonds, die vielen Investoren als Alternative galten, haben Probleme, die notwendigen Mittelzuflüsse zur Realisierung ihrer Immobilienprojekte stabil zu halten. Droht hier eine waschechte Immobilienfondskrise?
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Herausforderungen in der Immobilienwirtschaft - Strategien gefragt
Bis vor geraumer Zeit konnten offene Immobilienfonds die Mittelzuflüsse mit Hilfe von begrenzten Kontingenten beeinflussen: Die Vertriebspartner durften nur zu bestimmten Zeiten und bis zu einem definierten Volumen Anteile verkaufen, so dass die Nachfrage nicht nur gepusht wurde, sondern die Mittel auch gezielt an den realen Bedarf an Kapital angepasst werden konnten. Branchengrößen wie DWS, Union Investment, Industria Wohnen, Wertgrund oder Kanam Grund haben bereits von dieser Strategie Abstand genommen - neue Anlagebeträge sind hier zwischenzeitlich immer willkommen.
Diese strategischen Änderungen machen eines deutlich: Offene Immobilienfonds verzeichnen immer weniger Nettomittelzuflüsse. Einige Anbieter verzeichneten im dritten Quartal bereits negative Zahlen. Das wirft naturgemäß Fragen auf: Wie stabil sind offene Immobilienfonds? Welche Mittel sind notwendig, um sie zu erhalten oder zu stärken? Wo geht es mit dieser Anlageklasse generell hin?
Carsten Thiel, der bei Union Investment Real Estate die Abteilung Fondsmanagement Immobilien leitet, sieht hier klar den Bedarf nach Fokussierung und Diversifizierung. So würde sich Union Investment bei bestimmten Arten der Nutzung auf Core Märkte konzentrieren und vor allem die Optimierung der Immobilienobjekte vorantreiben. In anderen Fällen diversifiziert das Unternehmen - und zwar in Abhängigkeit von den unterschiedlichen Standorteigenschaften, aber auch Kundengruppen und Objektarten.
Offene Immobilienfonds verzeichnen immer weniger Nettomittelzuflüsse."
Die Zeichen der Zeit sind also bekannt und werden nicht ignoriert. Thiel verweist darüber hinaus auf wichtige Vorteile, die Investoren nach wie vor mit offenen Investmentfonds generieren können: So wird beispielsweise eine teilweise Freistellung in Höhe von 60 Prozent der generierten Erträge eingeräumt - und bei überwiegend im Ausland aktiven offenen Immobilienfonds steigt diese Teilfreistellung sogar auf 80 Prozent, die steuerfrei generiert werden können.
Die Frage lautet also: Wie und mit welchem Anteil passt welcher offene Immobilienfonds ins eigene Portfolio? Und genau darauf kann nur eine umfassende und vor allem unabhängige Beratung, die alle relevanten Aspekte aufgreift, Antwort geben.
Freiräume schaffen für ein gutes Leben.