Kunden werden in Zukunft weniger Service erwarten dürfen

Veränderungen einer ganzen Branche Immer weniger Sparkassen und Volksbanken

Die Zahl der öffentlich-rechtlichen Geldinstitute wird kleiner. Dieser Trend wird sich auch 2023 fortsetzen.

Schon seit längerem gibt es bei den öffentlich-rechtlichen Geldinstituten einen merklichen Schwund. Die Unternehmensberatung zeb hat sich im Auftrag vom 'Handelsblatt' etwas genauer mit diesem Thema auseinandergesetzt. Die Analyse der erhobenen Daten belegt eindrucksvoll, was insbesondere viele Kunden von Sparkassen, Raiffeisen-  und Volksbanken schmerzhaft erleben.

Netz der öffentlich-rechtlichen Banken wird dünner:

  • Am 31.12.2021 gab es in Deutschland noch 371 Sparkassen und 770 Genossenschaftsbanken.   
  • Der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) geht davon aus, dass es bis zum Ende des Jahres 2022 allein in ihrem Wirkungsbereich bis zu fünfzig Fusionen gab.
  • Nach Angaben der Unternehmensberatung zeb verringerte sich die Zahl der Geldinstitute in Folge von Fusionen um neun Sparkassen und 35 Genossenschaftsbanken.

Trend hat vielfältige Ursachen

Nach Ansicht von Branchenkennern gibt es mehrere Faktoren, die Banken zu Fusionen zwingen. Die gesamte Branche ist seit Jahren von einer immer stärkeren Regulierung betroffen. Eine weitere Herausforderung ist die zunehmende Digitalisierung. Besonders stark leiden kleine Institute wie die Volks- und Raiffeisenbanken unter diesem Druck. Um die anfallenden Aufgaben zu meistern und die Kosten zu minimieren, werden sie gezwungen, sich mit anderen Instituten zusammenzuschließen. Dabei kommt es ihnen zu Gute, dass die organisatorischen Strukturen und die Ausstattung dieser Institute relativ ähnlich sind.

Mangel an Fachkräften sorgt für Zuspitzung der Probleme

Erschwerend kommt hinzu, dass auch in dieser Branche händeringend gut ausgebildetes Personal gesucht wird. Darauf weist die BVR-Präsidentin Marija Kolak im Interview mit dem 'Handelsblatt' hin. Wie sie aus den Berichten der Mitglieder ihres Bundesverbandes weiß, ist es beispielsweise bereits seit längerer Zeit nahezu unmöglich, in dünn besiedelten Regionen einen Risiko-Controller zu rekrutieren.

Eine Herausforderung ist die zunehmende Digitalisierung. Besonders stark leiden kleine Institute wie die Volks- und Raiffeisenbanken unter diesem Druck."

Steigende Kosten zwingen zum Sparen

Auch bei den Banken treibt die Inflation die Kosten immer weiter in die Höhe, so dass die Institute gezwungen werden, immer weitere Sparpotentiale auszuschöpfen. Es ist darum abzusehen, dass die noch bestehenden Sparkassen und Genossenschaftsbanken ihre Filialnetze ausdünnen werden.

Das senkt nicht nur die Kosten, sondern entschärft zugleich ein wenig die durch den Mangel an Fachkräften erwachsenen Herausforderungen. Für die Kunden sind das trübe Aussichten. Sie werden in Zukunft weniger Service erwarten dürfen.

 

 

Autor: Reiner Braun, Braun Finanzberatung GmbH & Co. KG Bamberg, www.braun-finanzberatung.de

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