Rechtlich ist die Haltung von Haustieren in Mietwohnungen nicht grundsätzlich verboten

Tierliebhaber auf Wohnungssuche Haustiere als Wohnhindernis

Die Deutschen lieben ihre Haustiere – und das mit wachsender Begeisterung. Laut aktuellen Erhebungen lebten im vergangenen Jahr rund 34 Millionen Haustiere in deutschen Haushalten, darunter allein über 15 Millionen Katzen und rund 10 Millionen Hunde.

Für viele Menschen sind Tiere längst nicht mehr bloß Begleiter, sondern vollwertige Familienmitglieder, emotionale Stützen und Teil des Alltags. Doch diese Tierliebe stößt auf dem angespannten Wohnungsmarkt zunehmend auf Hindernisse. Besonders in Städten, wo die Konkurrenz um bezahlbaren Wohnraum hoch ist, stellt sich für viele Halterinnen und Halter die Frage: Wie tierfreundlich ist der Wohnungsmarkt wirklich? Und wie groß sind die Hürden, wenn man mit einem Hund oder mehreren Katzen auf Wohnungssuche geht?


Zwischen Duldung und Diskriminierung: Die Rechtslage im Überblick

Rechtlich ist die Haltung von Haustieren in Mietwohnungen nicht grundsätzlich verboten – aber sie ist auch nicht uneingeschränkt erlaubt.

Die aktuelle Rechtsprechung sieht vor, dass Kleintiere wie Hamster, Wellensittiche oder Fische ohne Genehmigung gehalten werden dürfen.

Anders sieht es jedoch bei größeren Tieren aus, insbesondere bei Hunden und Katzen.

Hier darf der Vermieter grundsätzlich mitreden – und auch ablehnen, wenn sachliche Gründe dagegen sprechen. Dazu zählen etwa Lärmbelästigung, Geruchsbelästigung,

Allergiegefährdung anderer Mieter oder Bedenken hinsichtlich des Pflegezustands der Wohnung. Allerdings darf der Vermieter keine pauschalen Tierverbote im Mietvertrag festlegen.

Jede Entscheidung muss individuell begründet sein.

In der Praxis führt das jedoch häufig zu Unsicherheit und Vorbehalten, sowohl bei Vermietern als auch bei potenziellen Mietern mit Tier.

Wer offen mit dem Haustierwunsch umgeht, muss nicht selten Absagen einstecken – nicht, weil das Tier konkret problematisch wäre, sondern weil Vermieter Schwierigkeiten oder Konflikte von vornherein vermeiden möchten.


Emotionale Bindung trifft auf pragmatische Wohnraumpolitik

Gerade bei Menschen, die ihr Haustier nicht nur als Haustier, sondern als Lebenspartner oder Teil der Familie begreifen, sorgt diese Unsicherheit für Frustration. Denn oft entsteht der Eindruck, dass Haustiere – ähnlich wie Kinder oder alternative Lebensmodelle – auf dem Wohnungsmarkt als Störfaktor gelten.

In Bewerbungsgesprächen um Mietobjekte bleibt das Thema Haustier daher häufig unausgesprochen – oder wird bewusst verschwiegen, in der Hoffnung, nach Einzug eine nachträgliche Duldung zu erreichen. Doch dieser Weg ist riskant: Im schlimmsten Fall kann der Vermieter die Entfernung des Tieres verlangen oder sogar auf Kündigung bestehen, wenn keine Genehmigung vorliegt und das Tier als erhebliche Beeinträchtigung des Mietverhältnisses gewertet wird.

Dabei widerspricht die ablehnende Haltung vieler Vermieter einem gesellschaftlichen Trend: Immer mehr Menschen – insbesondere Singles, ältere Menschen und kinderlose Paare – entscheiden sich bewusst für ein Tier als emotionalen Anker in einer komplexer werdenden Welt. Die Wohnungssuche mit Tier wird damit zur existenziellen Frage – nicht nur der Bequemlichkeit, sondern der Lebensgestaltung.


Wohnungsmangel trifft Tierliebe: ein doppelter Druck

Die hohe Zahl von Haustieren in Deutschland zeigt, dass Tiere längst zur gesellschaftlichen Normalität gehören. Umso paradoxer wirkt es, dass ihre Haltung auf dem Wohnungsmarkt noch immer als Problemfall gilt."

In einem ohnehin angespannten Wohnungsmarkt, in dem Angebot und Nachfrage oft auseinanderklaffen, verschärft sich die Lage für Tierhalter zusätzlich. In beliebten Städten wie Hamburg, Berlin oder München berichten Wohnungssuchende regelmäßig davon, dass sie mit Hund oder Katze aus Auswahlprozessen regelrecht herausfallen – noch bevor es zu einem Besichtigungstermin kommt.

Besonders kritisch wird es, wenn mehrere Tiere gehalten werden oder wenn das Tier einem bestimmten Rasseprofil entspricht – etwa bei großen Hunderassen oder sogenannten Listenhunden. Hier kommen häufig pauschale Vorurteile ins Spiel, die mit der Realität wenig zu tun haben. Auch ältere Tiere, die ruhig und gut erzogen sind, werden oft in einen Topf mit vermeintlich problematischen Fällen geworfen.

Gleichzeitig verschärfen Wohnungsgrößen, Grundrisse und Lagebedingungen die Problematik. Viele Wohnungen verfügen weder über einen Garten noch über hundefreundliche Parks in der Nähe. Für Vermieter stellt sich deshalb oft die Frage, ob Tierhaltung zur Belastung für das Wohnumfeld wird – eine Einschätzung, die häufig subjektiv getroffen wird und auf wenig belastbaren Annahmen beruht.


Tierfreundlichkeit als neues Kriterium der Wohnqualität?

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Wäre es an der Zeit, tierfreundliches Wohnen nicht als Ausnahme, sondern als Qualitätsmerkmal zu begreifen? Einige Genossenschaften, Wohnbaugesellschaften und private Anbieter experimentieren bereits mit haustierfreundlichen Wohnkonzepten, die etwa spezielle Auslaufflächen, Gemeinschaftsgärten oder Tiertreffpunkte einplanen.

Auch Online-Plattformen zur Wohnungssuche bieten inzwischen Filterfunktionen für tierfreundliche Objekte an – allerdings mit begrenzter Reichweite. Was fehlt, ist eine systematische Perspektive auf das Thema: Welche Anforderungen stellen Tierhalter tatsächlich an Wohnraum? Welche Ängste und Bedenken haben Vermieter – und wie könnten sie entkräftet werden?

Ein offener Dialog, begleitet durch rechtliche Klarheit und praktische Erfahrungsberichte, könnte helfen, das Thema zu entemotionalisieren – und zu enttabuisieren.


Fazit: Wohnungssuche mit Haustier – eine Frage der Haltung

Die hohe Zahl von Haustieren in Deutschland zeigt, dass Tiere längst zur gesellschaftlichen Normalität gehören. Umso paradoxer wirkt es, dass ihre Haltung auf dem Wohnungsmarkt noch immer als Problemfall gilt.

Die Erfahrung vieler Tierhalter, mit ihrem Anliegen abgelehnt oder übergangen zu werden, offenbart ein strukturelles Defizit: Es fehlt an Vertrauen, Information und Gestaltungswillen auf beiden Seiten. Dabei wäre es durchaus möglich, tierfreundliches Wohnen zu fördern, ohne andere Mieter zu benachteiligen – mit klaren Regeln, nachvollziehbaren Kriterien und einer Haltung, die Tiere nicht als Risiko, sondern als Teil des modernen Lebens begreift.

Denn wer Tiere in sein Leben lässt, wählt nicht den einfacheren, sondern den verantwortungsvolleren Weg. Der Wohnungsmarkt sollte dafür Platz schaffen – nicht Schranken errichten.

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